OMR Gründer Philipp Westermeyer
  • OMR Gründer Philipp Westermeyer.
  • Foto: Schimkus

Vom Mini-Start-up zum Job-Motor: Die unglaubliche OMR-Geschichte

Ganz am Anfang stand ein junger Startup-Gründer, der nebenher ein paar Freund:innen erklärte, wie das so funktioniert mit der Werbung im Internet. Am Ende steht eine Mega-Messe, die 70.000 Menschen und eine Handvoll Superstars nach Hamburg lockt und die Stadt für zwei Tage zum Nabel der digitalen Welt macht. Die OMR-Geschichte ist eine Erfolgsstory, die sogar Philipp Westermeyer, den Startup-Gründer von einst, immer noch ein bisschen überrascht.

War das alles so geplant? Nee, sagt Philipp Westermeyer: „Ich hab das eher so als Hobby angefangen.“ 2009 hatte er bereits seine erste Firma gegründet, es ging um Onlinemarketing. Immer mal wieder fragten Freund:innen, ob er mal helfen könnte bei damals noch recht neuen Themen wie Suchmaschinenoptimierung und Werbung im Internet. „Und daraufhin habe ich 2009 so ein Seminar gemacht“, erzählt Westermeyer, „und habe denen zwei, drei Tage alles erzählt.“ Halt eher Hobby als neue Geschäftsidee – und doch die Geburtsstunde für OMR, das damals noch „Online Marketing Rockstars“ hieß.

Das Seminar in der Hamburg Media School kam super an – und es sprach sich rum: „Die Leute fragten nach einem Aufbaukurs, den ich natürlich nicht in der Tasche hatte.“ 2011 wurde aus dem Seminar mit ein paar Freund:innen die erste etwas größere Konferenz: „Und weil da ja viele kamen, die ich auch aus dem Seminar kannte, dachte ich, machen wir das mal nett mit Musik und Party.“ 200 Leute kamen damals in die Große Freiheit, die Organisation schaffte Westermeyer noch mit ein paar Freund:innen als Unterstützung – aber dann nahm das Projekt Fahrt auf.

2013 kamen erstmals mehr als 1000 Besucher:innen zur OMR

In jedem Jahr wollten mehr Teilnehmer:innen dabei sein, 2013 kamen mehr als 1000 Männer und Frauen – und Philipp Westermeyer stellte den ersten Kollegen ein, dessen Vollzeitjob es war, die nächste Konferenz vorzubereiten.

Die OMR gilt als „Klassentreffen“ der globalen Digitalwirtschaft Patrick Sun
OMR-Messe
Die OMR gilt als „Klassentreffen“ der globalen Digitalwirtschaft

Ungefähr in dieser Zeit verkauft der junge Gründer seine erste Firma an Zalando, blieb noch ein bisschen dabei für die Übergabe und stand mit 33 Jahren vor der großen Frage: Und nun? Da gab’s ja noch OMR, das bisher „so nebenbei“ lief. Um das könnte man sich ja mal ein bisschen kümmern, dachte Philipp Westermeyer: „Und damit habe ich dann bis heute nicht mehr aufgehört.“

400 Menschen arbeiten inzwischen bei der Firma, die ihren Sitz im Schanzenviertel hat, in Sichtweite der Messehallen. 50 bis 60 davon sind inzwischen das ganze Jahre mit der Planung der Megamesse beschäftigt, darüberhinaus hat sich ein ganzer „OMR Kosmos“ entwickelt, werden Podcasts produziert, Fortbildungsmodule gehören dazu, ebenso eine eigene Bewertungsplattform für Businesssoftware. Während der Pandemie war OMR in den Betrieb des Impfzentrums in den Messehallen eingebunden, kümmerte sich um Akkreditierungen und Personenlenkung, koordinierte Service-Angebote und die Arbeit der Sicherheitsfirmen. So kam das Unternehmen trotz der ausgefallenen Messen 2020 und 2021 glimpflich durch die Pandemie – und wurde, so der Chef, zu einer eingeschworenen Familie.

