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  • Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg
  • Foto: picture alliance/dpa

Missbrauch vertuscht?: Opferanwalt erhebt schwere Vorwürfe gegen Hamburgs Erzbischof

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße gerät erneut wegen seines Umgangs mit einem Missbrauchsvorwurf in seiner Zeit als Personalchef des Erzbistums Köln in die Kritik. In der Beilage der Wochenzeitung Zeit schildert ein Anwalt das Treffen eines mutmaßlichen Missbrauchsopfers mit Heße, bei dem dieser keinerlei Empathie gezeigt habe. 

Der Kölner Rechtsanwalt Michael Evert, dessen Mandant sich 2011 mit Vergewaltigungsvorwürfen gegen einen namentlich genannten Pfarrer an das Erzbistum Köln gewandt hatte, sagt der Zeit-Beilage Christ & Welt: „So wie Herr Heße sich damals des Falls angenommen hat, war er aufgrund seiner Voreingenommenheit und seiner fehlenden Sensibilität definitiv der Falsche für diese Aufgabe.“

Missbrauch vertuscht? Neue Vorwürfe gegen Hamburgs Erzbischof 

Heße war damals Personalchef im Erzbistum Köln. In dem Fall geht es nach Recherchen von Christ & Welt um einen Pfarrer, dem ein Mann vorwarf, ihn zwischen 1968 und 1972 als Schüler im Religionsunterricht und als Ministrant mehrfach vergewaltigt zu haben.

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Im November 2011 bat der damalige Personalchef Heße den Mann, der an einer bipolaren Störung litt, und dessen Anwalt zu einem Gespräch. „Bei Herrn Heße war im Gespräch keinerlei Empathie zu spüren“, sagt der Kölner Anwalt Michael Evert.

„Er machte gar keinen Hehl daraus, dass er auf der Seite des Beschuldigten steht. Die Vorwürfe gegen den Pfarrer müssten richtig sein, ließ er uns wissen, sonst könnte es sich um Rufmord mit rechtlichen Konsequenzen handeln.“

Hamburgs Erzbischof Heße: Missbrauchsopfer unglaubwürdig

Sein Mandant sei nach dem Gespräch psychisch so angegriffen gewesen, dass er im Krankenhaus habe behandelt werden müssen, sagte Evert.

Nach Recherchen von Christ & Welt sprach Heße kurz darauf mit dem beschuldigten Pfarrer. Dieser bestritt die Vorwürfe und bezeichnete Details in der Darstellung des Mannes als falsch. Daraufhin teilte das Erzbistum dem Anwalt mit, dass es die Vorwürfe nicht für zutreffend halte. Evert sagt, er habe an dem Verfahren nicht festgehalten, um seinen Mandanten vor weiterer Traumatisierung zu schützen.

Kölner Kardinal Woelki: Gutachten zurückgehalten

Auch das vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zurückgehaltene Gutachten zur Aufarbeitung kritisiert nach Recherchen von Christ & Welt den heutigen Erzbischof von Hamburg. Das Zurückhalten des brisanten Gutachtens hatte in Köln zu einer beispiellosen Austrittswelle von Gläubigen geführt. Ein neues Gutachten, das Woelki in Auftrag gegeben hatte, soll am 18. März veröffentlich werden.

Heße bat inzwischen die vatikanische Bischofskongregation in Rom, sein Handeln als Personalchef des Erzbistums Köln zu prüfen. (ste)

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