Klimacamp in Hamburg: Hier wird geprobt, wie man die Stadt blockiert
Auf einer Wiese am Rande des Altonaer Volksparks gruppieren sich rund um ein rot-orangefarbenes Zirkuszelt viele kleine Zelte, Tische, Sofas, Toilettenhäuschen und Menschen mit weiten Hosen und bunten Oberteilen. Was ein wenig nach Ferienlager aussieht, ist in Wirklichkeit das „System Change Camp“, das am Samstag an der Ecke Luruper Hauptstraße/Elbgaustraße (Lurup) aufgeschlagen wurde. Hier schlafen, essen, lesen und reden die Teilnehmer – und bereiten sich auf Aktionen des „zivilen Ungehorsams“ vor. Die MOPO war beim Protest-Training dabei.
Am Montag bekamen die Hamburger bereits einen ersten Vorgeschmack auf die Aktionen, die sie bis zum 15. August erwarten, als Aktivisten sich mit Bannern mit Aufschrift„Exit Gas Now“ und „Neokolonialem Kapitalismus bekämpfen“ von der Elphi abseilten.
„System Change Camp“ in Hamburg: Das ist geplant
Auf einer Wiese am Rande des Altonaer Volksparks gruppieren sich rund um ein rot-orangefarbenes Zirkuszelt viele kleine Zelte, Tische, Sofas, Toilettenhäuschen und Menschen mit weiten Hosen und bunten Oberteilen. Was ein wenig nach Ferienlager aussieht, ist in Wirklichkeit das „System Change Camp“, das am Samstag an der Ecke Luruper Hauptstraße/Elbgaustraße (Lurup) aufgeschlagen wurde. Hier schlafen, essen, lesen und reden die Teilnehmer – und bereiten sich auf Aktionen des „zivilen Ungehorsams“ vor. Die MOPO war beim Protest-Training dabei.
Am Montag bekamen die Hamburger bereits einen ersten Vorgeschmack auf die Aktionen, die sie bis zum 15. August erwarten, als Aktivisten sich mit Bannern mit Aufschrift„Exit Gas Now“ und „Neokolonialem Kapitalismus bekämpfen“ von der Elphi abseilten.
„System Change Camp“ in Hamburg: Das ist geplant
„Aus unserer Sicht war die Aktion ein voller Erfolg“ sagt Camp-Sprecherin Toni (21). „Wir haben unsere Botschaft sehr prominent präsentiert.“ Doch bei einer Aktion soll es nicht bleiben. Am Mittwoch zieht eine Großdemo ab 17 Uhr von den Landungsbrücken in Richtung Jungfernstieg. Am Wochenende soll es unbequemer werden, wenn „Ende Gelände“-Aktivisten eine Aktion des „zivilen Ungehorsams“ durchführen.

Wann und wo das stattfinden soll, wird noch nicht verraten. Aus der Vergangenheit weiß man, dass solche Aktionen häufig mit Blockaden von Gleisen oder Kraftwerken einhergehen. Dafür üben die Teilnehmer im Camp, wie man sich von der Polizei wegtragen lässt oder Polizeiketten durchbricht. Viele Teilnehmer sind kaum älter als 16 und kichern, während ihre Mitstreiter sie an den Armen packen und über den ausgedörrten Rasen tragen. Der Workshop-Leiter erklärt, was zu tun ist: Die Aktivisten winkeln die Beine an, halten die Arme eng am Körper und machen sich so schwer wie möglich. Mit dieser Position signalisiere man der Polizei, dass man zwar nicht freiwillig aufstehen, aber auch keinen Widerstand leisten werde, wenn es zum Wegtragen komme, erklärt der Workshop-Leiter.
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Auch so haben die Camp-Teilnehmer viel Spaß: Es gibt einen Crepes-Stand, Kochzelte und Bibliotheken. Eine Teilnehmerin läuft mit einem Industrie-Eis in Plastikverpackung über den Platz. In sogenannten „Awareness“-Zelten wird Menschen geholfen, die sich von der Gesellschaft ungerecht behandelt fühlen. Das Camp ist demokratisch und anti-hierarchisch organisiert: Entscheidungen werden im Plenum getroffen. „Wir leben hier so, wie wir uns die zukünftige Gesellschaft vorstellen“, sagt die Sprecherin. Nicht ganz zu den hehren Absichten wollen diverse alte Wohnmobile und Autos auf dem Gelände passen, die jedoch „für die gute Sache als nötig“ empfunden werden.
Junge Bauern fordern Ende der industriellen Landwirtschaft
Das bunte Programm „gegen Antikolonialismus und für Klimagerechtigkeit“ geht von Podiumsdiskussionen zum Kampf gegen fossile Brennstoffe über Workshops zur „Entkolonialisierung des Denkens“ bis hin zu Kino- und Musikabenden. Die Gäste kommen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus Portugal, den USA und Argentinien – mit dem Ziel, die globalen Folgen des deutschen Umgangs mit fossilen Energieträgern verdeutlichen. Hamburg sei mit seiner kolonialen Tradition und seiner Nähe zu den zu verhindernden LNG-Terminals an der Küste hervorragend als Austragungsort für so ein Camp.

Eine der 40 anwesenden Gruppen ist die „Junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“. Sie fordert ein Ende der industriellen Landwirtschaft, die auf fossilen Energieträgern beruhe und niedrigere Pachtpreise für Flächen, damit auch Neu-Landwirte mit umweltfreundlichen Konzepten Zugang dazu bekommen, wie Charlie (24) erläutert, die zusammen mit ihren Freunden in dem blumengeschmückten Zelt auf Heuballen sitzt. „Beet The System“ steht auf einem Banner neben ihr.

Das ist die Hauptforderung des „System Change Camps“: Eben einen Wandel des ganzen Systems. Ein Ende von Diskriminierung, Ungleichbehandlung, Hierarchien, und des Kapitalismus, wie wir ihn kennen. Zumindest der öffentlichen Aufmerksamkeit kann sich das Camp jetzt sicher sein.