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Unfall auf der A7 bei Quickborn
  • Trümmerteile liegen auf der Fahrbahn: die A7 nach dem schweren Unfall am Donnerstagabend.
  • Foto: WestküstenNews

Unfall auf der A7: Ich will diese Fotos nicht mehr sehen!

Fuß aufs Gaspedal, die Beschleunigung spüren, der leichte Druck in den Sitz – ich mag dieses Gefühl im Auto. Das Tempo. Natürlich kann es Spaß machen, mit dem Auto mal so richtig zu brettern – selbst mit einem Mittelklassewagen, wie ich ihn fahre. Und doch muss doch allen Autofahrern eigentlich klar sein, dass das schädlicher Irrsinn ist.

Wer heutzutage noch immer glaubt, ein Grundrecht auf schnelles Fahren zu haben, der gefährdet sich und andere. Die Vorteile liegen auf der Hand bzw. Straße. Es wird endlich Zeit, dass die Politik handelt.

Zwei (einleuchtende) Gründe: Tempolimits schonen die Umwelt und machen die Straßen sicherer.

Ich bin es gewohnt, mir als Journalist immer wieder Fotos von Unfällen anzugucken, die Bilder für die Artikel auszuwählen. Die meisten Ereignisse vergesse ich schnell wieder. Das Foto eines aufgerissenen Wohnmobilhecks hat sich seit Freitag eingebrannt. Auf der A7 kollidierte ein Mercedes-Kombi mit einem Wohnmobil. Der Fahrer (30) soll dabei 250 km/h auf dem Tacho gehabt und rechts überholt haben. Das Heck war komplett zerstört. Überall lagen Fahrzeugteile auf der Fahrbahn. Eine wirklich schauriges Bild. Alle Insassen kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus.

Auf 70 Prozent der Autobahnen gilt freie Fahrt!

Es grenzt fast an ein Wunder, dass es bei dem Unfall und dem Manöver keine Toten gegeben hat. Dennoch macht dieser Fall sichtbar: Raserei ist gefährlich – und deutsche Autobahnen laden dazu ein. Aktuellsten Erhebungen zufolge sind gibt es bei rund 70 Prozent der Autobahnabschnitten kein Tempolimit. Heißt: Fast überall könnte ein Unfall wie auf der A7 passieren.

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Zwar sank die Zahl der Verkehrstoten auf Autobahnen in den vergangenen 20 bis 30 Jahren, doch das liegt eher an der verbesserten Sicherheit der Fahrzeuge sowie den insgesamt gut ausgebauten Straßen, so die Einschätzung von Experten. Vergleiche zu Ländern mit Tempolimits seien nicht zulässig, weil die Grundbedingungen stets unterschiedlich und damit nicht vergleichbar sind. Klar ist aber: Die Aufprallenergie ist mit zunehmender Geschwindigkeit höher.

Tempolimit als Baustein für mehr Klimaschutz

Nun geht es bei der Diskussion um Tempolimits tatsächlich nicht nur um Sicherheit, sondern zunehmend auch um Umweltfaktoren. Es gibt zwar insgesamt noch recht wenige Studien, doch die ersten Berechnungen zeigen: Je deutlicher das Tempo begrenzt wird, desto weniger Emissionen entstehen. So hat das Bundesumweltamt im Jahr 2020 ausgerechnet, dass ein Tempolimit von 130 Km/h dafür sorgen könnte, die Treibhausgase um 1,9 Millionen Tonnen zu reduzieren. Bei einem Gesamtausstoß von 810 Millionen Tonnen in Deutschland, ist es letztlich aber auch nur ein Puzzleteil auf dem Weg zur Rettung des Klimas.

Dafür, um es vorwegzunehmen, braucht es aber erstmal Politiker:innen, die sich trauen, dem deutschen Autofahrer das Gewohnheitsrecht auf Raserei zu entziehen. Die erste Hürde. Viel wichtiger – um es den Entscheidern und Entscheiderinnen dieses Landes etwas leichter zu machen – wäre aber die Einsicht in der Bevölkerung. Und die steigt, wie eine vom ADAC veröffentlichte Umfrage unter Mitgliedern zeigt: Demnach befürworten 50 Prozent eine Einführung von Tempolimits.

Eine klarer Fingerzeig – bei einem noch weiten Weg. Ein erster Schritt könnte ein flexible Beschränkung der Geschwindigkeit sein, die sich dem Verkehrsaufkommen und den Streckenabschnitten anpasst. Ist viel los, wird gedeckelt, sind die Straßen frei (beispielsweise nachts), darf schneller gefahren werden. Dafür braucht es natürlich eine umfassende Messtechnik, doch es wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung – und für die Politik ein Instrument, um nicht direkt die Auto-Hardliner zu verschrecken. Einsicht kann schließlich auch wachsen. Mit jedem dieser Bilder, wie das Foto von der A7. Langfristig will ich die nicht mehr sehen müssen!

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