Modelleisenbahnen, E-Gitarren, Wohnungen: Stadt Hamburg erbt öfter
Mehr als 270 Mal hat Hamburg in diesem Jahr geerbt, weil es keine Erben gab oder diese den Nachlass abgelehnt haben. Das macht die Stadt nicht reich, sondern bedeutet vor allem bei Wohnungen und Grundstücken meist eher Arbeit.
„Die Nachlassverwaltung und -abwicklung ist oft mit erheblichem Aufwand verbunden. Viele dieser Nachlässe sind überschuldet, weswegen die eigentlichen Erben ausschlagen und der Fiskus Ersatzerbe ist“, sagte ein Sprecher der Finanzbehörde. 2023 waren den Angaben zufolge 202 Nachlassakten eingegangen.
Wohnungen sind oft „in einem sehr schlechten Zustand“
Für Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) zeigt der Blick auf die Nachlassakten auch die Vereinsamung in Teilen der Gesellschaft: „Immer mehr Menschen versterben ohne Nachkommen, die bereit oder in der Lage sind, sich um die Abwicklung des Nachlasses, die Auflösung der Wohnung und um amtliche Verfahren zu kümmern – gerade wenn wenig oder nichts zu erben ist.“ Das müsse der Staat übernehmen.
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Nicht selten würden die Mitarbeitenden der Finanzbehörde Wohnungen besichtigen, „die in einem sehr schlechten, verwahrlosten Zustand sind und deren Begehung eine sehr große Herausforderung darstellt“. Dies verdiene Respekt, sagte der Senator weiter. „Fiskuserbschaften sind selten ein Segen, sie bedeuten meist viel Arbeit, sind kompliziert, langwierig und teuer.“
Erbe von Grundstück bedeutet keinen Geldsegen
Selbst, wenn die Stadt Häuser oder Grundstücke erbt, bedeutet das keinen Geldsegen. „Immobilienerbschaften sind oftmals baufällig oder kontaminiert. Die Herstellung und Sicherstellung der Verkehrssicherheit ist aufwendig.“ Und bei einem Großteil der Nachlässe gebe es schlicht keine Wertgegenstände.
Das führt dazu, dass unter dem Strich im Grunde nichts hängen bleibt. So nahm die Stadt in diesem Jahr ohne Immobilien und nach Abzug der Zahlungen an Gläubiger bislang rund 549.000 Euro ein – die Personalkosten der Finanzbehörde noch nicht gegengerechnet. „Bei dem Großteil der Fälle sind – spätestens nach Abzug von Verbindlichkeiten und Kosten Dritter – keine Nettoeinnahmen erzielbar.“
Auktion: MZ-Motorrad, Steiff-Teddys und E-Gitarren
Geld wird zunächst vor allem dadurch gemacht, dass geerbte Vermögensgegenstände über die Zollauktion, Auktionshäuser und auf Basis von mehreren Angeboten über Händler für Gebrauchtwaren veräußert werden. In diesem Jahr waren dem Behördensprecher zufolge auch außergewöhnliche Dinge darunter: eine große Sammlung Modelleisenbahnen Spur 1, E-Gitarren, 13 Fahrzeuge, darunter ein Jeep aus den 1940er Jahren, ein MZ-Motorrad und eine Steiff-Teddysammlung.
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Die bislang höchsten Einnahmen eines Nachlasses seien in diesem Jahr mit einem Fahrzeug gemacht worden, das rund 20.000 Euro eingebracht habe. Für den Eigenbedarf behält die Stadt übrigens nichts. Auch Immobilien gehören zur Nachlassmasse und müssen veräußert werden. Außerdem müssen die Forderungen der Gläubiger bedient werden. Das passiert nur aus den Erlösen, aus dem Hamburger Haushalt gibt es dafür kein Geld.