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Polizisten durchsuchen ein Grundstück in Wriedel (Niedersachsen)bei einer Razzia wegen des Verdachts des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs
  • Bei einer Razzia Ende März durchsuchten die Beamten Häuser in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg.
  • Foto: picture alliance / Philipp Schulze/dpa

Menschenhandel? 44-Jähriger soll Polen als „Knecht“ verkauft haben

Ein 44-Jähriger muss sich wegen Menschenhandels vor dem Harburger Amtsgericht verantworten. Er soll einen Mann aus Polen an einen anderen Mann verkauft haben, damit der für ihn klaut. Die Masche mit den sogenannten „Knechten“ ist der Polizei schon lange bekannt.

Es klingt ungeheuerlich. Am 5. März 2018 soll ein Mann einen heute 42-jährigen Polen einem anderen Mann zum Kauf angeboten haben. Das Opfer, das mit dem Versprechen auf Arbeit nach Deutschland gelockt worden war, kam zunächst bei dem Angeklagten unter. Später wurde er einem anderen Mann „übergeben“ und in einer heruntergekommenen Gartenlaube in Brunsbüttel untergebracht.

Pole musste als „Knecht“ Diebstähle begehen

Dort musste der Pole als sogenannter „Knecht“ für den Mann Fahrraddiebstähle begehen. Während für den 44-jährigen mutmaßlichen Menschenhändler am Freitag vor dem Harburger Amtsgericht der Prozess erst beginnt, ist sein Mittäter bereits vom Amtsgericht Itzehoe wegen dieser Taten rechtskräftig verurteilt worden.

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Denn dort hatte sich seit 2017 im Bereich der Polizeidirektion Itzehoe ein polnischer Roma-Clan mit zahlreichen Familien angesiedelt. Auf deren Konto sollten laut einem damaligen Bericht der „SHZ“ neben Diebstählen auch Versicherungsbetrug, Einbrüche und Menschenhandel gehen. Seit Anfang 2017 beschäftigt sich eine eigene Ermittlungsgruppe der Polizei mit den Delikten.

Mitglieder dieses Clans wurde im Dezember 2018 vor dem Amtsgericht Itzehoe wegen gemeinschaftlichen schweren Diebstahls verurteilt. Damals ging es zwar lediglich um sechs Diebstähle von Alkohol, Fleisch und Tabak in sechs Lebensmittelmärkten, doch hinter allen Taten steht ein gut organisierter Familienclan, der andere zwingt, die Diebstähle zu begehen. Diese „Knechte“ sind Männer, die in ihrem Heimatland Polen keine berufliche Perspektive und oft auch Alkoholprobleme haben. Sie werden mit Arbeitsversprechungen nach Deutschland gelockt und hier ausgebeutet.

Menschenhandel: Großangelegte Razzia in Norddeutschland

Warum sie mitmachen? „Sie werden bedroht, manchmal auch mit Gewalt“, erklärte Staatsanwalt Sebastian Fehr gegenüber der „SHZ“. „Und sie haben kaum Chancen, der Sippe zu entkommen.“

2019 kam es in Norddeutschland zu einer groß angelegten Razzia. Mehr als 500 Ermittler durchsuchten im März 13 Gebäude bei Uelzen, im Wendland und in Hamburg. Die Beamten beschlagnahmten damals mehr als 30.000 Euro Bargeld, Schmuck und einen Bus. Drei Männer und eine Frau wurden damals festgenommen.

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