Reisende stehen auf dem Bahnsteig von Gleis 13 und 14 am Hamburger Hauptbahnhof. Bei einem Messerangriff am Freitag sind mehrere Menschen verletzt worden sind.

Reisende stehen auf dem Bahnsteig von Gleis 13 und 14 am Hamburger Hauptbahnhof. Bei einem Messerangriff am Freitag sind mehrere Menschen verletzt worden. Foto: picture alliance/dpa/Georg Wendt

Debatte nach Messerangriff: Wie überfüllt ist der Hauptbahnhof?

Nach der Messerattacke mit 18 Verletzten am Hamburger Hauptbahnhof schlagen die Wellen hoch. Politiker fordern Sofortmaßnahmen gegen die Überfüllung, Sicherheitsexperten schlagen Alarm – und Bahnchef Lutz besucht das Einsatzteam vor Ort.

Die Messerattacke am Hamburger Hauptbahnhof am vergangenen Freitag hat erneut eine Diskussion um die Entlastung des hochfrequentierten und häufig überfüllten Verkehrsknotens angefacht. Seit Jahren sei der historische Bahnhof „völlig überlastet“ – ohne dass das Problem vom rot-grünen Senat konsequent angegangen werde, sagte der Verkehrsexperte der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Philipp Heißner, der Deutschen Presse-Agentur. „Der Messerangriff verdeutlicht, dass der Schutz der Fahrgäste am Hamburger Hauptbahnhof endlich dauerhaft und grundlegend verstärkt werden muss.“

CDU fordert mehr Sicherheit – Linke warnt vor falschen Schlüssen

Gerade die Gleise 13 und 14, auf deren Bahnsteig sich die Bluttat am Freitag ereignet hatte, seien „ein Brennpunkt der Überfüllung, an dem sich tagtäglich unzählige Reisende unter beengten und oft unsicheren Bedingungen drängen“, sagte Heißner. „Die Enge auf den Bahnsteigen erschwert es, sich im Falle einer Gefahr schnell in Sicherheit zu bringen und behindert den Einsatz von Sicherheits- und Rettungskräften.“

Als Sofortmaßnahme forderte Heißner eine deutlich verstärkte Präsenz von Sicherheitskräften auf den Bahnsteigen, bauliche Anpassungen und verstärkte Kontrollen.

Entlastung schon lange überfällig

Die Verkehrsexpertin der Linksfraktion, Heike Sudmann, sieht hingegen keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Tat und den beengten Verhältnissen am Hauptbahnhof. „Auch an jedem anderen Ort, wo sich viele Menschen aufhalten, wäre eine hohe Opferzahl möglich“, sagte sie der dpa.

Dass etwas gegen die Überlastung des bald 120 Jahre alten Bahnhofs getan werden müsse, sei aber seit langem bekannt, sagte Sudmann. „Die verkehrliche Entlastung des Hauptbahnhofs wird seit Jahren verschleppt“, monierte auch sie.

Die Linksfraktion hatte Anfang des Jahres eine von ihr beauftragte Studie vorgelegt, laut der unter anderem mit dem Bau neuer Gleise für eine bis zu 40-prozentige Entlastung gesorgt werden könne. „Ein kurzfristiger Effekt wäre mit der sogenannten Durchbildung der heutigen Züge aus Schleswig-Holstein nach Niedersachsen und umgekehrt möglich“, sagte Sudmann. Dadurch würden die 20- bis 30-minütigen Standzeiten der Züge an den Gleisen entfallen.

Bahnchef Lutz lobt Einsatzkräfte – aber warnt vor Illusionen

Bahnchef Richard Lutz hat nach der Messerattacke am Hamburger Hauptbahnhof vor Ort mit Einsatzkräften gesprochen. „Wir sind alle noch bestürzt und fassungslos vor dem Hintergrund dessen, was da am letzten Freitagabend passiert ist“, sagte Lutz am Rande eines Bahngipfels mit der schleswig-holsteinischen Landesregierung in Kiel.

Er habe in der Hansestadt mit den Kollegen, die teilweise vor Ort gewesen seien, gesprochen, beispielsweise mit dem Einsatzleiter der Bundespolizei, mit der Hamburger Polizei und der Wache der Hochbahn. „Ich habe noch mal erstens Danke gesagt, dass da so schnell und besonnen agiert wurde.“ Die Kollegen seien innerhalb von 90 Sekunden vor Ort gewesen und hätten schnell eingegriffen.

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„Wir müssen uns auch alle darüber einig sein – auch das hat der Einsatzleiter gesagt – wir werden keine hundertprozentige Sicherheit in einem so offenen System, ehrlicherweise auch in einer so offenen Gesellschaft, wie es die Bundesrepublik Deutschland auszeichnet, werden wir nie hinbekommen“, sagte Lutz. Trotzdem gelte es, die Sicherheitskonzepte nachzuschärfen und aus Vorfällen zu lernen. (dpa/mp)

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