x
x
x
Polizeieinsatz (Symbolbild).
  • Polizeieinsatz (Symbolbild).
  • Foto: picture alliance/dpa

Kriminalität in Hamburg: Weniger Straftaten – aber eine Entwicklung bereitet Sorgen

Die Kriminalitätszahlen in Hamburg sind dank Corona erneut rückläufig – die Zahlen zur häuslichen Gewalt bereiten aber Sorgen.

Am Dienstag stellten Innensenator Andy Grote (SPD), Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und LKA-Chef Mirko Streiber die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2020 in Hamburg vor. Die erfreuliche Nachricht: Im fünften Jahr in Folge geht die Kriminalitätsrate in Hamburg zurück. „Die Polizei hat sich als krisenfest erwiesen“, sagte Grote mit Blick auf die Polizeiarbeit in Angesicht der Pandemie.

Hambug: Weniger Straftaten wegen Corona

Natürlich sind die Zahlen aus dem vergangenen Jahr nur bedingt repräsentativ im Vergleich zu den Vorjahren. Durch das eingeschränkte öffentliche Leben kam es in einer Vielzahl von Bereichen zwangsläufig zu Rückgängen der Straftaten. Insgesamt wurden 203.526 Taten verzeichnet – so wenige wie seit 1979 nicht mehr. Auch die Aufklärungsquote stieg um ein Prozent auf 47,7 Prozent gelöste Fälle.

Besonders markant ist der Rückgang bei Wohnungseinbrüchen. Hier ging die Zahl um rund 20 Prozent auf 3442 Taten zurück. „Weniger Einbrüche sind wegen des hohen Entdeckungsrisikos zu erklären, weil die Menschen zuhause sind“, so Polizeipräsident Meyer. Außerdem würden die Menschen ihre Wohnungen und Häuser besser sichern, so dass die Hälfte aller Einbrüche gar nicht erst erfolgreich verlaufe. Die Täter schaffen es schlicht nicht mehr ins Haus.

Polizeiliche Kriminalstatistik: Deutlich weniger Taschendiebe in Hamburg

Ebenfalls Leidtragende der Corona-Maßnahmen: Taschendiebe. „Abstand ist nicht nur ungünstig für das Virus, sondern auch für Taschendiebe“, so Meyer. Konkret gab es knapp ein Viertel weniger Taten als 2019. Auch Autodiebe hielten sich laut  Kriminalitätsstatistik zurück, entwendeten „nur“ 1293 Fahrzeuge (minus 22,2 Prozent), was sich der Polizeipräsident mit der Einschränkung im Reiseverkehr und den stärkeren Kontrollen an Grenzübergängen erklärt.

Fahrrad-Diebstahl nimmt deutlich zu

Allerdings sind Diebe nicht vollumfänglich in Kurzarbeit gegangen. Vor allem Radfahrer waren weiter im Visier der Kriminellen. Knapp 20 Prozent mehr entwendete Fahrräder werden für 2020 verzeichnet, 14.577 Mal wurde einem Hamburger das Rad gestohlen. Auch dies lässt sich aber mit Corona erklären: Der Radverkehr nahm im vergangenen Jahr um 33 Prozent zu, viel mehr Leute radelten fleißig durch die Gegend, was auch die Auswahl an Diebesgut erhöhte. Auch fand sich ein guter Absatzmarkt für Fahrraddiebe: Weil sich plötzlich so viele Menschen Fahrräder besorgten, kam es zu Liefer- und Produktionsengpässen.

Das könnte Sie auch interessieren: Feuerwehr-Führung schäumt vor Wut – Riesige Solidarität mit Hamburger Beamten

Eine Zunahme gab es auch bei den Betrugsfällen – zumindest im Internetbereich. Zwar gingen die Betrugsfälle um 9,4 Prozent (27.748 Taten insgesamt) zurück, bei Waren- und Warenkreditbetrug (vor allem online), kamen jedoch 14 Prozent hinzu. Dass die Zahl der Betrugsfälle trotzdem insgesamt rückläufig ist, liegt an den deutlich geringeren Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr und damit einhergehend weniger Schwarzfahrern.

Corona: Häusliche Gewalt nimmt zu

Ambivalent sind die Zahlen zur Gewaltkriminalität in Hamburg: Hier gingen die Zahlen zwar um 2,4 Prozent auf 7012 Fälle zurück, doch eine coronabedingte Entwicklung gibt Grund zur Sorge. Denn Gewaltdelikte verlagern sich verstärkt in den heimischen Bereich. „Das Risiko für Partnerschaftsgewalt ist durch Corona deutlich erhöht“, so LKA-Chef Mirko Streiber.

Ein Unbekannter sprach in Lohbrügge zwei Mädchen an. Die Polizei bittet um Hinweise. (Symbolbild)

Polizei Hamburg (Symbolbild)

Foto:

imago images/teamwork

So nahm die Partnerschaftsgewalt um neun Prozent zu, wobei Frauen mit 78 Prozent eindeutig am stärksten unter gewalttätigen Partnern zu leiden haben – insgesamt gab es 5397 Opfer. Positiv ist, dass vor allem immer mehr mutige Frauen die Taten ihrer Partner anzeigen. „Seit der ,MeToo‘-Debatte finden immer mehr Opfer den Mut, die Taten anzuzeigen“, sagte Streiber. Dies sei auch bei Sexualdelikten festzustellen, die 2020 um 3,9 Prozent stiegen.  (fkm)

 

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp