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Landwirt Hauke Jaacks demonstrierte auch schon auf dem Rathausmarkt gegen den Verkauf seines Pacht-Hofes.
  • Landwirt Hauke Jaacks demonstrierte auch schon auf dem Rathausmarkt gegen den Verkauf seines Pacht-Hofes.
  • Foto: Fred Dott

Kuh-Demo vorm Rathaus: Stadt gibt Okay: Bauer verliert Hof an Immobilienmakler

Neustadt –

Lässt die Stadt Hamburg zu, dass ein Landwirt aus Rissen seinen Milchhof verliert und dort ein Immobilienmakler einen Reitstall baut? Ja, wenn nicht noch ein Wunder passiert. Mit einer Protestaktion vor dem Rathaus haben am Dienstag zehn Organisationen Druck gemacht, damit die Hamburger Wirtschaftsbehörde ihre Entscheidung überdenkt. Auch dabei: die Lieblingskuh von Bauer Jaacks.

Für Hauke Jaacks geht es um die Existenz: Er muss seine Hofstelle abgeben. Er, seine Familie und seine 340 Kühe und Rinder wären obdachlos. Denn auf der Fläche ist er nur Pächter. Die Besitzerin will an einen Immobilienmakler verkaufen, der dort einen Reitstall plant. Aber: die Wirtschaftsbehörde muss dem Deal zustimmen, was sie auch getan hat. Sie könnte aus Sicht vieler Kritiker aber auch mit guten Argumenten ablehnen.

Senat stimmt zu: Besitzerin darf Fläche an Immobilienmakler verkaufen

Zwar hatten Grüne, SPD und Linke im Bezirk Altona den Senat noch aufgefordert, die Zustimmung der Stadt zu diesem Deal zurückzuziehen – doch das stößt in der Wirtschaftsbehörde auf taube Ohren. Die Besitzerin darf ihre Flächen an den Immobilienhändler verkaufen, Pächter Jaacks muss weichen. Aus einer landwirtschaftlichen Fläche wird ein Reiterhof.

Jetzt hat sich ein breites Bündnis zusammengeschlossen, um noch einmal gegen diese Art der Politik zu protestieren. Dazu gehöre neben landwirtschaftlichen Verbänden auch der BUND, attac, der Ernährungsrat und Slowfood.

Milchbauer Hauke Jaacks aus Rissen droht seinen Hof zu verlieren.

Milchbauer Hauke Jaacks droht Haus und Hof in Rissen zu verlieren.

Foto:

Florian Quandt

Ihre Kritik: „Die Hamburger Politik greift nicht entschieden ein, obwohl nach dem Grundstückverkehrsgesetz der aktive Landwirt Vorrang haben sollte vor außerlandwirtschaftlichen Investoren.“ Die aktuelle Corona-Pandemie verdeutliche die Systemrelevanz der Lebensmittelversorgung und die Vorzüge regionaler Versorgungsstrukturen.

„Ein Pferdehof kann eine nachhaltige Weidehaltung nicht ersetzen, die eine Bedeutung für Artenvielfalt und Klimaschutz hat und mittels dieser Lebensmittel erzeugt werden.“ Ihr Fazit: Die Entscheidung der Wirtschaftsbehörde müsse rückgängig gemacht werden.

Übergabe des Aufrufs an die Hamburger Politik

Das Bündnis aus Naturschutz, Ernährungsinitiativen und landwirtschaftlichen Verbänden übergibt vorm Rathaus eine Protestnote für die Politik.

Foto:

Fred Dott

Die Familie Jaacks klagt derzeit vor dem Verwaltungsgericht gegen die Entscheidung der Behörde, unterstützt wird sie von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).

Die AbL kämpft gegen diese Entwicklung, die es überall in Deutschland gibt. Investoren greifen nach landwirtschaftlichen Flächen, zuletzt war auch eine Aldi-Stiftung mit einer solchen Aktion aufgefallen: „In Ostdeutschland hat kürzlich die Aldi-Stiftung mehrere tausend Hektar Land gekauft“, sagt Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der AbL.

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„Die stark angespannte Situation auf dem Bodenmarkt verschärft sich bundesweit. Es gibt schon Landkreise in Deutschland, in denen die Hälfte der Flächen und der Betriebe in die Hände außerlandwirtschaftlichen Kapitals gelandet sind. Das ist nicht nur ein Verstoß gegen das Grundstücksverkehrsgesetz. Es ist auch ein Einfallstor für den Ausverkauf der Landwirtschaft. Zeit, endlich zu handeln!“

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