• Foto: Thomas Kosiol

Krankenhaus vor dem Verkauf: Azubis kämpfen für den Erhalt ihrer Pflegeschule

Wilhelmsburg –

Das katholische Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg will seine Pflegeschule zum 1. Oktober schließen – warum, versteht niemand so richtig. Das wollen sich die Auszubildenden und Beschäftigten nicht gefallen lassen: Sie haben sich zusammengetan, um für den Erhalt ihrer Ausbildungsstätte zu kämpfen.  

Per E-Mail kam die schockierende und völlig überraschende Nachricht für die Pflegeschüler. „Mit uns wurde vorher gar nicht darüber gesprochen, dass die Ausbildungsstätte schließen soll. Die Stimmung ist gerade total aufgewühlt, weil keiner weiß, was jetzt passiert“, sagt Krankenschwester Dana Janßen, die selbst im vergangenen Jahr ihre Ausbildung in der Pflegeschule abgeschlossen hat. 

Wilhelmsburg: Schüler wollen Pflegeschule Groß-Sand retten

Mit drei Argumenten begründete die Klinikleitung ihre Entscheidung. Zum einem würde die Umstrukturierung das Krankenhaus vor zu große Herausforderungen stellen. Dann seien die finanziellen Belastungen durch die Änderungen des Pflegeberufegesetzes zu hoch. 

In einem offenen Brief der Pflegeschulleitung, welcher der MOPO vorliegt, gibt es dafür kein Verständnis. Dem Team sei keine vergleichbare Pflegeschule bekannt, die deshalb finanzielle Schwierigkeiten habe.

Hamburger Krankenhaus Groß-Sand steht vor dem Verkauf

Zuletzt sei die notwendige Digitalisierung nicht zu bezahlen – doch dafür bestehe laut Stellungnahme des Pflegeteams überhaupt kein Bedarf. Auch Dana Janßen sagt: „Jede Klasse hat ein eigenes Smartboard, jeder Schüler ein eigenes Tablet. Auch Homeschooling hat bei uns super funktioniert.“

Zudem gibt es den Digitalpakt der Stadt. Die Hamburger Schulbehörde bestätigte, dass es daraus Gelder gebe, die für Pflegeschulen vorgesehen sind.

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Alle drei Argumente werfen also Fragen auf. Sind sie vielleicht nur ein Vorwand, um von anderen Problemen abzulenken? Immerhin ist bekannt, dass sich das Krankenhaus in einer finanziellen Notlage befindet und vom jetzigen Träger, dem katholischen Erzbistum Hamburg, verkauft werden soll.

Hamburger Krankenhaus ist kein Einzelfall

„Ich denke, dass es hier über Management-Fehler hinausgeht. Kleine Krankenhäuser haben oft das Problem, dass sie sich nicht über Fallpauschalen finanzieren können“, erklärt Dr. Manuel Humburg, der in den Siebzigern seine Ausbildung im Krankenhaus Groß-Sand machte und einige Jahre in der Pflegeschule unterrichtete. „Die Rettung des Krankenhauses ist daher für mich auch Aufgabe des Staates“. 

Was aus dem Krankenhaus wird ist bislang genauso unklar wie die Frage, ob es einen konkreten Zusammenhang mit der drohenden Schulschließung gibt. „Für mich sieht das so aus, als würde versucht, das Krankenhaus durch den Abwurf der Pflegeschule für potentielle Übernehmer attraktiver zu machen“ so Humburg. Verstehen kann er das aber nicht. Zudem brauche ein stark wachsender Stadtteil wie Wilhelmsburg dringend ein Krankenhaus – mit eigener Pflegeschule. 

Hamburg: Wilhelmsburger Pflegeschule genießt guten Ruf

Auch darüber, wie die Ausbildung zukünftig ablaufen soll, wurden die Azubis im Unklaren gelassen. Das einzige, was bekannt ist: Der theoretische Unterricht soll zukünftig an die Schule für Gesundheits- und Krankenpflege in Hammerbrook verlagert werden.

Mit Konsequenzen für die Pflegeschüler. „Die Auszubildenden wissen weder, ob die Klassen bestehen bleiben, noch ob sich der Lehrplan unterscheidet. Viele haben auch Angst, nicht mehr mithalten zu können“, erzählt Dana Janßen. 

Konsequenzen durch Schließung: Sprachbarrieren in Ausweichschule befürchtet

Zudem bezweifelt sie, dass in einer so großen Ausbildungsstätte wie Hammerbrook noch ausreichend Rücksicht auf Sprachbarrieren genommen werden kann. Die Schüler mit Migrationshintergrund schätzen die intensive Betreuung und Förderung ihrer Dozenten in Wilhelmsburg, die zum Oktober ihren Job verlieren würden.  

Hamburg-Wilhelmsburg: Schüler demonstrieren für Erhalt der Pflegeschule

Noch glauben die Betroffenen an den möglichen Erhalt der Pflegeschule. Bereits vor zwei Wochen machten sie mit einer Banner-Aktion auf dem Gelände des Krankenhauses auf ihr Begehren aufmerksam.

Am Donnerstag soll es weitergehen: Die Aktivisten wollen sich in Wilhelmsburg versammeln und an den S-Bahn-Stationen Veddel und Wilhelmsburg sowie am Stübenplatz und an der Veringstraße über die Situation informieren und Flyer verteilen.

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Am Dienstag, den 11. August, soll schließlich um 15 Uhr eine Demonstration auf dem Bonifaziusplatz stattfinden. Auch eine Kundgebung wird es geben. Dana Janßen sagt: „Bei uns allen ist die Enttäuschung groß. Wir wollen zeigen, wie wichtig und wertvoll die Schule für uns ist. Solange man uns im Dunkeln lässt, machen wir Krach.“

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