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Lea H. (22) liebt Estatic Dance
  • Immer in Bewegung: Lea H. (22) liebt Estatic Dance
  • Foto: Quandt

Ekstatisch feiern ohne Drogen: Wie man sich glücklich tanzt

Als ob niemand zuschauen würden: Beim „Ecstatic Dance“ tanzt jeder wie er will. Ekstase kommt dabei von ganz allein: Alkohol und Drogen sind bei den Tanzveranstaltungen tabu. Reden übrigens auch. MOPO-Reporterin Marie Kröger hat sich getraut, loszulassen.

Der 200 Quadratmeter große Partyraum im JUKZ am Stintfang (Neustadt) ist bis auf den letzten Platz mit Menschen gefüllt. Barfuß und in bequemen Klamotten wirbeln sie beim „Ecstatic Dance“ herum. Die meisten haben die Augen geschlossen, sie hüpfen auf dem Parkett, andere trommeln ihren Körper ab, manche werfen die Hände in die Luft und drehen dabei Pirouetten. Während die anderen sich schon fallenlassen, versuche ich noch verzweifelt aus meinen monotonen Bewegungen herauszukommen.

Auch Cedric gehört zu den Tänzern, die MOPO-Reporterin Marie Kröger bei ihrem Probeabend kennengelernt hat. / Florian Quandt
Estatic Dancer Cedric
Auch Cedric gehört zu den Tänzern, die MOPO-Reporterin Marie Kröger bei ihrem Probeabend kennengelernt hat.

Was passiert hier gerade?

Dann schließe auch ich meine Augen und plötzlich geht alles von ganz allein. Meine Arme gleiten in die Luft, mein Oberkörper ist auf einmal deutlich flexibler. Dazwischen blinzle ich kurz, ob ich niemandem auf den Fuß trete. Schnell mache ich die Augen wieder zu. Ich schwebe über das Parkett, genieße das schöne Gefühl in meiner Brust- und Bauchgegend. Obwohl ich hier niemanden kenne, fühle ich mich allen verbunden und vertraut. Was passiert hier gerade?

Gründer des Estatic Dance Hamburg Marius Beyer. Sein Ziel: Glück maximieren Marius Beyer
Gründer des Estatic Dance Hamburg Marius Beyer. Sein Ziel: Glück maximieren
Gründer des Ecstatic Dance Hamburg Marius Beyer. Sein Ziel: Glück maximieren

2018 hat Marius Beyer den „Ectatic Dance“ an die Elbe geholt. Der gebürtige Hamburger studierte erst Umweltwissenschaft in Lüneburg, doch seit 2018 ist er hauptberuflicher DJ und Veranstalter. „Mit dem Dance will ich größtmögliches Glück erzeugen“, sagt er. „Hier wird niemand verurteilt. Jedes mal entsteht ein Raum für Toleranz, Respekt und Gemeinschaft. Wir feiern hier das Leben –in all seinen Facetten“, sagt Beyer.

Kein Alkohol, keine Drogen, aber trotzdem im Rausch

Beim „Ecstatic Dance“ wird ein tranceähnlicher Zustand erzeugt – man tanzt individuell, aber in der Gruppe. Ursprünglich stammt die Zeremonie aus Hawaii und hat ihre Wurzeln im meditativen Tanzen des „5Rhythms“, einer Tanzabfolge, die von der Musikerin Gabrielle Roth entwickelt wurde. Die freien und intuitiven Bewegungen sollen zur Ausschüttung von Glückshormonen führen und auch gegen Depressionen helfen. Dazu wird barfuß getanzt.

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Ganz ohne Regeln kommt aber auch freies Tanzen nicht aus: Bevor wir alle unsere Glückshormone ausschütten dürfen, findet ein sogenanntes „Spaceholding“ statt, bei dem der Ablauf des Abends erklärt wird. Handys und Schuhe müssen draußen bleiben. Drogen, Alkohol, Glasflaschen und respektloses Verhalten sind strengstens verboten. Wer sich unterhalten will, muss das in einem kleinen Nebenraum tun. Nun, da das geklärt ist, kann es losgehen: Der DJ klappt seinen Laptop auf und startet mit leichten elektronischen Beats. Langsam wird aus der Menschengruppe eine einzige schwebende Masse. Später werden die Beats dann wilder und steigern sich zu einem Höhepunkt.

Kein Kopfweh, kein Kater

Nach einer Stunde Tanzen ist bei mir Schluss. Als erprobte Festivalgängerin hätte ich nicht gedacht, dass diese Form des Tanzens mich so auslaugt. Doch anders als nach einer herkömmlichen Party, ist mein Kopf plötzlich hellwach. Meine Haare stinken nicht nach Rauch, ich habe nicht Unsummen für teure Drinks ausgegeben und werde morgen früh nicht mit einem Kater zur Arbeit erscheinen.

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Für die anderen geht es noch anderthalb Stunden weiter, abschließend gibt es eine Entspannungsrunde plus Gongmeditation. Danach dürfen alle wieder zu ihrem „normalen“ Leben, ihren Schuhen, und dem Smartphone zurück.

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