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Corona-Kontrolle am Weihnachtsmarkt.
  • Menschen stehen in einer Schlange vor einer Einlasskontrolle eines Weihnachtsmarkts auf dem Jungfernstieg. Dr. Gunther Wiest, Chefarzt in Hamburg, warnt vor Menschenansammlungen. (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance/dpa/Georg Wendt

Hamburger Chefarzt rät: Nicht auf die Politik warten — selbst klug handeln

Die vierte Welle: Sie ist da. Und und wie. Kurz nach Weihnachten schlägt sie – da sind sich Experten sicher – bei uns noch viel mehr zu. In einem MOPO-Gastbeitrag fordert Dr. Gunther Wiest, Chefarzt der Lungenabteilung im Asklepios-Klinikum Harburg, uns alle auf, vorsichtig zu sein, klug zu handeln und nicht auf die Politik zu warten. Hier seine Empfehlungen im einzelnen:

In Hamburg führten 5987 Covid19-Neuinfektionen vergangene Woche zur höchsten je gemessenen Inzidenz, nämlich 314 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Das Risiko, sich bei unvorsichtigem Verhalten zu infizieren, ist derzeit in Hamburg sehr hoch.

Omikron-Mutation: Auch für junge Hamburger gefährlich

Zudem steht die auch für junge Menschen sehr gefährliche Omikron-Mutation vor unserer Tür. Diese Variante ist noch ansteckender als Delta und wird auch hier zu einer fünften Welle führen – in London zum Beispiel ist diese Welle bereits voll im Gange.

Verhalten Sie sich jetzt klug. Nicht alle derzeit erlaubten Freiheiten sollten Sie nutzen. Warten Sie nicht, bis die Politik Verbote ausspricht, sondern schützen Sie sich und Ihre Angehörigen vor Erkrankung, Post-Covid-Schäden und Tod.

Grundsätzlich gilt:

➤ Impfung: Die Impfung bedeutet keinen vollständigen Schutz vor Infektion und Erkrankung, senkt aber das Risiko, sich zu infizieren, zu erkranken, einen schweren Verlauf mit Folgeschäden zu erleiden oder zu sterben, erheblich. Das Risiko der Impfung ist minimal. Das gilt auch für Jugendliche und ältere Kinder. Lassen Sie sich daher zum frühestmöglichen Zeitpunkt impfen und erneuern Sie den Impfschutz (Booster) regelmäßig.

➤ Angaben zum Impfstatus: Machen Sie bitte niemals falsche Angaben zu Ihrem Impfstatus, insbesondere nicht im Krankenhaus, in Praxen oder Pflegeheimen. Dadurch gefährden Sie andere Menschen. Sollten Sie als Nichtgeimpfter erkranken, werden wir Sie genauso engagiert wie jeden Geimpften behandeln. Sie haben als Patient keinerlei Nachteile zu befürchten, wenn Sie ehrlich sind. Lassen Sie sich auf keinen Fall verführen, Impfdokumente zu fälschen oder gefälschte Impfdokumente zu verwenden. Das kann den Verlust des Arbeitsplatzes durch fristlose Kündigung und auch schwerwiegende strafrechtliche Konsequenzen zur Folge haben.


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Für die nächsten Wochen – bis die Lage sich bessert – gilt:

➤ Masken: Bitte tragen Sie überall, wo nach gesundem Menschenverstand eine Ansteckungsgefahr besteht, konsequent eine Maske – nicht nur da, wo das vorgeschrieben ist. Eine FFP2-Maske schützt Sie besser als eine medizinische Maske. Eine „unter der Nase“ getragene Maske schützt nicht. Weder Sie noch andere!

➤ Größere Menschenansammlungen meiden: Die Bilder aus den Fußballstadien in den vergangenen Wochen mit Tausenden Fans auf engem Raum empfand ich als sehr befremdlich. Meiden Sie größere Menschenansammlungen auf engem Raum, insbesondere in geschlossenen Räumen. Bedenken Sie, dass auch bei 2G kein vollständiger Schutz besteht. Verzichten Sie auf Besuche von Veranstaltungen, wo keine Masken getragen oder die erforderlichen Abstände nicht eingehalten werden.

➤ Verkehrsmittel klug wählen: In Flugzeugen, Bussen und Bahnen sind Sie einem Infektionsrisiko ausgesetzt. Auch wenn Sie nicht jede Fahrt in diesen Transportmitteln vermeiden können, sollten Sie aktuell stattdessen lieber Fahrrad, E-Bike oder sofern Sie können, den Pkw benutzen, denn da sind Sie keinem Infektionsrisiko ausgesetzt. Insbesondere der Rat, den Pkw statt öffentlicher Verkehrsmittel zu benutzen, ist aus Gründen des Klimaschutzes schmerzhaft und gilt selbstverständlich nur, bis die Lage sich bessert.

➤ Homeoffice: Falls Ihnen das möglich ist, sollten Sie ganz oder teilweise im Homeoffice arbeiten.

➤ Reisen und Auslandsaufenthalte: Das Virus und seine Mutanten folgen weltweit vor allem den Verkehrsströmen. Jetzt ist nicht die Zeit zu reisen. Bitte verzichten Sie aktuell auf Auslandsreisen, insbesondere, wenn das Ziel in Hochrisikoländern liegt. Dies gilt für Urlaubsreisen, Verwandtenbesuche und für Geschäftsreisen gleichermaßen. Es muss jetzt nicht die Südafrikareise sein, vielleicht kann man in einer Ferienwohnung an der Ostsee auch mal zufrieden seinen Urlaub verbringen.

➤ Größere private Treffen und Feiern vermeiden: Treffen im engeren Familien- oder Freundeskreis sollten, gegebenenfalls nach Schnelltest der Teilnehmer, möglich sein. Bitte vermeiden Sie aktuell Treffen und Feiern mit vielen Teilnehmern. Verschieben Sie solche Feste in die „covid-arme Zeit“ im Sommer. So haben wir als Lungenabteilung Harburg zum Beispiel die Weihnachtsfeier ausfallen lassen und werden stattdessen ein Sommerfest veranstalten.

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➤ Quarantäneanordnungen befolgen: Sollten Sie sich infizieren, Kontaktperson eines Infizierten sein oder aus einem Hochrisikogebiet zurückkommen, gelten Quarantänevorschriften für Sie. Bitte halten Sie die Quarantäne strikt ein. „Nur mal schnell in den Supermarkt um die Ecke“ oder „ein Besuch beim Nachbarn auf ein Glas Bier“ trotz Quarantäne mag verlockend sein, Sie fördern damit aber leider die Verbreitung des Virus und verantworten womöglich das Leid anderer. Nehmen Sie das nicht auf die leichte Schulter.

Bitte helfen Sie durch Ihr persönliches Verhalten mit, sich und Ihre Mitmenschen vor der Infektion zu schützen. Sie entlasten damit auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen, die sich seit fast zwei Jahren mit großem Einsatz und mit persönlichem Risiko um die Covid19-Kranken kümmern.

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