Pleiten, Wut und Existenzangst an Hamburgs Chaos-Straße
Baustellen, so weit das Auge reicht: Der Sievekingdamm besteht in weiten Teilen aus aufgebuddeltem Asphalt und provisorischen Verkehrsführungen, ein durchkommen ist schwer – egal ob per Fahrrad, Auto, Bus oder zu Fuß. Vor einem Jahr gab’s mal ne Pop-Up-Bikelane, die ist jetzt wieder weg – weil sich der Autoverkehr staute. Damit es genug Platz für Radler und Pkw gibt, wurden 20 Bäume gefällt. Frust gibt es besonders bei den anliegenden Gewerbetreibenden.
„Ich bin verzweifelt, diese ewigen Baumaßnahmen sind für mich existenzbedrohend!“, sagt Nedjet Yurtbas, Inhaber des Gardinengeschäfts „Tek Perde Dünyasi“. Er zeigt aufgebracht nach draußen. Direkt vor seinem Laden ist die komplette Straße aufgerissen und das Geschäft nur noch gerade so für Fußgänger erreichbar.
Baustellen, so weit das Auge reicht: Der Sievekingdamm besteht in weiten Teilen aus aufgebuddeltem Asphalt und provisorischen Verkehrsführungen, ein durchkommen ist schwer – egal ob per Fahrrad, Auto, Bus oder zu Fuß. Vor einem Jahr gab’s mal ne Pop-Up-Bikelane, die ist jetzt wieder weg – weil sich der Autoverkehr staute. Damit es genug Platz für Radler und Pkw gibt, wurden 20 Bäume gefällt. Frust gibt es besonders bei den anliegenden Gewerbetreibenden.
„Ich bin verzweifelt, diese ewigen Baumaßnahmen sind für mich existenzbedrohend!“, sagt Nedjet Yurtbas, Inhaber des Gardinengeschäfts „Tek Perde Dünyasi“. Er zeigt aufgebracht nach draußen. Direkt vor seinem Laden ist die komplette Straße aufgerissen und das Geschäft nur noch gerade so für Fußgänger erreichbar.
„Wenn ich Lieferungen bekomme, wird’s immer schwierig. Einmal ist ein Lieferant einfach wieder weggefahren.“ Seit Jahren gäbe es nur immer wieder neue Baustellen. „Keiner denkt an die Menschen, die sich hier etwas aufgebaut haben. Wir werden einfach im Stich gelassen“, klagt der 53-Jährige.

Hamburg: Sievekingdamm ist schon seit Jahren Baustelle
Direkt gegenüber – aber eben nur durch Umwege erreichbar – liegt der Immobilien Service von Matthias Horstmann. Er dreht mit seinen zwei Hunden gerade eine Gassirunde und kann über die Planungen nur noch den Kopf schütteln.
„Am schlimmsten ist, dass jetzt nur noch Längsparken vor den Geschäften möglich ist“, sagt der 45-Jährige. Dadurch seien enorm viele Parkplätzen weggefallen. Um Materialien zu holen müssten er und seine Mitarbeiter jetzt oft bis zum Auto am Hammer Park laufen. „Wir brauchen mehr Ladezonen und temporäre Parkplätze“, fordert er.

Auch Meike Lütz vom benachbarten Kiosk kann die Parkplatz-Entscheidung nicht verstehen. „Es ist sau gefährlich, wie inzwischen geparkt wird“, erzählt sie. „Es gibt hier kaum Garagen oder eine gute ÖPNV-Anbindung. Die Menschen sind auf ihr Auto angewiesen, finden jetzt allerdings keine Möglichkeit mehr, es abzustellen.“ Auch sie hat seitdem mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. „Früher haben die Leute vor der Autobahn kurz gehalten, um sich noch etwas zu holen. Das geht jetzt nicht mehr.“
Das zuständige Bezirksamt-Mitte kennt die Problematik, verweist allerdings darauf, dass dort auch in der Vergangenheit immer nur Längsparken zulässig gewesen sei.
Hamburg: Zwei Fahrspuren in Richtung Sievekingallee
Allgemein ist die Baustellenlage am Sievekingdamm inzwischen sehr unübersichtlich geworden. Voraussichtlich bis zum Herbst 2022 werden die Fahrbahnen, Geh- und Radwege, Überfahrten und Parkflächen zwischen der Sievekingsallee und der Straße Saling erneuert.

Was ist der finale Plan? In Richtung Zentrum sollen erst kurz vor dem Knoten Saling/Carl-Petersen-Straße zwei Fahrspuren realisiert werden. Richtung Sievekingdamm wird es weiterhin zwei Fahrstreifen geben, nachdem im Sommer 2020 kurzfristig mal eine Pop-Up-Bikelane – also ein temporärer Radweg – dort eine Spur belegt hatte. „Dies ist nötig, um Rückstau zu Spitzenzeiten zu vermeiden“, heißt es im Protokoll des Regionalausschusses Horn, Hamm, Borgfelde.
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Eine bessere Radweg-Infrastruktur soll es dort allerdings trotzdem geben – zwei Fahrspuren plus Radweg. Neues Problem: Dafür fehlt der Platz. Deshalb hat sich der Bezirk darauf geeinigt, den Mittelstreifen zu versetzen.
Dieser wurde ab der Straße Auf den Blöcken bereits entfernt, inklusive 20 Bäume. „Die haben sich leider an diesem Standort schlecht entwickelt und werden ausgetauscht“, erklärt Bezirkssprecherin Sorina Weiland. Im Regionalausschuss wurde verfügt, den neuen Mittelstreifen neu zu bepflanzen.

Dass die Bäume nicht mehr gesund waren, davon ist auch Kerstin Kuhlmann, Inhaberin der Podologischen Praxis in der Straße, überzeugt. „Die hatten höchstens ein paar Wochen im Jahr grüne Blätter“, erzählt sie. Die 54-Jährige leidet allerdings ebenfalls unter den fehlenden Parkplätzen. „Viele Patienten bei uns sind gehbehindert“, sagt sie. „Die können nicht einen Kilometer weit weg parken.“
Wie aufs Stichwort versucht ein älterer Herr, die im Erdgeschoss liegende Praxis zu betreten, hat schon Probleme, die kleine Stufe zu meistern. „Temporäre Parkplätze wären doch eine Lösung“, schlägt Kuhlmann vor.

Bis mindestens April ist die Straße Richtung Sievekingdamm erstmal eine Einbahnstraße, im Frühsommer können Autofahrer dann umgekehrt nur noch Richtung City fahren. Für Kuhlmann und alle anderen Gewerbetreibenden bedeutet das weiterhin vor allem eines: Improvisation. Und hoffen, dass die Kunden weiterhin den Weg zum Geschäft finden.