AfD-Plakate, Kinderwagen angezündet: Rassistische Attacke auf Hamburger Familie
„Das Pack erschießen oder zurück nach Ghana prügeln“ – so lautet ein Schriftzug auf den Plakaten, die Unbekannte an die Tür von Doris K. (34, Name geändert) geklebt haben. Viele dieser Zettel zeigen AfD-Politiker, die Botschaften sind immer dieselben. Dann wurde auch noch der Kinderwagen ihres Sohnes angezündet. Die Mutter zweier Kinder lebt seitdem in Angst. Sie sagt: „Was wird als Nächstes in Brand gesteckt?“
- Deutsch (Deutschland)
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„Das Pack erschießen oder zurück nach Ghana prügeln“ – so lautet ein Schriftzug auf den Plakaten, die Unbekannte an die Tür von Doris K. (34, Name geändert) geklebt haben. Viele dieser Zettel zeigen AfD-Politiker, die Botschaften sind immer dieselben. Dann wurde auch noch der Kinderwagen ihres Sohnes angezündet. Die Mutter zweier Kinder lebt seitdem in Angst. Sie sagt: „Was wird als nächstes in Brand gesteckt?“
Eine unscheinbare Straße in Ottensen, mitten im Wohngebiet. Dort lebt die 34-Jährige im Dachgeschoss mit ihren Kindern. Vor knapp einem Jahr zog sie in die Dreizimmerwohnung – den ersten Ärger gab es schon nach wenigen Tagen.
Ihr Sohn leide an Autismus und ADHS, sei verhaltensauffällig und habe dadurch seinen Kita-Platz verloren. „Ich solle mir eine andere Kita suchen, sagte man mir. Das hat uns den Alltag schwieriger gemacht. Ich möchte vor allem, dass mein Sohn eine ordentliche Therapie genießt“, so die Mutter.
Beleidigungen und Drohungen
Seitdem ihr Sohn nun zu Hause ist, gibt es Ärger. Beschwerden über sein Toben und die Lautstärke, es habe laut Doris K. zudem wiederholt Beleidigungen und Drohungen aus der Nachbarschaft gegeben. „Wir seien Tiere, ich käme aus dem Busch. Und noch schlimmere Worte sind gefallen“, so die Mutter. Sie habe die Nachbarn stets um Verständnis für ihre Situation gebeten. „Ich werde schon sehen, was ich davon habe, sagte man mir.“
Sie geht davon aus, dass die Verantwortlichen für die Plakat-Aktion im Haus zu finden sind. Und sie hat einen konkreten Verdacht. Auch Nachbarn gehen davon aus, dass sie damit richtig liegen könnte. „Hier liegen einfach die Nerven blank“, sagt eine Frau aus dem Wohnhaus. „Aber natürlich ist das keine Rechtfertigung für so eine Tat. Das ist einfach nur widerlich.“
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Am vergangenen Montagmorgen wurde Doris K. auf die Plakate und den Müll aufmerksam gemacht, der vor ihre Tür geworfen worden war. „Ich dachte erst, mir wäre der Müll heruntergefallen. Doch dann deuteten die Nachbarn auf die Plakate …“ Für die 34-Jährige sind es Beleidigungen, mit denen sie nur schwer fertig werde: „Es macht sehr ungute Gefühle.“
Als sie sich anschließend auf den Weg zur Kita machte, um ihre fünf Jahre alte Tochter abzugeben, sah sie den brennenden Kinderwagen vor dem Wohnhaus. Doris K.: „Was wird als Nächstes brennen? Meine Tür? Meine Wohnung?“
Sie habe Angst, das Haus zu verlassen, schaue ständig durch den Türspion und gucke, ob jemand da ist. An Schlaf sei seitdem nicht mehr zu denken. „Ich hoffe, dass ich bald in eine andere Wohnung ziehen kann.“ Der Vermieter sei bereits informiert. „Ich bete, dass sich schnell was ergibt.“
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Bei der Hamburger Polizei ermittelt der Staatsschutz in der Sache. Er wird unter anderem bei politisch motivierten Taten tätig. Ermittler nahmen die Plakate mit, sprachen mit Bewohnern. Die Ermittlungen dauern an, so ein Sprecher.
„Seid laut, seid bunt, seid AL-TO-NA!“
Altona 93, ein Ottensener Traditionsklub, zeigte sich auf Facebook solidarisch mit der Familie: Man sei erschüttert ob der Ereignisse, heißt es dort in einem Beitrag. Und: „Ein solches Verhalten darf nicht toleriert und akzeptiert werden. Seid laut, seid bunt, seid AL-TO-NA! Denn wir setzen uns jeden Tag für Vielfalt und menschliches Miteinander ein.“