Eine Bewohnerin im Rollstuhl auf dem Flur eines Pflegeheims (Symbolbild)

Eine Bewohnerin im Rollstuhl auf dem Flur eines Pflegeheims (Symbolbild) Foto: picture alliance / epd-bild | Tim Wegner

Pflegeheim in Hamburg schließt plötzlich – Betroffene sind empört

Es ist ein Schock für 88 alte Menschen und ihre Angehörigen: In angespannten Zeiten des Personalmangels in Pflegeheimen wird das Malteserstift St. Elisabeth in Farmsen noch im Juni dicht machen. Gerade einmal sechs Wochen vor der geplanten Schließung wurden die Angehörigen informiert. Dafür gibt es auch Kritik aus der Politik.

Mitte Mai wurden die Angehörigen laut FDP-Kreisverband Farmsen-Bramfeld darüber informiert, dass die Einrichtung im Rahlstedter Weg zum 31. Juli 2025 geschlossen wird. „Nach sorgfältiger Abwägung der Gesamtsituation haben die Malteser entschieden, den Mietvertrag mit dem Caritasverband, der in diesem Jahr ausläuft, nicht zu verlängern“, sagte Olga Jabs, Sprecherin der Malteser, dem „Abendblatt“.

„Die Notwendigkeit einer umfassenden baulichen Veränderung des Gebäudes in Kombination mit der herausfordernden Pflegelandschaft in Hamburg lassen leider keine andere Lösung zu“. Warum die Bewohner und ihre Angehörigen so spät darüber in Kenntnis gesetzt wurden, dazu sagten die Malteser nichts.

FDP- und CDU-Politiker kritisieren kurzfristige Schließung

„Die geplante Schließung kommt viel zu kurzfristig. Angehörige und Pflegebedürftige stehen damit unter enormem Druck – für eine menschenwürdige Anschlussversorgung fehlt schlicht die Zeit. Die Sozialbehörde muss jetzt prüfen, ob ein Aufschub möglich ist, um die Familien nicht allein zu lassen“, fordert Daniel Valijani, Vorsitzender des FDP-Kreisverbands Farmsen-Bramfeld. „Mittelfristig brauchen wir verbindliche Standards für Informationspflichten und Vorlaufzeiten bei Schließungen von Pflegeeinrichtungen. Solche Situationen dürfen nicht wieder so überraschend über die Betroffenen hereinbrechen.“

Daniel Valijani, Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Farmsen-Bramfeld, steht vor dem Malteserstift St. Elisabeth. FDP-Kreisverband Farmsen-Bramfeld
Daniel Valijani, Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Farmsen-Bramfeld, steht vor dem Malteserstift St. Elisabeth.
Daniel Valijani, Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Farmsen-Bramfeld, steht vor dem Malteserstift St. Elisabeth.

Auch Sandro Kappe, Bürgerschaftsabgeordneter der CDU für Bramfeld, Steilshoop und Farmsen-Berne, kritisiert: „Dass die betroffenen Familien erst rund zweieinhalb Monate vor Schließung informiert wurden, ist ein inakzeptabler Umgang mit den betroffenen Senioren und deren Angehörigen.“ Und weiter: „Immer mehr Pflegeeinrichtungen kämpfen mit baulichen Defiziten, Personalmangel und finanziellen Engpässen. Wenn Träger aus wirtschaftlicher Not Pflegeeinrichtungen aufgeben, dann hat die Stadt ihren Versorgungsauftrag nicht erfüllt. Gerade in einem Stadtteil wie Farmsen-Berne mit vielen älteren Menschen brauchen wir Stabilität und kein Pflegeroulette.“

Allein im Jahr 2024 mussten in Hamburg mindestens sechs Pflegeheime schließen – die Zahl der in solchen Einrichtungen untergebrachten Menschen ist seit Jahren rückläufig.

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Das 1977 eröffnete Altenpflegeheim bietet eigenen Angaben zufolge derzeit 104 vollstationäre Pflegeplätze, davon 12 für Kurzzeitpflege und 16 für Personen mit schweren Demenzerkrankungen. Zusätzlich gibt es 98 Plätze für Betreutes Wohnen. (prei)

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