• Milchbauer Hauke Jaacks droht Haus und Hof in Rissen zu verlieren.
  • Foto: Florian Quandt

Milchbauer verzweifelt: Hof-Verkauf an Immobilienmakler: Jetzt verklagt er Hamburg

Rissen –

Milchbauer Hauke Jaacks aus Rissen hat viel zu verlieren: Seine Familie bewirtschaftet seit vielen Jahren einen Milchhof mit 340 Kühen und Rindern. Doch jetzt droht er die Hofstelle in Rissen an einen Immobilienhändler zu verlieren. Seine Existenz ist bedroht. Deshalb klagt Jaacks gegen die Stadt Hamburg. Seine letzte Hoffnung sind die Gerichte.

„Meine Frau und ich, wir sind mit Leib und Seele Bauern und wollen das auch bleiben. Deshalb wehren wir uns“, sagt Hauke Jaacks. Seine Familie steht vor den Scherben seines jahrelangen erfolgreichen Wirtschaftens, weil sie auf ihrem Hof bisher nur Pächter sind. Die Besitzerin will verkaufen und hat sich gegen Jaacks und für einen Immobilienmakler entschieden. Der will dort einen Reiterhof bauen.

Kühe auf dem Moorhof der Jaacks in Rissen.

Auf dem Moorhof werden 140 Milchkühe gehalten.

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Florian Quandt

Jaacks würde dann die Hofstelle verlieren, inklusive Ställe, Wohnhaus und einem Teil der Weiden. Für ihn kam diese Entwicklung völlig überraschend. Denn der Landwirt war davon ausgegangen, dass er als Bauer laut Gesetz ein Vorkaufsrecht für die Flächen hat. Um zu verhindern, dass immer mehr Land verloren geht, müssen staatliche Instanzen solche Verkäufe genehmigen. Das Problem für Jaacks: die Hamburger Wirtschaftsbehörde hat grünes Licht für den Reiterhof gegeben.

Milchbauer aus Rissen klagt gegen die Stadt Hamburg

Deshalb klagt Jaacks jetzt vor dem Verwaltungsgericht gegen die Entscheidung der Wirtschaftsbehörde. „Wenn sich nichts ändert, dann werde ich meinen Bauernhof aufgeben müssen“, sagt er. Das Ehepaar Jaacks hat auch einen kleinen Sohn, der dann sein zu Hause verliert.

Trecker Hauke Jaacks auf dem Moorhof in Rissen.

Hauke Jaacks auf seinem Trecker. In der Arbeit auf seinem Hof geht er auf.

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Florian Quandt

Und es geht noch nicht einmal ums Geld! Denn Hauke Jaacks hat laut eigener Aussage angeboten, den gleichen Preis zu zahlen, wie sein Konkurrent. Aber offenbar gab es in den vergangenen 15 Jahren so einige Reibungen um den Hof und die Frage, wer was investieren und in Ordnung halten muss, so dass die Eigentümerin nun lieber an jemand anders verkaufen will.

Immobilienmakler plant Pferdehof statt Milchvieh

„Als aktiver Landwirt hat er Vorkaufsrecht gegenüber außerlandwirtschaftlichen Investoren, so besagt es das Grundstücksverkehrsgesetz“, das ist die rechtliche Überzeugung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die Jaacks jetzt in seiner Klage gegen die Stadt unterstützt.

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Dabei geht es nicht „nur“ um ein Bauern-Schicksal. „Die regionale Versorgung mit Lebensmitteln, die in der Corona-Pandemie als systemrelevant erklärt wird, wird geschwächt“, so heißt es vom Fachverband AbL. Berit Thomsen, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft: „Wir fordern die Politik auf, sich für den Erhalt dieses Hofes stark zu machen.“

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Bezirksversammlung Altona spricht sich für Milchhof aus

Massive Kritik wird auch gegenüber der Intransparenz des Verfahrens geübt. Denn das Konzept für den Pferdehof, auf dessen Grundlage die Wirtschaftsbehörde ihre Entscheidung begründet, ist nicht öffentlich und liegt nicht einmal der Bezirksversammlung Altona vor. „Diese Intransparenz ist skandalös“, sagt Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der AbL.

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Die Bezirksversammlung Altona hatte sich gegen den Verkauf ausgesprochen und an die Wirtschaftsbehörde appelliert, die Entscheidung zu überprüfen. Die Wirtschaftsbehörde begründet ihr Votum damit, dass sie den Verkauf nur verhindern könne, wenn an einen Nicht-Landwirt verkauft würde. Der geplante Pferdehof sei aber auch als Landwirtschaft zu werten.

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„Ein Immobilienmakler wird auf Grundlage einer Skizze für einen Pferdehof mit einem praktizierenden Milchbauern gleichgestellt, dessen Familie seit Generationen Landwirtschaft betreibt. Das ist ein Freibrief für alle außerlandwirtschaftlichen Investoren bundesweit und verstärkt die stark angespannte Situation auf dem Bodenmarkt in Deutschland noch weiter.“

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