Holsten-Areal
  • Das Holsten-Areal in Altona-Nord.
  • Foto: Patrick Sun

Schmeißt die Spekulanten aus der Stadt

Endlich zieht der Senat die Notbremse: Bei allen Projekten des strauchelnden Immobilienentwicklers Adler Group wird die Zusammenarbeit überprüft, beim Holsten-Quartier wird das gesamte Verfahren ausgesetzt. Das ist die finale Quittung für eine Baupolitik, bei der alle Seiten auf maximalen Profit setzten – und die Hamburger die Verlierer sind. Zeit, die Spekulanten aus der Stadt zu werfen.

Jahrelang hat die Stadt untätig zugesehen, wie sich windige Investoren ein Grundstück nach dem anderen sichern. Leute, die Grundstücke nicht bebauen, sondern nur mit Gewinn weiterverkaufen wollen. Die sich Immobilienentwickler nennen, aber nur Spekulanten sind. Riesige Flächen liegen deshalb in mehreren Stadtteilen brach, auf denen längst Tausende Wohnungen hätten stehen können.

So funktioniert das Spekulanten-Geschäft in Hamburg

In Wilhelmsburg etwa wurde das Grundstück des Bauprojekts „Korallusviertel“ mehrfach weiterverkauft, immer wieder eine Bebauung versprochen, der Bezirk hat sogar den Mindestanteil an Sozialwohnungen gesenkt, um den Investoren entgegenzukommen. Das steigerte aber nur den Grundstückswert – und sorgt so dafür, dass eine Bebauung mit bezahlbaren Wohnungen immer unwahrscheinlicher wird. Aktuell gehört es einer Tochter der Adler Group, bislang wachsen nur Gräser vor Ort. Zukunft: ungewiss.

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Oder das Holsten-Areal in Altona: Geplant sind rund 1200 Wohnungen, darunter 365 geförderte Mietwohnungen, Kitas, Geschäfte, Büros und ein Handwerkerhof. Tatsächlich sind bislang aber noch nicht einmal die Abbrucharbeiten der Brauereigebäude abgeschlossen. Das Gelände war 2016 von der Carlsberg-Brauerei an die Düsseldorfer Gerchgroup verkauft worden, der übrigens auch das Korallusviertel-Grundstück in Wilhelmsburg zwischenzeitlich gehörte. Anschließend wurde es mehrfach weiterveräußert, ohne dass auf dem Areal gebaut wurde. Durch Bodenspekulationen vervielfachte sich der Preis des Grundstücks. Nach Angaben der Linken hätte die Stadt das Areal 2016 für rund 65 Millionen Euro kaufen können. Hat sie aber nicht. Stattdessen stehe es nun mit 364 Millionen Euro in den Bilanzen der Adler Group.

Spekulanten können wir uns nicht mehr leisten

Auch auf anderen Adler-Flächen in Harburg (New-York Gummi-Waaren-Fabrik, Neuländer Quarrée) und in Entenwerder tut sich nichts. Der Eigentümer hat offenbar nicht mehr die Mittel, diese zu bebauen – wenn er denn jemals den Willen hatte. Und die Politik versucht jetzt zu retten, was zu retten ist.

Klar ist: Die Fehler der Vergangenheit, die naive Politik der Untätigkeit in Behörden und Bezirken muss beendet werden. Und für die Zukunft muss gelten: Wer als Investor seine Bau-Zusagen nicht einhält, wer sich nicht auch am Gemeinwohl orientiert, kriegt keines der knappen Hamburger Grundstücke mehr und dem wird von der Stadt mit allen legalen Mitteln das Geschäft vermiest. Wir können uns die Spekulanten schlicht nicht mehr leisten.

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