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Einsatzkräfte der Polizei versperren Teilnehmern einer Demonstration in der Innenstadt den Weg.
  • Manchmal macht es den Eindruck, als stünden sich in Deutschland zwei Lager gegenüber. Doch die eine „Seite“ ist nur eine lautstarke Minderheit.
  • Foto: dpa

Schwurbler vs. Impf-Befürworter: So krass ist unsere Gesellschaft nicht gespalten!

Grölende Impfgegner, die auf Querdenker-Demos ihre „Freiheit“ zurückfordern und von einer angeblichen Diktatur faseln und auf der anderen Seite Lockdown-Fanatiker, die am liebsten alles dicht machen wollen und die Impfpflicht für alle fordern: Es scheint, als wäre unsere Gesellschaft tiefer gespalten als jemals zuvor. Gerade die Menschen an den extremen Rändern nutzen die angebliche Spaltung immer wieder als Argument für ihre Zwecke. Doch diese Spaltung, von der so viele reden, gibt es gar nicht.

„Weil eine lautstarke Minderheit jetzt sehr radikal vorgeht, dürfen wir nicht für die gesamte Gesellschaft eine Spaltung unterstellen“, sagte der neu eingesetzte Bundeskanzler Olaf Scholz am Tag seiner Wahl in der TV-Sendung „Farbe bekennen“. Und damit hat er recht.

Am Dienstag waren knapp 70 Prozent der deutschen Bevölkerung vollständig geimpft – eine deutliche Mehrheit, die sich über das Risiko-Nutzen-Verhältnis der Impfung doch zumindest einigermaßen einig zu sein scheint.

Bei einigen Ungeimpften steckt noch Potenzial

Eine Forsa-Umfrage aus dem Oktober belegt: Die restlichen 30 Prozent sind nicht etwa alle Verschwörungstheoretiker, die mit Fackeln durch die Straßen ziehen und von Giftspritzen faseln.

Tatsächlich sind ziemlich viele Menschen noch unsicher, was den Impfstoff betrifft. 74 Prozent der Befragten halten die Vakzine für nicht ausreichend erprobt. 63 Prozent haben Angst vor möglichen Impfschäden oder Langzeitfolgen. Und 38 Prozent befürchten, dass sie das Mittel nicht gut vertragen werden. Und auch, wenn sich all diese Argumente ziemlich leicht entkräften lassen, sollten wir diese Ängste doch ernst nehmen und nicht als „Verschwörungsideologien“ abstempeln, sondern vernünftig aufklären.


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Die Meinungsforscher von Forsa unterteilten die Befragten nach krassen „Querdenkern“ und solchen ohne einen Bezug zu der Bewegung. Dabei zeigte sich: 29 Prozent der ungeimpften Teilnehmer ohne „Querdenker“-Nähe haben „auf jeden Fall“ vor, sich in den nächsten acht Wochen gegen Corona impfen zu lassen. Weitere 19 Prozent beantworteten die Frage mit „eher ja“. 11 Prozent sind noch unentschlossen. Bei den Menschen, die nicht völlig vom Strudel der Verschwörungstheorien verschluckt wurden, steckt also noch Potenzial.

Studien belegen auch immer wieder, dass das Gros der Bevölkerung mit den anderen Pandemie-Maßnahmen der Regierung zufrieden ist oder sogar strengere fordert.  

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Die Gruppe der Verschwörungsschwurbler ist also, wie Olaf Scholz sagt, eine Minderheit. Gehört wird sie vor allem, weil sie so laut ist. Und klar gibt es auch „Lockdown-Fanatiker“ – aber dazwischen sind ganz viele Menschen, die sich keinem Extrem zuordnen lassen, sondern ganz verschiedene Meinungen haben. Und das macht eine Demokratie aus.   

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