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Eine Familie macht Skiurlaub in den Pyrenäen.
  • Eine Familie macht Skiurlaub in den Pyrenäen.
  • Foto: dpa

Hamburg und seine Skiferien: Schluss mit dem elitären Quatsch!

Europas Skigebiete sind bedroht. Schon jetzt wird vielerorts Kunstschnee eingesetzt, um überhaupt Pisten anbieten zu können. Trotzdem planen Jahr für Jahr zig Hamburger ihren Skiurlaub. Gibt ja extra Ferien dafür. Es wird Zeit, diesen Unsinn zu beenden. Wer braucht diesen elitären Quatsch? Richtig, der Großteil der Leute nicht …

Der Kollege nimmt es sportlich. Dann halt dieses Jahr kein Skiurlaub in den Märzferien, die am Montag beginnen. Liegen ja auch spät, diese zwei Wochen. Kurz vor Ostern. Da denkt man eigentlich nicht mehr an Mittellagen oder Carving. Und vor allem: Es gibt kaum Schnee. Jedenfalls nicht in Kitzbühel in Österreich. Da wollte er eigentlich hin mit seinen Kindern – wie jedes Jahr. Er habe auch gar nicht storniert, erzählt er, die Pension selbst habe die Saison einfach vorzeitig beendet. Lohnt nicht.

Frühjahrsferien in Hamburg bloß für Besserverdiener?

Nun verhält es sich so, dass sich die Skiferien (offiziell: Frühjahrsferien) ohnehin nur für einen Teil der Hamburger lohnen. Als ich noch Schüler war, wurde gewitzelt, dass die nur eingeführt wurden, damit Lehrer und Lehrerkinder zwei Wochen in den Schnee können. Alle anderen mussten schon damals sehen, wo sie bleiben. Lehrer würde ich durch Besserverdiener ersetzen, aber der Rest hat weiterhin Bestand. Jedes Jahr aufs Neue fragen sich viele Eltern von Schulkindern in Hamburg: Und was machen wir jetzt? Zwei Wochen lang? Im Määääärz?!?!?!

Wer nicht in den Schnee möchte, bucht 'ne Flugreise in die Sonne! dpa
Wartende am Flugschalter in Hamburg
Wer nicht in den Schnee möchte, bucht ’ne Flugreise in die Sonne!

„Da die Ferien wichtige Planungsdaten des öffentlichen Lebens darstellen, wird angestrebt, die Ferientermine zwei Jahre im Voraus für einen Zeitraum von fünf Jahren festzulegen“, heißt es aus der Schulbehörde auf MOPO-Nachfrage. Der Entwurf für die Ferienplanung werde an Eltern-, Schüler- und Lehrerkammer für eine Stellungnahme weitergeleitet und die Zeiträume anschließend festgelegt. Bisher habe es keine Initiativen aus den Kammern gegeben, daran etwas zu ändern, heißt es weiter.

Skifahren ist ökologischer Blödsinn!

Es gibt einige Gründe, die gegen Skifahren generell sprechen. Allen voran: Es ist ökologischer Blödsinn. Der Klimawandel wirkt sich massiv auf die Gebiete aus. Eine aktuelle Studie der Uni Bayreuth kommt zu dem Ergebnis, dass bis Ende des Jahrhunderts jedes achte Skigebiet keinen natürlichen Schnee mehr haben wird. Schon jetzt wird jedes Jahr in vielen Teilen mit Kunstschnee aufgeholfen. Das bedeutet: Der Tourismus wird sich in höhere Lagen verschieben, neue Infrastruktur müssen geschaffen werden – es drohen massive Eingriffe in die Natur.

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Dann sind da noch die Kosten. Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Economics hat ausgerechnet, dass eine Familie mit zwei Kindern für acht Tage Skifahren in einem Schweizer Skigebiet in diesem Winter rund 6200 Euro kostet – inklusive Skipässe, Wohnung, Anreise, Verpflegung. Allein diese Summe schließt einen Großteil der Menschen als potenzielle Touristen aus. Es ist schlicht zu teuer.  

Kritik der Linken an „Skiferien“ in Hamburg

Wer keine Lust auf Skiurlaub hat, trotzdem dem nassen Norden entkommen möchte, der sucht fast zwangsläufig nach einer Flugreise. Und wer sich weder Skifahren noch einen Trip auf die Kanaren leisten kann, muss halt hierbleiben und hoffen, dass das Wetter in Hamburg etwas gnädig ist – 14 Tage lang.

„Die Skiferien waren schon immer eine elitäre Hamburgensie und sind nun angesichts der Klimakrise völlig aus der Zeit gefallen! Die Hamburger Frühjahrsferien sollten eher später im Jahr liegen, um allen Familien bei besserem Wetter eine Auszeit zu gönnen und diejenigen, die sich einen Urlaub gar nicht leisten können, brauchen kostenlose Angebote!“, kritisiert auch Sabine Boeddinghaus, die schulpolitische Sprecherin der Linken.

Es geht auch anders: Schleswig-Holstein beispielsweise startet nach Ostern. Die meisten anderen Bundesländer überbrücken die Feiertage. Lediglich Hamburg, Bremen und Niedersachsen beharren auf den März-Zeitraum. Es ist Aufgabe der Politik, hier eine kluge Lösung zu schaffen – für die Familien und als Baustein im Kampf gegen den Klimawandel. Mein Vorschlag: Eine Woche März, zwei Wochen Mai. Und wer Skifahren will, soll das in den Weihnachtsferien machen.

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