Rund um die neu gepflanzten Bäume ist schon wieder eine neue Absperrung aufgetaucht.

Rund um die neu gepflanzten Bäume ist schon wieder eine neue Absperrung aufgetaucht. Foto: Florian Quandt

Schon wieder Nerv-Baustellen am Jungfernstieg: Kann Hamburg nicht mehr bauen?

kommentar icon
arrow down

Irgendwie will es nicht so recht werden am Jungfernstieg – dabei waren die Verantwortlichen aus Politik und Behörden Mitte Juli doch noch so stolz auf die „gute Stube der Innenstadt“. Davon ist zwischen den rot-weißen Absperrbaken allerdings wenig zu sehen, dafür gibt es Zoff um Trampoline und Kopfschütteln über seltsam hohe Bänke und neue Absperrungen. Statt zu einem Aushängeschild der Innenstadt zu werden, zeigt sich am Jungfernstieg stellenweise vor allem die Planlosigkeit der Stadt.

Als Ende Juni die Absperrbaken auf der Binnenalster-Seite verschwanden, rieben sich viele die Augen: Der Jungfernstieg – mal keine Baustelle? Kurzzeitig sah es so aus, als könnte man hier sogar flanieren. An der Stelle gab es jetzt mehr Platz für Fußgänger sowie 13 neu gepflanzte Silberlinden.

Jungfernstieg: Hier werden neue Poller aufgestellt

Doch keine Sorge: Ein paar Monate später sind die neuen Bäume wieder abgesperrt – und die rot-weißen Baken zurück. Laut der Stadt werden dort jetzt Poller aufgestellt. Sie sollen den Bereich besser schützen, etwa vor unbefugtem Befahren oder gefährlichen Durchfahrten.

Dieses Schicksal hatte zuletzt die vom Pech verfolgten Trampoline ereilt, die an der Binnenalster-Seite in den Boden eingelassen worden waren. Die unschuldige Absicht der Initiatoren: Spiel, Sprung und Spaß. Stattdessen: Entrüstung bei den Veranstaltern des Weihnachtsmarktes, die sich übergangen fühlten, und demolierte Trampoline, weil ein Lkw nur wenige Wochen nach Eröffnung darüber bretterte. Reparatur? Dauert, denn es handelt sich um einen Versicherungsfall.

Bis dahin dürfen die Trampoline nicht genutzt werden und – Sie ahnen es schon – drumherum ploppten erneut rot-weiße Absperrbaken auf. Als am Wochenende das Binnenalster-Filmfest stattfand, entschloss man sich dann, das Trauerspiel lieber unter Holzplatten verschwinden zu lassen.

Zum Binnenalster-Filmfest wurden die Trampoline komplett überdeckelt. Florian Quandt
Jungfernstieg
Zum Binnenalster-Filmfest wurden die Trampoline komplett überdeckelt.

Wer trotzdem springen möchte, kann das bei den neuen Sitzbänken üben, die auf der Brücke zwischen Europa-Passage und Alsteranleger aufgereiht wurden. Noch so ein Problem. Denn die Sitzgelegenheiten sind so hoch, dass vor allem kleinere Menschen Schwierigkeiten haben, überhaupt Platz zu nehmen. Die Beine baumeln wie bei einem Kind auf dem Hochstuhl.

Ganz schön hoch! Die Sitzbänke am Jungfernstieg werden bis Ende Oktober noch tiefer gelegt. Florian Quandt
Ganz schön hoch! Die Sitzbänke am Jungfernstieg werden bis Ende Oktober noch tiefer gelegt.
Ganz schön hoch! Die Sitzbänke am Jungfernstieg werden bis Ende Oktober noch tiefer gelegt.

Zum Glück ist das nur eine Übergangslösung – bis Ende Oktober sollen diese Bänke tiefer in den Boden eingelassen werden, so wie es vor dem Alsterhaus schon der Fall ist. Insgesamt sind rund 54 neue Sitzbänke rund um den Jungfernstieg geplant. Das Besondere: Viele der neuen Bänke werden mit massiven Pollern im Boden verankert und dienen so auch als Schutz vor potenziellen Terrorangriffen.

Fünf lange Jahre lang werkelt die Stadt jetzt schon am Jungfernstieg – und trotzdem ist der Boulevard immer noch ein Provisorium. Immerhin die Autofahrer haben inzwischen nach all den Jahren (und vielen Großkontrollen) verstanden, dass sie dort nicht mehr entlangfahren dürfen. Dass die Trampoline per Lkw überfahren wurden, dafür kann die Stadt nichts, aber mit den Weihnachtsmarkt-Veranstaltern hätte man schon vor Installation der Trampoline eine Lösung suchen können. Immerhin findet der Weihnachtsmarkt  – Überraschung! – jedes Jahr statt. 

Dabei ist die Idee ja nicht falsch: Sitzmöglichkeiten, mehr Grün, weniger Durchgangsverkehr – der Jungfernstieg soll zu einem Ort für alle werden. Wenn sich die Verantwortlichen allerdings Anfang des Sommers hinstellen und den „neuen“ Boulevard für eröffnet erklären, aber dass es zweieinhalb Monate später immer noch (oder bei den Bäumen: schon wieder?) nach Baustelle aussieht, trägt das nicht zur Vertrauensbildung bei. Im Gegenteil: Es zeigt ein Bild von Planlosigkeit und Überforderung.

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test