Polio-Wildvirus in Hamburger Abwasser entdeckt
In einer Hamburger Abwasserprobe ist erstmals seit Jahrzehnten wieder ein Polio-Wildvirus (Typ 1) nachgewiesen worden. Das meldet das Robert Koch-Institut (RKI). Das Virus kann Kinderlähmung verursachen. Nach Einschätzung der Expertinnen und Experten besteht für die Bevölkerung jedoch keine akute Gefahr – Hamburgs Impfquote ist hoch, und es handelt sich um einen isolierten Einzelfund.
Der positive Befund stammt von Anfang Oktober. Untersucht wurde eine Sammelprobe, die auch Abwässer aus Teilen angrenzender Bundesländer enthält. Deshalb lässt sich nicht genau bestimmen, wo das Virus ausgeschieden wurde – und auch nicht, ob eine oder mehrere Personen betroffen sind. Entdeckt wurde das Virus, weil für ein Forschungsprojekt fortlaufend Abwasserproben aus deutschen Großstädten auf Polioviren untersucht werden.
Virus in Hamburg: Letzte Fälle aus den 90ern
Weltweit kommt das Wildvirus nur noch in Afghanistan und Pakistan vor. In Deutschland wurde die letzte Polio-Erkrankung durch ein Wildvirus 1990 registriert, die letzten importierten Fälle 1992. Klinische Erkrankungen sind dem RKI aktuell nicht gemeldet.
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Seit Ende 2024 finden Labore bundesweit bereits vereinzelt sogenannte impfstoff-abgeleitete Polioviren (VDPV) in Abwasserproben. Diese stehen jedoch nicht im Zusammenhang mit dem jetzt entdeckten Wildvirus – es handelt sich um unterschiedliche Typen.
Hamburg: Impfung gegen Polioviren gilt als sicher
Sowohl Wildviren als auch VDPV können bei ungeimpften Menschen Kinderlähmung auslösen. Aufgrund der flächendeckend hohen Impfquoten gehen die Hamburger Gesundheitsbehörden aber von einer stabilen Herdenimmunität aus. Das Risiko für die Bevölkerung wird deshalb weiterhin als sehr gering eingestuft.
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Die Polio-Impfung mit dem in Deutschland eingesetzten Totimpfstoff gilt als sicher und zuverlässig. Übertragen werden die Viren durch Schmierinfektion (Stuhl–Hand–Mund).
Die Hamburger Fach- und Reaktionsgruppe Seuchenschutz hat den Fall bewertet und informiert die Fachöffentlichkeit. Weitere Abwasserproben werden derzeit analysiert. Wichtig für alle Hamburgerinnen und Hamburger: Das Trinkwasser ist nicht betroffen. (nf)
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