Das lockt Weltstars wir Ashton Kutcher zur OMR

Westermeyers Lebensweg hätte aber auch ganz anders verlaufen können und der heutige „Digitalpapst“ hätte auch mit Mikro oder Schreibblock in den Stadien der Welt stehen können. Sportreporter, das war Westermeyers Traumjob als Teenager, damals in Essen, als er mit 15 Jahren in der lokalen Sportredaktion der „Neuen Ruhr Zeitung“ jobbte, für die Schülerzeitung schrieb und später auch mal bei Radio Essen reinschnupperte.

Neben dem Journalismus interessierte der junge Philipp Westermeyer sich aber auch für Unternehmertum und Eventplanung, studierte schließlich BWL („ganz klassisch“) und ist jetzt „so eine Mischung aus Medienmacher und Unternehmer“.

Das könnte Sie auch interessieren: Warum wollen alle bei Ihnen arbeiten, Herr Westermeyer?

Dass die OMR einmal so ein Event der Superlative wird, dass Weltstars wie Ashton Kutcher, Quentin Tarantino oder in diesem Jahr Serena Williams als Speaker in den Hamburger Messehallen auftreten – darüber staunt selbst der OMR-Erfinder: „Veranstalter sein, das habe ich ja nie gelernt“, sagt Westermeyer, „ich habe mit wenig Planung und Erwartung losgelegt und inzwischen ist das größer, als ich je gedacht hätte.“ Dass er mal zusammen mit der Stadt die Sperrung einer Straße plant, weil die schiere Menge der Besucher:innen anders nicht sicher zu handeln ist, das sind Dimensionen, die in den Anfangszeiten undenkbar waren.

Auch andere Bereiche halten Überraschungen parat: „Letztes Jahr habe ich erstmals mitbekommen, wie es ist, wenn in Hamburg die Betten knapp werden.“ Plötzlich kosteten Übernachtungen in einfachen Hotels im Umland das Zehnfache des normalen Preises, weil in Hamburg nach zwei Jahren Corona-Zwangspause wieder OMR war – und alle dabei sein wollten.

Was die Superstars an dem OMR Festival reizt? Da muss Westermeyer kurz nachdenken: „Digitalisierung geht jeden an“, sagt er dann: „Viele prominente Menschen investieren in dem Bereich, beschäftigen sich damit.“ Los ging es, als Dieter Bohlen mal zu Gast im Podcast war, einem weiteren wichtigen Standbein im OMR-Universum: „Da waren wir alle überrascht, dass so ein Fernsehstar bei Insta aktiv war“, sagt Westermeyer: „Und da wurde uns klar, dass wir über die klassische Nerd-Welt hinaus gucken sollten.“

Das ist die „Ur-DNA“ des OMR Festivals

Die frühen OMR-Zeiten, als Westermeyer sogar mit Schlafsack in der Großen Freiheit übernachtete, damit alles klappt, sind längst vorbei: „Jetzt kümmern sich Profis um alles, wir haben Leute an Bord, die über Jahre das Wacken-Festival aufgebaut haben, das sind superprofessionelle Strukturen.“ Eine Veranstaltung mit 5000 Leuten zu organisieren, nur mit der Unterstützung von ein paar Freunden, das war deutlich stressiger, als ein Riesenevent, das in der Hand von 60 Profis liegt, die einfach wissen, was sie tun. Stressfrei sind die Tage, auf die ein Jahr lang hingearbeitet wurde, natürlich trotzdem nicht: „Da wache ich schon mal morgens auf und habe schon fünf Nachrichten auf dem Handy und irgendjemand hat seinen Flug verpasst.“

Was bei allem Wachstum geblieben ist, ist das, was Westermeyer die „Ur-DNA“ nennt: „Wir sind im Kern immer noch das Event für Freunde und Bekannte, ein großes Klassentreffen, bei dem sich alle freuen, sich wieder zu sehen und bei dem sich schon Paare gefunden haben.“

Die Vorbilder des OMR-Gründers

OMR zu verkaufen wie einst seine frühere Firma, das ist für Philipp Westermeyer kein Thema: „Damals war das so, dass man gründete, verkaufte und plötzlich reich war. Das war damals beeindruckend. Heute bin ich eher beeindruckt von Leuten wie Herrn Würth, der sein Familienunternehmen global aufstellt, oder Unternehmer, die Lebenswerke schaffen, wie Eugen Block oder Michael Otto. Eine neue Firma mit neuen Menschen, das könnte ich mir nicht vorstellen.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp