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Chrupalla bei Lanz
  • AfD-Chef Tino Chrupalla (r.) machte bei Lanz den Trump.
  • Foto: ZDF/Markus Hertrich

Lanz, Miosga & Co.: Hört auf, den Mini-Trump der AfD salonfähig zu machen!

Zu Hunderttausenden, ja zu Millionen stehen sie dieser Tage und Wochen auf, ergreifen auf Straßen und Plätzen Partei für unsere Demokratie und gegen Rechts. Vor allem beziehen sie Position gegen die unsägliche AfD. Und ausgerechnet jetzt machen die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF diese AfD salonfähig, bieten ihre Talkshows als Propaganda-Bühnen für die Rechtsausleger-Partei. Was für eine politische Verrücktheit, was für eine Torheit!

Mit der ARD-Neu-Talkerin Caren Miosga fing es an. Die verkündete schon vor ihrem Start geradezu programmatisch, sie werde auch AfD-Politiker zu ihren Diskussionen einladen. Dann machte erst Sandra Maischberger (ebenfalls ARD) ernst und nach ihr Markus Lanz im ZDF. Beide holten den AfD-Chef Tino Chrupalla in ihre Runden. Wer gemeint hatte, Chrupalla mit seiner betont biederen Malermeister-Attitüde könne im Diskurs mit guten Argumenten auseinandergenommen werden, auf dass AfD-Sympathisanten ins Nachdenken kommen, sah sich getäuscht – bei Maischberger wie bei Lanz.

Ein fröhlich grinsender Chrupalla macht den Trump

Mit fröhlichem Grinsen stellte Chrupalla eindeutige Fakten klar in Abrede, bewährtes Rezept aller rechtsradikalen Populisten, von Donald Trump erfolgreich vorgemacht hat. Die europafeindliche AfD will Deutschland aus der EU lösen, und Herr Chrupalla behauptete einfach mal so, dann ginge es uns viel besser. Als ein fast schon fassungsloser Markus Lanz dem AfD-Chef die Berechnungen seriöser Wirtschaftswissenschaftler entgegenhielt, dass ein EU-Austritt Deutschland massenhaft Arbeitslosigkeit und ungeheure Milliarden-Summen an Wirtschaftskraft kosten würde, versuchte Chrupalla nicht einmal, das argumentativ zu entkräften. Er konterte ganz simpel, das glaube er einfach nicht. Bei solcher Chuzpe ist jede Diskussion ganz schnell am Ende und AfD-Sympathisanten können jubeln.

Der Autor: Christoph Lütgert war Rundfunk-Korrespondent beim NDR, Erster Reporter beim ARD-Politik-Magazin „Panorama“ und 17 Jahre lang Chefreporter Fernsehen beim NDR. Er schreibt regelmäßig als Gastkommentator für die MOPO. privat/hfr
Lütgert
Der Autor: Christoph Lütgert war Rundfunk-Korrespondent beim NDR, Erster Reporter beim ARD-Politik-Magazin „Panorama“ und 17 Jahre lang Chefreporter Fernsehen beim NDR. Er schreibt regelmäßig als Gastkommentator für die MOPO.

Ungeheuerlichkeiten eines Björn Höcke und anderer Parteifreunde relativiert Chrupalla nonchalant weg, erklärt seine AfD zur Grundgesetz-Partei. Höcke, der Mann der die unsagbar schlimmen Verbrechen der Nazis in die Bedeutungslosigkeit wegrelativiert, ist für Chrupalla absolut verfassungstreu. Und wenn der Verfassungsschutz die AfD als rechtsextremen Verdachtsfall und ihre Jugendorganisation als gesichert rechtsextrem einstuft, dann wird dieser Verfassungsschutz eben von den Regierenden instrumentalisiert, ja missbraucht. So einfach und für die Seinen einleuchtend erklärt das der AfD-Vorsitzende im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Gegen Lügner helfen keine Fakten

Wie will man argumentativ dagegen ankommen? Wie will man überzeugen, wenn Fakten geleugnet und unhaltbare Meinungen als Wahrheit verkündet werden? Wenn ein Farbenblinder bestreitet, dass Rot Rot ist und Grün Grün, dann kann man den mit Argumenten auch nicht überzeugen.

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Oft wird angeführt, man dürfe die AfD nicht aus den Talkshows ausschließen, immerhin sei sie gewählt. Dem ist entgegenzuhalten, dass die Fernsehauftritte von AfD-Politikern ein Affront sind gegen die Millionen Demokraten, die dieser Tage auf die Straßen gingen und gehen, um unseren Verfassungs- und Rechtsstaat gegen die Höckes, Chrupallas und Weidels zu verteidigen.

Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass Björn Höcke schon bald Ministerpräsident von Thüringen wird. Für den Fall werde er das öffentlich-rechtliche Fernsehen wie auch den Rundfunk in seinem Land abschaffen, hat Höcke öffentlich verkündet. Deshalb sei ARD und ZDF der berühmte Spruch in Erinnerung gerufen, der Bert Brecht zugeschrieben wird: „Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber.“

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