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UKE
  • Kevin B. (34) und Franziska R. (30) mit Sohn Leonard (2) vor dem Eingang des UKE.
  • Foto: Patrick Sun

Krebs-Drama: Leonard (2) braucht dringend Blut

Alle drei Wochen fährt Leonard mit seinen Eltern ins Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Der Zweijährige bekommt dort Bluttransfusionen, denn der Junge hat Krebs. Doch in dieser Woche gab es für seine Eltern eine Schocknachricht: Leonards Blutgruppe war nicht mehr verfügbar. Warum Situationen wie diese in Deutschland keine Seltenheit sind und wie Leonards Eltern damit umgehen.

Mit Leonard zur Bluttransfusion ins UKE zu fahren, das ist für Mutter Franziska R. (30) und Vater Kevin B. (34) aus Drochtersen (Landkreis Stade) inzwischen Teil ihres Alltags geworden. Doch als vor einigen Tagen plötzlich Leonards Blutgruppe nicht mehr vorhanden ist, versetzt sie das erneut in Sorge.

„Wir haben leider nicht dieselbe Blutgruppe wie Leonard und können ihm in dem Moment nicht helfen“, sagt Kevin B. „Die Mitarbeiter haben sogar die aktiven Blutspender vor Ort gefragt, ob jemand Leonards Blutgruppe hat“. Der Kleine hat „A Rhesus-negativ”, so wie nur etwa sechs Prozent der deutschen Bevölkerung.

Eltern machen sich Sorgen um Blutspenden

Kurz vor Weihnachten 2022 erhielten die Eltern des zweijährige Leonard seine Diagnose: Nierenkrebs. Im Januar konnte der Tumor, der inzwischen fast so groß wie sein Kopf war, entfernt werden. Doch es hatten sich bereits zahlreiche Metastasen in seinem Körper gebildet. Nun muss er Chemotherapie und Bestrahlung über sich ergehen lassen. Die Zahl von Leonards Blutplättchen sinkt wegen der Therapien regelmäßig so stark, dass es zu inneren Blutungen kommen kann.

Als seine Blutgruppe nicht mehr verfügbar ist, geben ihm die Ärzte Blut aus einem Beutel „0 Rhesus-negativ“, denn diese Blutgruppe kann im Notfall universal für alle ausgegeben werden. Aber was passiert, wenn auch diese Vorräte zur Neige gehen?

UKE-Experte: „Es ist nie genug Blut da”

„Es ist nie genug Blut da“, sagt Sven Peine, Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin am UKE. „Wir haben etwa 500 eigene Blutspenden pro Woche, bräuchten aber etwa 700, dann wären wir gut aufgestellt.“ Zusätzliche Blutspenden werden von externen Anbietern wie dem Deutschen Roten Kreuz angekauft.

„Für seine zwei Jahre steckt Leonard alles bisher super weg“, sagt Kevin B. „Nach Chemo und Bestrahlung wurden bei der letzten Untersuchung nur noch wenige der ursprünglich über 50 Metastasen gefunden.“ Mindestens bis Ende Oktober muss Leonard noch in Behandlung bleiben – und braucht weiter Blut. Der Vorfall mit der Blutkonserve hat die Eltern nachdenklich gemacht. „Was wäre passiert, wenn Leonard einen Unfall gehabt und schnell viel Blut gebraucht hätte? Das UKE macht einen guten Job, die können auch nichts dafür, wenn zu wenig Blut gespendet wird“, sagt Kevin B.

Sven Peine ist Leiter des Institutes für Transfusionsmedizin am UKE. dpa
Sven Peine
Sven Peine ist Leiter des Institutes für Transfusionsmedizin am UKE.

„Wenn Sie nicht durch eine persönliche Betroffenheit in der Familie auf das Thema aufmerksam werden, dann denken wenige darüber nach“, sagt Peine. „In Hamburg gibt es weniger als zwei Prozent an Spenderinnen und Spender und die Tragen im Grunde die Versorgung aller auf ihren Schultern.“ Gerade die Vorräte an seltenen Blutgruppen wie „A Rhesus-negativ“ und der Universalblutgruppe „0 Rhesus-negativ“ sind begrenzt.

Warum spenden so wenige Menschen Blut?

„Nach Angaben von Studien gehen viele Menschen nicht zum Blutspenden, weil sie sich nicht gut informiert fühlen und sich fragen, ob es wirklich harmlos ist“, sagt Peine. „Dazu kann ich sagen: Natürlich kann es beim Blutspenden mal piksen oder einen blauen Fleck geben, aber schwere Komplikationen sind sehr, sehr selten.“

Das Blutspenden sei laut Peine auch eine „Generationenfrage“. „Das soziale Bewusstsein und die Bereitschaft zu helfen sind schon da, schließlich funktioniert „Fridays for Future” auch. Aber die Umsetzung unter den jungen Leuten ist schwach.“

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Entsprechend werde sich das Problem noch vergrößern. „In den nächsten 15 Jahren gehen die ‚Babyboomer‘ nicht nur in Arbeitsrente, sondern auch in die Blutspenderente“, sagt Peine. Die Eltern von Leonard haben deshalb eine große Bitte: „Spenden Sie Blut, damit Leonard und andere Patienten weiterleben können.“

Blutspenden am UKE: Martinistraße 52; Haus Ost 38; Spendezeiten: Mo, Do, Fr 7 bis 14 Uhr und Di, Mi 12 bis 19 Uhr; Infotelefon: 040 741052616

Blutspendedienst im Albertinen-Haus: Sellhopsweg 18-22; Spendezeiten: Mo, Di 15.30 bis 19 Uhr und Fr 7 bis 14 Uhr; Infotelefon: 040 55811374

Blutspendedienst Standort Uni: Von-Melle-Park 5; Spendezeiten: Do 10 bis 15 Uhr; Infotelefon: 040 741052616

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