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Naturschutzgebiet Moorgürtel
  • Das Naturschutzgebiet Moorgürtel ist das größte und bedeutendste in Hamburg.
  • Foto: Florian Quandt

Große Sorge: Dieses Hamburger Idyll könnte bald verschwinden

Der Bestand der Moorgebiete in Hamburg schrumpft seit vielen Jahren – dabei ist ihre Funktion in der Klimakrise noch bedeutender als die der Wälder. Der Naturschutzbund Hamburg (Nabu) ist in Sorge und fordert ein Umdenken in der Politik.

Sie bieten einen Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten, fördern die Neubildung von Grundwasser und können ausgleichend bei Hochwasser wirken: Moore nehmen vielfältige Funktionen ein. Doch ihre Bestände schrumpfen stetig. „Die Moore in Hamburg sind gefährdet “, sagt Julia Glischinski, Referentin für Moorschutz beim Nabu Hamburg, im MOPO-Gespräch. Sie engagiert sich für ihren Erhalt, weil sie findet, dass über die Bedeutung der Moore viel zu wenig gesprochen wird.

Hamburger Moorgebiete schrumpfen: 90 Prozent in schlechtem Zustand

Vor allem die Entwässerung stelle im Hinblick auf die Klimakrise ein großes Problem dar: „Im intakten Zustand sind sie eine Kohlenstoffsenke, aber da ein Großteil entwässert ist, sind sie eher eine Kohlenstoffquelle.“ Wenn Moore entwässert werden, dringe Sauerstoff ein – und dabei würde der Torf zersetzt und in klimaschädliches Kohlendioxid umgewandelt. Sie bedecken weltweit nur drei Prozent der Gesamtfläche, speichern aber in intaktem Zustand ein Drittel des gesamten organischen Bodenkohlenstoffs – und damit doppelt so viel wie alle Wälder der Erde zusammen.

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Die Fläche der Moore wird aber immer kleiner – auch in Hamburg. „Aktuell sind noch drei Prozent der gesamten Fläche Hamburgs von Moorböden bedeckt. Aber nur noch zehn Prozent der Moore sind in gutem Zustand“, so Glischinski. Die größte Bedrohung sei dabei der Mensch. „Schon seit vielen Jahrhunderten entwässern Menschen die Moore für den land- und forstwirtschaftlichen Nutzen. Heute sind sie darüber hinaus durch die Versiegelung neuer Bauvorhaben bedroht.“

Hamburger Moore durch A26-Ost und Mercedes-Werk bedroht

Dafür gibt es auch in Hamburg Beispiele – laut Glischinski wird hier nicht nur zu wenig für die Pflege der Moore getan, sondern die verbleibenden Flächen aktiv bedroht. „Durch Verkehrsprojekte wie die A26 Ost oder die Daimler-Erweiterung werden Moorgebiete in Anspruch genommen. Da ist definitiv ein Umdenken nötig“, sagt sie.

Julia Glischinski ist Referentin für Moorschutz beim Nabu Hamburg. Florian Quandt
Julia Glischinski
Julia Glischinski ist Referentin für Moorschutz beim Nabu Hamburg.

Wichtig sei aber auch, dass entwässerte Moore renaturiert werden. „Trotz Bemühungen der Umweltbehörde geht es nur schleppend voran“, erklärt die Nabu-Referentin weiter. Ein Beispiel: Das Naturschutzgebiet Moorgürtel in Hamburgs Süden. „Es ist das größte und bedeutendste Moor in Hamburg. Hier gibt es einen Pflege- und Entwicklungsplan, um den Wasserstand anzuheben – der wurde aber bislang nicht umgesetzt“, kritisiert Glischinski.

Nabu Hamburg: Jeder kann etwas für den Erhalt der Moore tun

Der Nabu Hamburg veranstaltet regelmäßig Aktionstage, um die Moore zu pflegen. Dafür kann sich jeder anmelden und selbst mit anpacken. „Im August waren wir im Flaßbargmoor in Lurup und Osdorf. An dem Tag haben wir die Heidefläche entkusselt, also die aufgewachsenen Gräser und jungen Bäume per Hand entfernt.“ Das sei wichtig, damit die Heide mehr Sonne bekommt – und weil Bäume den Moorflächen Wasser entziehen.

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Doch nicht nur Politik und Umweltverbände sind gefordert – sondern zum Beispiel auch Hobbygärtner. „In fast jeder handelsüblichen Blumenerde ist Torf beigemischt. Wir können aber auch torffreie Blumenerde kaufen und Erde aus regionalen Kompostwerken beziehen“, erklärt Glischinski. Somit könne jeder etwas für den Erhalt der Moore tun.

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