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  • Montagsdemo vergangene Woche in Chemnitz: Im Osten ist die „Wut auf das System“ besonders groß
  • Foto: imago images

Hey „Ossis“, seid mal selbstbewusst!

Wer in einem der „neuen“ Bundesländer aufwächst – wie ich in Mecklenburg-Vorpommern – der kennt sie: die ostdeutsche Nörgelei. Wut über die „Wessis“ und die Fehler damals, Missgunst über ungleiche Verhältnisse. Dabei gibt es längst viele westdeutsche Städte, die neidisch in den viel moderneren Osten blicken. „Ossi“, es wird Zeit, dass du auf deine Stärken schaust – davon hast du viel mehr als du denkst.

Als ich in einer Kleinstadt in MV geboren wurde, war die DDR Geschichte. Und doch haben die Berichte meines Umfeldes über die Demütigungen der Wendezeit meine Kindheit geprägt: Ausbildungsabschlüsse, die nicht anerkannt wurden, Vorurteile der „Wessis“ gegenüber den „dummen Ossi“, kein Respekt für Lebensleistungen. Die „Wessis“ wiederum galten in meiner Heimat stets als arrogant und überheblich. Das Gefühl der Benachteiligung war allgegenwärtig.

Ostdeutschland: Frauen verdienen mehr als Männer

32 Jahre später soll damit Schluss sein. Bei Renten, Vermögen und Einkommen gibt es zwar immer noch große Unterschiede – eine ostdeutsche Vollzeitkraft verdient im Durchschnitt 700 Euro weniger im Monat als eine westdeutsche. Hier hilft Jammern aber nicht: In Ausbildung investieren, politisches Engagement, Ideenreichtum bringen einen da deutlich weiter.

Das negative Bild der Wiedervereinigung und der „Wessis“ an die nächsten Generationen weiterzugeben kann jedenfalls nicht die Lösung sein.

Vielleicht hilft ein Blick auf die positiven Seiten der neuen Bundesländer: So verdienen ostdeutsche Frauen im Schnitt 82 Euro mehr als Männer – im Westen sind es 461 Euro weniger. Sowieso sind viele ostdeutsche Frauen deutlich selbstbewusster, da sie von Anfang an am Berufsleben teilhaben konnten.

Das Ruhrgebiet hat Industriedenkmäler, der Osten die neue Öko-Industrie

Internationale Investoren pumpen gerade Milliarden in die ostdeutschen Länder, die viel Fläche, gut ausgebildete Fachleute und grüne Energie zu bieten haben. Tesla ist nach Brandenburg gekommen, Chipkonzern Intel hat angekündigt, für 17 Milliarden Euro zwei Halbleiterfabriken in Magdeburg zu bauen. VW fertigt seine Elektro-Autos in Dresden und Zwickau, BMW in Leipzig. Das Ruhrgebiet hat Industriedenkmäler, der Osten die neue, grüne Industrie.

Leipzig, Jena, Dresden, Greifswald und Co. sind für ihre guten Universitäten und das pulsierende Studentenleben bekannt. Immer mehr „Wessis“ gehen zum Studieren bewusst in die neuen Bundesländer.  

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Also, „Ossis“, erkennt endlich, dass ihr schon längst der fortschrittliche Teil Deutschlands geworden seid, anstatt neidisch auf „die andere Seite“ zu schauen!

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