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  • Frank R., hier mit seinem Sohn, starb qualvoll und allein im Lohmülenpark. Sein Tod hat in Hamburg eine Debatte über die Versorgung Obdachloser ausgelöst.
  • Foto: Jasmin N.

Nach Tod von Frank R. (†33): Senat: So viele Obdachlose sterben auf Hamburgs Straßen

Mindestens 33 Obdachlose sind seit vergangenem November in Hamburg gestorben. Eine schockierende Zahl, die der Senat auf eine Anfrage von Stephanie Rose (Linke) mitteilte. Durch den Tod des 33-jährigen Frank R. im Lohmühlenpark Mitte August ist eine Diskussion über die Versorgung von Obdachlosen in Hamburg ausgelöst worden.

Seit dem 1. November 2019 sind mindestens 33 Menschen ohne festen Wohnsitz in Hamburg gestorben. 26 von ihnen starben in einem Krankenhaus – einer von ihnen an Unterkühlung, ein anderer durch Fremdverschulden. Die anderen sieben Menschen wurden in Parks, leerstehenden Gebäuden, auf dem Bahnhofsgelände oder in Fremdwohnungen aufgefunden, heißt es in der Senatsantwort.

Hamburgs Obdachlose: Weniger Tote in den Jahrne zuvor

Im Zeitraum von Herbst 2013 bis 2019 starben hingegen insgesamt 75 Obdachlose – mit durchschnittlich einem Toten im Monat also deutlich weniger als in den vergangenen zehn Monaten. Wie das Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“ berichtet, ist die erfasste Anzahl der Todesfälle auch dadurch gestiegen, dass der Hamburger Senat nun auch Zahlen des Instituts für Rechtsmedizin des UKE mit in die Auswertung einbezieht.

In den letzten Jahren waren nur die Todesfälle in der Statistik aufgetaucht, die die Krankenhäuser gemeldet hatten. Aber auch unter Berücksichtigung dieser Veränderung sind in Hamburg in den letzten Monaten mehr Obdachlose verstorben als zuvor.

Hamburger Senat: Transport von Obdachlosen hängt vom Einzelfall ab

Die Fachsprecherin für Diversity, Wissenschaftspolitik und Soziales, Stephanie Rose, hatte die Kleine Anfrage Ende August eingereicht, nachdem Frank R. am 13. August im Lohmühlenpark gestorben war. Der Anwohner Andreas Pick hatte am Abend zuvor noch den Rettungsdienst gerufen und vergeblich versucht, einen Transport von Frank R. in die Notunterkunft für Obdachlose in der Friesenstraße zu organisieren. Da sich Polizei und Feuerwehr für den Transport von Frank R. in die Notunterkunft nicht zuständig sahen, entstand eine Diskussion um eine Versorgungslücke in der Obdachlosenhilfe in Hamburg.

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Nun antwortete der Hamburger Senat, dass der Transport obdachloser Menschen zu Notunterkünften einzelfallabhängig sei. Im Fall von hilflosen Personen müssten durch Polizei und Feuerwehr Maßnahmen zur Gefahrenabwehr getroffen werden, „so dass eine Versorgung im Gefahrenfall sichergestellt ist.“

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Kerzen und Blumen haben der Helfer Andreas Pick und seine Freunde in Gedenken an Frank R. aufgestellt.

Foto:

hfr

Toter in Hamburg: Fall „Frank R.“ noch nicht abgeschlossen

In der Antwort des Senats wird außerdem ausgeführt, dass „Fördern & Wohnen“, Träger der Notunterkunft in der Friesenstraße, gegenüber dem Anwohner am Telefon erklärt habe, Frank R. aufnehmen zu können. „Dass der Obdachlose nicht in der Lage gewesen sei, das NUVP (Notfall- und Versorgungsprogramm) selbst aufzusuchen, sei aus dem Telefonat nicht explizit hervorgegangen“, heißt es in dem Schreiben. Diese Aussage kann Helfer Andreas Pick nicht nachvollziehen: „Ich habe am Telefon ganz klar gesagt, dass Frank R. es nicht alleine schafft und dass wir einen Transport benötigen“, sagt er zur MOPO.

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Der Todesfall von Frank R. ist Gegenstand eines laufenden Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Hamburg, die das Handeln der Rettungskräfte und Polizeibeamten überprüft. Auch die Familie von Frank R. hat Strafanzeige gestellt.

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