x
x
x
  • Foto: picture alliance / Britta Peders

Interview mit Wanda: „Ich möchte niemals ein Weihnachtslied schreiben“

Seit ihrer Gründung von 2012 hat kaum eine deutschsprachige Band so einen Raketenstart hinlegen können wie die Wiener Band Wanda. Schon das erste Album „Amore“ erreichte den Doppelplatin-Status, die darauffolgenden Platten „Niente“ und „Bussi“ schafften es in den österreichischen Charts auf Platz 1. So erfolgreich die fünf Musiker unter Frontmann Marco Michael Wanda (bürgerlich Michael Marco Fitzthum) sind, so polarisierend wirken sie auf Kritiker und Rezipienten. Vorwürfe von Größenwahn, Arroganz und musikalischer Einseitigkeit stehen in Kontrast zu Lobeshymnen von Fans und Feuilletonisten, die Wanda als brillant betiteln. Auch ihr neues Album „Ciao!“ hat gemischte Kritiken hervorgerufen, doch Wanda reagieren auf alle Uneinigkeit wie immer mit ungebrochener Lässigkeit. Die MOPO traf sich mit Marco Michael Wanda und dem Gitarristen Manuel Poppe, um über ihr neues Album zu sprechen.

MOPO: Sie haben in einem Interview gesagt, „Ciao!“ sei Ihr bisher bestes Album seit „Amore“. Warum?

Marco Michael Wanda: Jetzt holen einen die Zitate ein (lacht). Ich würde sagen, alle vier Alben sind unter den wahrscheinlich besten zehn deutschsprachigen Alben aller Zeiten einzuordnen.

Selbstbewusst! Denken Sie, dass Größenwahn notwendig ist, um gute Musik zu machen?

Wanda: Man muss ein objektives Gefühl haben für das, was man tut.

Manuel Poppe: Der Raum, in dem man sich bewegen will, braucht Arm- und Beinfreiheit. Deshalb baut man ihn, so groß es geht.

Kritiker haben Ihnen häufig vorgeworfen, dass Sie sich musikalisch nicht weiterentwickeln. Wie stehen Sie zu dieser Kritik?

Wanda: Wir lassen uns nichts vorwerfen.

Poppe: Diese Menschen haben sich nicht weiterentwickelt. Die hatten jetzt vier Alben Zeit, das Projekt zu begreifen, und wer es immer noch nicht begriffen hat, ist für uns uninteressant. Es ist viel wichtiger, Menschen mit dem zu bewegen, was man macht, und dies haben wir erreicht. Das ist ein Geschenk.

Ihre Konzerte sind immer unglaublich ekstatisch. Ist es schwierig, nach einer Tour in den Alltag zurückzukehren?

Wanda: Das war jahrelang entsetzlich. Die Stille im bürgerlichen Leben in Wien war extrem erdrückend und auf der anderen Seite hatte man diesen schillernden Ekstase-Karneval, der sich so sinnhaft angefühlt hat. Zu Hause habe ich niemanden glücklich machen können. Leider Gottes auch die Menschen, die ich liebe, nicht. Die Jahre 2015 bis 2018 waren die Hölle. Da konnte einen niemand darauf vorbereiten.

Spielt Exzess in dieser Hinsicht auch eine Rolle in der Entstehung von neuer Musik?

Wanda: Das glaube ich nicht. Im Gegenteil. Der Exzess hat eher Kraft genommen. An dem Punkt, wenn man nichts mehr fühlt, muss man sich völlig neu arrangieren; psychisch, menschlich und musikalisch. Alles zu viel. Wir haben irgendwann die Notbremse gezogen.

Haben Sie bei neuen Produktionen Angst, Erwartungen nicht gerecht werden zu können?

Wanda: Überhaupt nicht! Das, was wir tun, ist eher eine Notwendigkeit. Ich würde vertrocknen und sterben, wenn ich das nicht machen könnte. Ich habe meine Antworten immer in Musik gefunden, nicht in Politik, nicht in Wissenschaft. Aber wenn das Publikum uns nicht mehr will, dann werden wir aufhören. Das ist ganz klar.

Poppe: Ich wüsste auch gar nicht, wie eine Erwartungshaltung an uns aussehen könnte. Alle freuen sich, wenn es so klingt, wie es klingen soll.

Gibt es Themen, die Sie noch gerne in Ihr musikalisches Repertoire aufnehmen würden?

Wanda: Wir sind keine Band, die in irgendeiner Weise sich selbst oder anderen geistige Schranken setzt. Aber ich möchte niemals in meinem Leben ein Weihnachtslied schreiben. Der Tag, an dem ich ein Weihnachtslied schreibe, ist der Tag, an dem ich jemanden bitte, mir das Leben zu nehmen.

Poppe: Und auch kein Geburtstagslied.

Und wie sieht es aus mit Politik? Könnten Sie sich vorstellen, mal politische Songs zu schreiben?

Wanda: Ich empfinde uns nicht als politisch, aber wir machen trotzdem keinen Hehl daraus, dass wir sehr skeptisch der vermeintlichen Spaltung dieser Gesellschaft gegenüber eingestellt sind.

Poppe: Wir werden keiner Partei einen Wahlkampfsong schreiben.

Wanda: Obwohl es Angebote zum Schweinefüttern gab!

Sporthalle: 7.3., 20 Uhr, 42,50 Euro 

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp