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  • Anwohner und Autofahrer ärgern sich über die Verkehrsplanung am Sievekingdamm.
  • Foto: Patrick Sun

Mini-Spur in Hamburg: Dieser Radweg sorgt richtig für Frust

Hamm – Seit ein paar Wochen ist sie da: die Radspur am nördlichen Sievekingdamm. Das Ergebnis einer Verzögerung der eigentlich geplanten Baumaßnahmen. Die Übergangslösung soll noch bis Ende des Jahres erhalten bleiben, die Anwohner und Ladenbesitzer freut’s weniger. Ein Ortsbesuch.

Sie taucht völlig unvermutet auf: Zwischen den Querstraßen „Wolfshagen“ und „Auf den Blöcken“ muss sich der Autoverkehr am Sievekingdamm von zwei Spuren auf eine fädeln. Denn die rechte Spur wird dann für 100 Meter zum Fahrradweg. „Grund ist, dass in diesem Straßenabschnitt keine ausreichenden Flächen im Gehweg zur Verfügung stehen, ohne den Baumbestand zu beschädigen“, so das Bezirksamt Mitte.

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Vorher war hier Längsparken möglich – wegen der Fahrradspur können jetzt weniger Autos parken.

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Patrick Sun

Davor verläuft der Fahrradweg auf dem Bürgersteig, ebenfalls provisorisch mit gelber Farbe markiert. Die ursprünglichen Schrägparkplätze sind dafür jetzt zu einer Parallelaufstellung beschränkt worden. 

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Lars-Erik Rasmussen (54) findet den neuen Radweg nicht verhältnismäßig.

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„Das Problem ist, dass diese Radspur einfach in keinem Verhältnis steht“, regt sich Lars Erik-Rasmussen auf. Der 54-Jährige ist Inhaber der „Fahrschule Thomas“ in der Straße. „Da fahren vielleicht in einer Stunde eine Handvoll Radfahrer lang, und die meisten radeln sowieso auf dem Bürgersteig weiter.“ Für ihn ist das hier der falsche Platz für solch einen Radweg. „Das ist eine Zubringerstraße für den Horner Kreisel und keine beliebte Radroute.“

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Anwohner Moses Badjii (33) ärgert sich über den erhöhten Lärm.

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Patrick Sun

Die einspurige Fahrbahn sorgt vor allem im Feierabendverkehr für mehr Stau und Lärm: Anwohner Moses Badjii kennt das schon ziemlich gut. „Ab 16 Uhr wird es hier ziemlich laut, wenn sich die Autos ohne Ende stauen“, erzählt der 33-jährige Logistiker, „es ist wirklich schwierig geworden, als Fußgänger die Straße zu überqueren.“

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Hanna Gerull (30) findet die Fahrradspur völlig in Ordnung.

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Hanna Gerull ist ebenfalls Anwohnerin, als Fahrradfahrerin stört sie die temporäre Radspur eher weniger. „Ich finde das völlig in Ordnung“, sagt die 30-Jährige der MOPO, während sie sich im Gespräch auf ihr Rad abstützt. „Der vorherige Fahrradweg zwischen den parkenden Autos und dem Bürgersteig war schrecklich – geparkte Autos standen auf der Spur, Mülltonnen wurden darauf gestellt, sodass man ausweichen musste. Von Mindestabstand keine Spur.“ Für sie könne der Radweg aber auch gerne auf dem Bürgersteig weitergehen, anstatt auf die Straße auszuweichen.

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Wegen der fehlenden Parkplätze kommen weniger Kunden zu Natalia Klos (35).

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Für die Ladenbesitzer in der Nähe ist aber nicht die Fahrradspur auf der Straße das größte Problem, sondern das Wegfallen der Parkplätze wenige Meter davor. Durch die Verlegung der Radspur auf den Bürgersteig dürfen diese nicht mehr genutzt werden. „Meine Kunden können nicht mehr mit dem Auto hierher kommen“, berichtet Natalia Klos, Inhaberin des „Beauty-Institut“ in der Straße. „Dadurch kommen weniger als vorher.“

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Meike Lutz (49) sammelt in ihrem Kiosk Unterschriften für eine Verbesserung der Parkplatz-Situation.

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Mittlerweile haben die Ladenbesitzer eine Unterschriften-Aktion gestartet, um das Bezirksamt Mitte zum Handeln aufzufordern. Kiosk-Besitzerin Meike Lutz präsentiert die Zettel im Klemmbrett. „Es ist einfach ätzend“, fasst die 49-Jährige die Lage frustriert zusammen. „Das wurde alles über unsere Köpfe hinweg entschieden.“

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Peter Müller (74) ist empört über die Entscheidung über die Köpfe der Bürger.

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Das ist auch Anwohner Peter Müller aufgefallen. Der 74-jährige Rentner ist nach eigener Aussage empört über die beschlossene Maßnahme ohne Bürgerbeteiligung. 

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Benjamin Szostak ist eigentlich „Team Fahrrad“, beschwert sich aber über fehlende Kommunikation.

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Student Benjamin Szostak ist eigentlich „Team Fahrrad“, wie er sagt. In seiner WG am Sievekingdamm teilten sie sich zu fünft ein Auto. „Aber der Lärm ist wirklich unglaublich angestiegen. Und jetzt sind gerade Sommerferien und Corona-Verkehr – das heißt, es wird noch schlimmer“, prophezeit er. Der 31-Jährige prangert ebenfalls die fehlende Kommunikation an. Von dem Fahrradweg habe er vorher nur über den „Flurfunk“ des Kiosks erfahren.

Verkehrsplanung am Sievekingdamm erhitzt die Gemüter

„Die Übergangslösungen sind das Ergebnis einer Verzögerung im Abstimmungsprozess von ‚Hamburg Wasser‘ und dem ‚Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG)‘ auf der als Parallelstrecke verlaufenden Burgstraße“, erklärt das Bezirksamt auf MOPO-Nachfrage. Der Bezirk sei in Kontakt mit den betroffenen Anwohnern und habe auch schon von der Unterschriftenaktion erfahren. Die Provisorien sind erst einmal bis Ende des Jahres geplant.

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