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Oben-ohne im Schwimmbad: Das ist jetzt auch in Berlin offiziell erlaubt. (Symbolbild)
  • „Oben ohne“ im Schwimmbad: Das ist jetzt auch in Berlin offiziell erlaubt. (Symbolbild)
  • Foto: imago images

„Oben ohne“ in Hamburger Schwimmbädern: Eine konstruierte Debatte

Nach einem Urteil in Berlin kochen die Diskussionen ums „Oben ohne“-Baden in Schwimmbädern lange vor Beginn der Badesaison erneut hoch. Angesichts der medialen Darstellung bekommt man den Eindruck, dass eine große Mehrheit der Frauen schon unruhig darauf wartet, ihre Brüste auszupacken. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Bei der „Oben ohne“-Kontroverse handelt es sich um eine konstruierte Debatte.

Als junge Frau tue ich eben genau das nicht: Eine „Oben ohne“-Erlaubnis in öffentlichen Bädern fordern. Damit bin ich nicht allein. Im privaten Umfeld kenne ich keine Frau, die ihr Bikinioberteil freiwillig ausziehen möchte. Eine repräsentative YouGov-Umfrage aus dem vergangenen Jahr belegt diesen Eindruck. Auf die Frage „Erste Bäder erlauben nackte weibliche Oberkörper zu bestimmten Zeiten – wie finden Sie das?“ antworteten nur 28 Prozent der Frauen mit „sehr gut“ oder „eher gut“. Der medial vermittelte Eindruck trügt.

Sexuelle Belästigung und gefährliche Schönheitsideale

Bei den männlichen Befragten waren es dagegen 46 Prozent. Und in den Beweggründen dafür sehe ich das nächste Problem. Denn so emanzipiert unsere heutige Welt ist – die weibliche Brust ist und bleibt ein sekundäres Geschlechtsmerkmal (Was man von der männlichen nicht behaupten kann). Bäder haben eine gewisse Verantwortung. Dieses Argument schrammt immer gefährlich nah an einer Täter-Opfer-Umkehr, aber wenn mir schon in meinem langen Mantel auf dem Heimweg hinterhergepfiffen und -gerufen wird, möchte ich mir die Situation oben ohne im Schwimmbad gar nicht erst vorstellen. Für mich kommt das nicht in Frage.

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Mein letzter Punkt sind die Kinder. Und hier möchte ich nicht in die „weibliche Brüste könnten Kinder verängstigen“-Kerbe hauen, denn die kennen die Brüste ihrer Mutter im Normalfall besser als jeder andere und sollten sich daran nicht stören. Nur werden die Kleinsten – und die Pubertären – heutzutage schon viel zu früh mit gefährlichen Schönheitsidealen konfrontiert. Müssen sie nun auch noch anfangen, Brüste im Schwimmbad zu vergleichen?

Hier wird unnötig hochgekocht, was eigentlich keine echte Debatte ist. Und würde man die Frauen fragen, ob sie ganz persönlich denn ihr Oberteil ausziehen würden, läge die Zustimmung wohl deutlich unter 28 Prozent.

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