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Neues Album der Hamburger Band: Die Sterne sind noch lange nicht verglüht

Mit Bands wie Tocotronic oder Blumfeld begründeten Die Sterne die Hamburger Schule – inzwischen ist nur noch Frontmann Frank Spilker übrig. Für ihr neues Album mussten sich Die Sterne deshalb neu erfinden.

Unterstützung holte sich Frank Spilker daher bei der Kölner Gruppe Von Spar – in Form von Schlagzeuger Philipp Janzen sowie Gitarrist und Bassist Phillip Tielsch. Auch mit dabei: Carsten „Erobique“ Meyer und Dyan Valdes, seit Jahren Live-Keyboarderin der Sterne.

Für das Album „Die Sterne“ musste sich die Band neu erfinden.

Für das Album „Die Sterne“ musste sich die Band neu erfinden.

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Die Sterne: Neues Album heißt Die Sterne

„Es ist einfach kreativer Stillstand gewesen“, sagt Spilker über seine „alte“ Band. Gekriselt habe es schon länger, nur gemerkt habe es keiner: „Ich glaube, aufgrund der Tatsache, dass wir schon so lange zusammen Musik gemacht haben und das auch zusammen groß gemacht haben, hat es so lange gedauert, bis wir realisiert haben, dass das nichts mehr bringt.“ Bassist Thomas Wenzel und Schlagzeuger Christoph Leich verließen 2018 die Band.

Auch aus Respekt vor der Geschichte der Gruppe will er die „neuen“ Sterne noch nicht „Band“ nennen: „Ich fühle mich wohler dabei, erst ein bisschen Zeit vergehen zu lassen“, sagt er. Dass sich die Arbeitsweise ändert, zeigte sich aber schon. „Sonst haben wir immer gesehen, dass möglichst die Bandmitglieder auch alle Instrumente spielen. Jetzt aber zum Beispiel Erobique zu fragen (…), wo es Überschneidungen zu seinem musikalischen Universum gibt, das hätten wir früher nicht so getan.“

Erinnerungen an die Anfangstage

Und wie klingt das nun? Man muss sagen: tatsächlich unverkennbar nach den Sternen – meist tanzbar, immer sprachgewaltig, manchmal kryptisch. In Sachen Stil-Vielfalt kommt das Album vielleicht dem Erstling „Wichtig“ von 1993 am nächsten. „Dass das jetzt wieder ein bisschen breiter, ein Blumenstrauß ist an Sounds, die aber trotzdem Sterne-Kosmos sind, hat natürlich damit zu tun, dass eine lange Zeit vergangen ist und dass dieser Bandwerdungs-Prozess jetzt wieder neu stattfindet“, sagt der alte und neue Frontmann.

Noch eine andere Sache erinnert an die Anfangstage. Die Hamburger Schule sei in den frühen Neunzigern auch eine Reaktion auf den erwachten Nationalstolz bei der WM 1990 gewesen, auf den rassistisch motivierten Mordanschlag von Mölln und die Krawalle von Rostock-Lichtenhagen, hatte Spilker in einem früheren Gespräch gesagt. Das Thema treibt ihn auch 2020 noch um. „Ich finde ja, dass es immer noch viel zu wenig Abgrenzung gegen Rechts gibt. Es ist immer noch dieser Versuch, mit Leuten zu reden, die ganz offensichtlich antidemokratisch und anti-menschlich sind und die sich in ihren Aktivitäten und Äußerungen gegen das Grundeinverständnis der Zivilisation richten“, sagt der 53-Jährige. „Es ist für mich nicht verständlich und da tut sich auch nicht viel.“

Die Sterne: Zum Jubiläum in die Elphi?

Angeschnitten wird das Thema etwa auch im Stück „Das Elend kommt (nicht)“, das textlich fast ungewohnt eindeutig beginnt: Es geht um die Neue Rechte, die nicht mit „Fackelmärschen“ und „Springerstiefeln“ kommt, sondern „mit bunten Fähnchen“ und „neuen Liedern“ im Gewand der Popkultur.

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Jedenfalls sieht nach diesem Neuanfang alles danach aus, dass Die Sterne in wenigen Jahren ihr 30. Bühnenjubiläum feiern dürften. Scherzhaft hatte Spilker beim letzten Jubiläum in Aussicht gestellt, dass dafür die Elbphilharmonie geeignet sein könnte. Hat sich schon was ergeben? „Bis jetzt noch nicht“, sagt der Sänger und lacht: „Aber wir arbeiten dran. Wir haben ja jetzt auch Streicher auf dem Album. Mal sehen, ob wir damit Elbphilharmonie-tauglicher geworden sind.“

Album: „Die Sterne“ erscheint am Freitag (PIAS/Rough Trade)

Konzert: 15.3., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich

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