Die „Paten von St. Pauli“: Wie die „Hells Angels“ den Kiez zur Hölle machten
Der Gründer der „Hells Angels“ ist tot: Wie am Donnerstag bekannt wurde, starb Ralph „Sonny” Barger mit 83 Jahren. Barger gründete und prägte das Chapter im kalifornischen Oakland. Die Biker-Gang war und ist aber auch in Deutschland sehr aktiv, besonders in Hamburg. Vor allem in den 70er, 80er und 90er Jahren brachten sie Terror und Schrecken in unsere Stadt.
Öltriefende Harley-Davidson-Motorräder sind in Gaststätten in etwa so beliebt wie sabbernde Kampfhunde. Doch als zwei „Hells Angels“ an einem warmen Sommertag 1983 ins „Pickenpack“ am Schulterblatt knatterten, sagte der Wirt kein Wort. Kein Wunder: Seit Monaten hatten die „Höllen-Engel“ diesen Teil St. Paulis, heute Sternschanze, mit brutalsten Mitteln terrorisiert.
Der Gründer der „Hells Angels“ ist tot: Wie am Donnerstag bekannt wurde, starb Ralph „Sonny” Barger mit 83 Jahren. Barger gründete und prägte das Chapter im kalifornischen Oakland. Die Biker-Gang war und ist aber auch in Deutschland sehr aktiv, besonders in Hamburg. Vor allem in den 70er, 80er und 90er Jahren brachten sie Terror und Schrecken in unsere Stadt.
Öltriefende Harley-Davidson-Motorräder sind in Gaststätten in etwa so beliebt wie sabbernde Kampfhunde. Doch als zwei „Hells Angels“ an einem warmen Sommertag 1983 ins „Pickenpack“ am Schulterblatt knatterten, sagte der Wirt kein Wort. Kein Wunder: Seit Monaten hatten die „Höllen-Engel“ diesen Teil St. Paulis, heute Sternschanze, mit brutalsten Mitteln terrorisiert.
So zwang im „Pickenpack“ der fast zwei Meter große „Angel“ Klaus-Peter G. eine Frau, ihm die Stiefel zu lecken. Kumpane warfen mit Essen, erbrachen sich am Tresen, verprügelten sogar einen hohen Richter. Der damalige „Pickenpack“-Chef: „Die rustikalen Auftritte führten zu einer gewissen Appetitlosigkeit bei den Gästen.“
Paten von St. Pauli: Wie die „Hells Angels“ den Kiez zur Hölle machten
Schon seit den 70er Jahren hatte die Rockerbande in Hamburg ihr Unwesen getrieben. 1971 war der damals 22 Jahre alte Rainer K. in die USA gereist, hatte nach langen Verhandlungen von den 1948 in Kalifornien gegründeten „Ur-Angels“ die Erlaubnis erhalten, ein Hamburger „Charter“ zu gründen.
Am 14. April 1973 dann die erste spektakuläre Gewalttat: Weil er angeblich den „Hupenring“ eines „Angel“-Autos gestohlen hatte, wurde der Kirchenhelfer Dieter K. (20) von den „Angels“ in der Eimsbütteler Apostelkirche erstochen. 1980 wurde auf Sylt ein Disco-Chef von mehreren „Hells Angels“ regelrecht abgeschlachtet.
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Wer so was auf dem Kerbholz hat, braucht bei verängstigten Kiez-Wirten nur die Hand aufzuhalten. Das taten die „Angels“ dann 1982 und 1983 ausgiebig, kassierten bis zu 10.000 Mark „Wegbleibgebühr“ jeden Monat. Ihr Motto: „When in doubt, knock them out“ (Im Zweifel zuschlagen).
Hamburg: Innensenator sagte „Hells Angels“ den Kampf an
Anwälte, die die „Höllen-Engel“ in großer Zahl beschäftigen, bestritten empört solche Methoden. Es würde sich bei ihren Mandanten nicht um Rocker, sondern um „Persönlichkeiten, bei denen das Motorrad im Lebensmittelpunkt steht“, handeln. Der damalige Innensenator Alfons Pawelczyk (SPD) teilte diese Auffassung nicht, blies zur Jagd auf die „Hells Angels“.
Am 11. August 1983 rückten 500 Polizisten ins Schanzenviertel ein und stürmten das „Angels Place“ an der Schanzenstraße, das „Vereinslokal“ der Erpresser. Doch die Erleichterung auf dem Kiez , wo sich die „Hells Angels“ auch als Betreiber von Bordellen etabliert hatten, hielt nicht lange an. Nach einem „Deal“ mit der Justiz gab es 1986 für 13 angeklagte Höllenengel wegen diverser Delikte nur Strafen zwischen sechs Monaten und sieben Jahren auf Bewährung. Die saßen Hardcore-„Angel“ wie „Vereinschef“ Mario A., „Vollstrecker“ Klaus-Peter G. oder „Presi“ K. auf einer Backe ab.
„Hells Angels“ wurden von der Innenbehörde verboten
Einzig bleibende Wirkung des Mammutverfahrens: Die Hamburger „Hells Angels“ und ihr Symbol, der geflügelte Totenkopf, wurden von der Innenbehörde verboten. Begründung: „Die ,Hells Angels‘ haben Angst und Schrecken verbreitet.“ Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte 1988 das Verbot.
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Die „Rot-Weißen“, wie die „Hells Angels“ auf Grund ihrer Vereinsfarben auch genannt werden, kümmerte das wenig. Sie bauten auf St. Pauli ihr Imperium neu auf, Drogen- und Waffenhandel kamen hinzu. Die Polizei, entsetzt über das Comeback, rüstete wieder zu einem Schlag: Im Jahr 2000 war es so weit.