• Am schlechtesten stehen die Überlebenschancen für Gruppe fünf. Dazu zählt auch St. Pauli.
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Krebs-Risiko in Hamburg: Wer hier wohnt, hat schlechtere Überlebenschancen

In Hamburg kann man anhand des Wohnortes voraussagen, wie gut die Überlebenschancen bei einer Krebserkrankung sind. So macht es einen Unterschied, ob der Krebspatient in Eppendorf oder in Jenfeld zu Hause ist. 

Das hat das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg zusammen mit dem Hamburgischen Krebsregister in einer Studie herausgefunden, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. 

Wohnort in Hamburg zeigt Krebsüberlebenschance

Dabei fanden die Wissenschaftler heraus: Je höher der sozioökonomische Status des Stadtteils, desto mehr Patienten überleben die ersten fünf Jahre nach ihrer Krebsdiagnose. „Dieser Unterschied wurde unabhängig vom Geschlecht und altersübergreifend festgestellt“, heißt es in der Studie.

Krebspatienten in Hamburgs reicheren Stadtteilen haben eine höhere Chance, zu überleben. (Symbolbild)

Krebspatienten in Hamburgs reicheren Stadtteilen haben eine höhere Chance, zu überleben. (Symbolbild)

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picture alliance/dpa/dpa-tmn/Christin Klose

Die Veröffentlichung basiert auf Daten von 73.106 Männern und Frauen, die im Hamburgischen Krebsregister erfasst und zwischen 2004 und 2018 an Darm-, Lungen-, Brust oder Prostatakrebs erkrankt waren. Von den 104 Hamburger Stadtteilen wurden 103 davon in die Studie miteingeschlossen. Als einziger Stadtteil fiel die Insel Neuwerk heraus.

Krebs-Risiko: Studie untersucht verschiedene Stadtteile

Die Stadtteile wurden dabei mithilfe des Hamburger Sozialindex in fünf Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe schließt die reichsten Stadtteile mit ein, in der fünften Gruppen befinden sich die ärmsten Stadtteile.

Dabei spielen die Arbeitslosenquote, die Anzahl der Sozialwohnungen und Sozialhilfeempfänger, Wohnungsgrößen und das Haushaltseinkommen eine Rolle.

So ist das Prostata-Krebsrisiko in Hamburger Stadtteilen

Gruppe eins hat beim Prostatakrebs beispielsweise eine Überlebenschance von 93,8 Prozent. Dazu zählen unter anderem Altengamme, Eppendorf, Blankenese, Hoheluft-Ost, Marienthal, Ochsenwerder, Rissen und Uhlenhorst.

Bei Gruppe drei sind es 89,4 Prozent. Das schließt die Stadtteile Barmbek-Nord, Eißendorf, Rahlstedt, Schnelsen und Wandsbek mit ein.

Mitglieder der Gruppe vier, die unter anderem in Altona-Nord, Bahrenfeld, Eidelstedt, Hummelsbüttel, St. Georg und in der Sternschanze wohnen, haben nur noch eine Überlebenschance von 86 Prozent.

Am schlechtesten stehen die Überlebenschancen für Gruppe fünf mit nur 79,1 Prozent. Dazu zählen neben Billstedt, Dulsberg und St. Pauli auch die Veddel, Wilhelmsburg, Harburg und Neugraben-Fischbek.

Auch bei Darmkrebs: Eppendorf und Co haben bessere Überlebenschancen

Deutlich ist der Unterschied zwischen Gruppe eins und Gruppe fünf auch bei Darmkrebs. Zwischen Gruppe eins (72,9 Prozent) und Gruppe fünf (62,1 Prozent) liegen fast elf Prozentpunkte. Interessant ist hier: Bereits Gruppe zwei, zu der unter anderem Eilbek, Eimsbüttel, Lokstedt, Moorburg und Niendorf gehören, liegt mit 65,2 Prozent deutlich unter Gruppe eins. Gruppe zwei bis fünf pendeln währenddessen alle im mittleren bis unteren 60er Prozent-Bereich.

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„Leider fehlt uns in Deutschland im Moment noch die Datengrundlage, um die Ursachen dieser Differenzen im Krebsüberleben genauer interpretieren zu können“, erklärt Lina Jansen vom DKFZ, Erstautorin der Studie.

Deniz Celik (Linke): „Das ist leider nicht überraschend“

Eins zeigen sie aber: Die Überlebenschancen scheinen auch vom Geld abzuhängen. „Das ist leider nicht überraschend“, sagt Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion. „Gesundheit ist nicht nur eine Frage von individuellem Verhalten, sondern ganz besonders auch von sozialer Ungleichheit.“

Er fordert deshalb eine große Hamburg-Studie, um eine bessere Datengrundlage zum Zusammenhang von Armut und Gesundheit zu schaffen. „Zudem fordern wir schon länger die Errichtung interdisziplinären Stadtteil-Gesundheitszentren mit Sozialberatung und den Einsatz von aufsuchenden Gesundheitslotsen“, so Celik.

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Schon in der Vergangenheit haben Studien sozioökonomische Ungleichheiten beim Überleben von Krebs dokumentiert. Bisher wurden Städte allerdings als Einheit betrachtet.

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