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Der „Open-Bike-Sensor“ misst den Abstand zwischen Auto und Rad im Straßenverkehr.
  • Der „Open-Bike-Sensor“ misst den Abstand zwischen Auto und Rad im Straßenverkehr.
  • Foto: Patrick Sun

Stoppen diese Sensoren Hamburgs gefährliche Überholer?

Autos, die so dicht überholen, dass Radfahrer den Luftzug spüren – Alltag in Hamburg. Ein Sensor unter dem Sattel soll nun den Abstand zwischen Rad und Auto messen. Ziel des Projektes: Herausfinden, in welchen Straßen Radler besonders bedrängt werden. Zwei Hamburger haben das Gerät bereits acht Monate lang getestet.

Vorgeschrieben sind anderthalb bis zwei Meter Abstand beim Überholen von Radlern – was viele Autofahrer nicht einhalten. Der ADFC hat seit März mithilfe von Echtzeitdaten Hamburgs Autofahrer überprüft – und stellt nun Forderungen.

Der „Open Bike Sensor“, entwickelt von der Initiative „Zweirat“ in Stuttgart, misst per Ultraschall den Abstand zwischen Fahrrad und überholenden Autos, sowie zu den parkenden Fahrzeugen auf der rechten Seite. Die Geo-Daten machen es hinterher möglich, nachzuvollziehen, an welchen Stellen der Radfahrer zu dicht überholt wurde.

Hamburg: ADFC testet „Open Bike Sensoren“

Seit etwa acht Monaten testen die Hamburger ADFC-Mitglieder Thomas Lütke und Markus Jaschinsky diesen Sensor. „Insgesamt haben wir circa 5000 Messergebnisse gesammelt“, erzählt Lütke im Gespräch mit der MOPO. „Allerdings ist noch keine großflächige Auswertung möglich, da wir hauptsächlich im Hamburger Osten unterwegs sind.“

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Für einige dort angesiedelte Straßen ergäben sich allerdings bereits mehr als 100 Messergebnisse, bei denen der Abstand beim Überholen nicht eingehalten wurde. „Das ist schon eine gewisse Repräsentanz“, ist Lütke überzeugt. In sehr vielen Fällen habe sich die schon zuvor gefühlte Enge durch den Sensor bestätigt. Das treffe zum Beispiel auf die Walddörferstraße Straße in Wandsbek zu.

Hamburg: Gefahr durch parkende Autos am Straßenrand

Aber auch die Straßburger Straße in Dulsberg ist auffällig: „Hier gibt es sehr viele parkende Autos“, so Lütke. Daraus resultiere dann das „Dooring-Problem“. Das bedeutet, dass durch sich plötzlich öffnende Autotüren Unfälle passieren können. „Es ist ganz wichtig, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie groß der Seitenabstand nach rechts ist“, mahnt das AFDC-Mitglied. „Bei den Ergebnissen sind Radfahrer oft überrascht, dass sie viel zu nah an den abgestellten Fahrzeugen vorbeifahren.“ Um nicht durch aussteigende Autofahrer in Gefahr zu geraten, seien Radler gezwungen, weit auf der Straße zu fahren.

ADFC-Mitglieder Markus Jaschinsky und thomas Lütke (v.l.) testen die „Open-Bike-Sensoren“ in Hamburg. Patrick Sun
ADFC-Mitglieder Markus Jaschinsky und thomas Lütke (v.l.) testen die „Open-Bike-Sensoren“ in Hamburg.
ADFC-Mitglieder Markus Jaschinsky und thomas Lütke (v.l.) testen die „Open-Bike-Sensoren“ in Hamburg.

Um ein repräsentatives Bild für Hamburg zu bekommen, hat der ADFC jetzt eine Projektgruppe zum „Open Bike Sensor“ gegründet, in der mindestens fünf Leute Großteile der Stadt abfahren sollen. Bei etwa einer Million Messergebnisse sollen die erradelten Daten an die Politik gegeben werden. Lütke zeigt sich optimistisch. „Grundsätzlich haben die Behörden ein großes Interesse an dem Projekt und wir hoffen, damit ein Umdenken in der Verkehrsführung bewirken zu können.“

ADFC fordert Überholverbot in einspurigen Straßen

Das könnte dann zum Beispiel so aussehen: Lütke fordert ein grundsätzliches Überholverbot in allen einspurigen Straßen. Gebe es zwei Spuren, sollten die Autofahrer komplett auf den anderen Fahrstreifen beim Überholen ausweichen.


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In den Jahren 2018 und 2019 gab es in der Hansestadt rund 80 Radunfälle, weil Autofahrer beim Überholen mit zu geringem Abstand fuhren. Im Jahr 2020 stieg die allgemeine Zahl der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung um 3,6 Prozent auf 3668. Für etwa die Hälfte sind Autofahrer verantwortlich. Typische Fehler hinter dem Steuer sind ein fehlender Schulterblick beim Abbiegen, zu enges Überholen und zu hohe Geschwindigkeit.

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