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Kokain und Ecstasy per Post: So leicht kommen Jugendliche an Drogen

Erst vor wenigen Wochen berichtete die MOPO von dem Fall “Josy”, einem 16-jährigen Mädchen aus Geesthacht, das an einer Überdosis Ecstasy gestorben ist. Nun der nächste Fall: In der Nacht zu Sonntag starb eine weitere 16-Jährige, auch ihr Tod steht vermutlich im Zusammenhang mit Ecstasy. Das Obduktionsergebnis steht allerdings noch aus. Warum aber sind Partydrogen solch eine Gefahr, wo doch das Suchtpotenzial recht niedrig ist? Und welche Entwicklungen sind auf dem Drogenmarkt zu verzeichnen? Die MOPO hat bei Christiane Lieb, Geschäftsführerin der Suchberatungsstelle SUCHT.HAMBURG, nachgefragt.

Ecstasy fällt unter die so genannten „Partydrogen“. Oftmals werden sie konsumiert, um länger wach zu sein, länger tanzen zu können, gut drauf zu sein oder um lockerer zu werden. Doch Partydrogen sind alles andere als ungefährlich. Die negativen Folgen: depressive Verstimmungen, lang anhaltende gesundheitliche Schäden bis hin zum Tod.

Ecstasy: „Signifikanter Anstieg“ bei Hamburger Jugendlichen

„Sucht.Hamburg“ führt alle drei Jahre Befragungen mit Jugendlichen aus Hamburg durch. 2018 konnte man so feststellen, dass sich der Anteil der Jugendlichen, die in ihrem Leben schon mal Ecstasy konsumiert haben, im Vergleich zu 2015 verdoppelt hat. „Ein signifikanter Anstieg, so Lieb. Im Europäischen Drogenbericht 2019 wird von Abwasseranalysen des Jahres 2018 berichtet. Diese ergaben, dass die höchsten MDMA-Belastungen in belgischen, deutschen und niederländischen Städten vorzufinden waren. 21 der betroffenen 37 Städte meldeten eine steigende Tendenz, 2018 lagen höhere Belastungen als 2011 vor. 

Partydrogen sind oft höher dosiert als angenommen

Ecstasy-Tabletten seien häufig viel höher dosiert als angenommen. Partydrogen können außerdem mit anderen Substanzen gestreckt sein. „Sie wissen nie, was drin ist“, sagt Christiane Lieb. Selbst wenn man mehrere Pillen aus derselben Tüte vergleichen würde, käme man wahrscheinlich auf unterschiedliche Gehalte. Die Folge ist schnell eine Überdosis.

Christiane Lieb

Christiane Lieb ist Geschäftsführerin bei SUCHT.HAMBURG. Mit der MOPO sprach sie über Partydrogen.

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SUCHT.HAMBURG gGmbH

Todesfälle in Verbindung mit Ecstasy stünden meist im Zusammenhang mit einer Dehydrierung und Überhitzung. „Häufig wird mit Alkohol gemischt. Der dehydriert, hinzu kommt oft starkes Schwitzen beim Tanzen  — dadurch kann es zu einer Überhitzung des Körpers kommen.“ Die Folge: Kreislaufkollaps. Konsumenten überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten und gehen große Risiken ein. „Man trinkt sehr viel mehr als üblich, weil man das so gar nicht wahrnimmt durch das von MDMA veränderte Bewusstsein.“ Hat der Körper die Substanzen wieder abgebaut, folgen oft ein- bis mehrtägige depressive Verstimmungen. 

Online-Dealer erleichtern den Zugang zum Drogenmarkt

Lieb warnt auch vor der schnellen Verfügbarkeit im Internet. In sozialen Netzwerken findet man mit ein paar Klicks Gruppen, in denen mit Drogen gehandelt wird. „Online kennt man vielleicht gar nicht die Herkunft der Drogen, wodurch das Ganze noch riskanter ist.“

Laut Erkenntnissen des Bundeskriminalamts (BKA) werden immer mehr Drogen übers Internet verkauft, darunter Marihuana, Kokain, Ecstasy und Amphetamine. Die Rauschmittel werden  meist mit der Post verschickt – in Briefen und Paketen. Das habe sich „auf einem hohen Niveau eingependelt“. Der Lieferant – meistens „junge, männliche, computeraffine Personen“ – werde mit „Bitcoins“, einer Internet-Währung, bezahlt – anonym, einfach und schwer zurückzuverfolgen.

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Den Ermittlungsbehörden gelingt es aber immer häufiger auch Verfahren gegen Internet-Täter einzuleiten. Das Zollfahndungsamt Hamburg nahm im Juni dieses Jahres einen 42-Jährigen fest, der zu den Top-20-Drogenverkäufern im Darknet, einem speziell anonymisierten  Bereich im Internet, gezählt wird. Wöchentlich soll er bis zu 400 Briefe über verschiedene norddeutsche Postfilialen versandt haben. Im Mai wurden in seinem Auto 180 Drogensendungen gefunden und sichergestellt. Zoll-Sprecher Frank Nielsen: „Dieses Verfahren zeigt erneut, dass die Zollfahndung im Kampf gegen die grenzüberschreitende Rauschgiftkriminalität gut aufgestellt ist.“

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