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  • Ein Kind hält sich an einem Klettergerüst auf dem Kita-Spielplatz fest (Symbolbild).
  • Foto: dpa

Kinder in Kitas trotz Corona: Standpunkt: Eltern sollen selbst entscheiden – richtig so

In der vergangenen Woche hatte die MOPO mit Erzieherin Lena (Name geändert) gesprochen, in deren Kita auch jetzt noch großer Betrieb herrsche. Lena sagte schon vor einer Woche: „Wir sind bald am Ende unserer Kräfte.“ Sie hoffte, dass der Senat eine ausschließliche Notbetreuung für Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen beschließen würde. Daraufhin hat sich bei uns Rene Otto (45) gemeldet. Der Hamburger ist Vater einer fünfjährigen Tochter und Unternehmer. Otto findet es richtig, dass Eltern selbst entscheiden dürfen, ob sie ihre Kinder in die Kita bringen oder nicht. Warum? Das hat er für die MOPO aufgeschrieben.

In dem MOPO-Interview aus der vergangenen Woche beklagte die Erzieherin Lena, der Senat würde die Entscheidung, ob Kinder nun in die Kita geschickt werden oder nicht, auf die Eltern abwälzen. Das war noch vor dem aktuellen Senatsbeschluss zu den Regelungen in Hamburger Kitas. Als Vater einer fünfjährigen Tochter sage ich, dass diese Entscheidung grundsätzlich sehr gut von den Eltern mitgetroffen werden kann, weil die Eltern den jeweiligen Einzelfall am besten bewerten können.

Kitas und Corona: Das sagt ein Hamburger Vater

Rene Otto ist Unternehmer und Vater einer 5-jährigen Tochter.

Rene Otto ist Unternehmer und Vater einer fünfjährigen Tochter.

Foto:

hfr

Im ersten Lockdown weinte unsere damals vierjährige Tochter wiederholt aus dem Nichts: „Ich bin so traurig. Ich möchte meine Freunde wieder sehen. Mama, Papa, werde ich sie jemals wiedersehen?“ Für uns als Eltern, die ein sehr aufgeschlossenes Kind haben, war das markerschütternd! Ein vierjähriges Kind sollte sich dazu keine Gedanken machen müssen. Im Rückblick hat es etwa drei Monate gedauert, bis sich unsere Tochter emotional vom ersten Lockdown erholt hatte.

„Verantwortungsvolle Eltern geben ihre Kinder nicht gern ab“

Der aktuelle Senatsbeschluss sieht vor, dass die Kitas nur noch in der Kernbetreuungszeit Kinder betreuen müssen. Nun gilt ab nächster Woche also wieder ein Notbetrieb in Hamburgs-Kitas. Im Gegensatz zum ersten Lockdown im Frühjahr dürfen aber nicht nur Eltern mit systemrelevanten Berufen ihre Kinder in die Kita geben. Alle Eltern dürfen entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Kita bringen möchten.

Gerade der zweite Lockdown im November und Dezember hat gezeigt: Verantwortungsvolle Eltern geben ihre Kinder in diesen Zeiten nicht gerne ab. Das sieht man an den im MOPO-Bericht genannten 58 Prozent der Kita-Kinder, die seit Lockdown nicht in die Kita gebracht wurden.

Notbetreuung: Wer ist systemrelevant?

Bei allem Verständnis für die wirklich unbefriedigende Situation für die Erzieher ist es trotzdem viel sinnvoller, die Flexibilität im Einzelfall zu erhalten, statt per allgemeingültiger Direktive zu entscheiden.

Wer ist systemrelevant? Die Ärztin ja, die Kassiererin im Supermarkt auch, die Erzieherin ebenso. Menschen, die schlichtweg arbeiten müssen, um ihren Job zu behalten oder sich verantwortlich fühlen, den Erhalt von Arbeitsplätzen ihrer Mitarbeiter sicherzustellen sind genauso systemrelevant wie die Ärztin, die Kassiererin oder die Erzieherin, gerade wenn man an ein gesellschaftliches Leben nach der Pandemie denkt.

Homeworking und „Home-Kitaing“ gehen nicht zusammen

Familienministerin Franziska Giffey hat gerade letzte Woche in einem Statement wiederholt, der erste Lockdown habe gezeigt, dass Homeworking und Home-Schooling nicht zusammen gehen – Homeworking und „Home-Kitaing“ gehen erst recht nicht zusammen. Einem zehn-bis zwölfjährigem Kind kann man vermitteln, dass Mama gerade ihren Job am Küchentisch macht, während Papa im Arbeitszimmer versucht, seine Firma über die Corona-Krise zu bringen und beide just in diesem Augenblick keine Zeit haben.

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Einem Kitakind kann man das nicht erklären, weil Kinder in dem Alter im Hier und Jetzt leben. Da kann schon ein geplatzter Luftballon das gesamte Tagesgleichgewicht ins Wanken bringen und den Weltuntergang bedeuten. ErzieherInnen wissen, was dann zu tun ist: sofort aus der Situation rausnehmen und nicht erst nach dem Beenden des beruflichen Krisencalls.

Corona-Krise: Wir müssen alle unser Bestes geben

Doch Statements wie von Lena wie „Wir Erzieher sind am Ende unserer Kräfte“ – so verständlich sie sind – sind genauso wenig hilfreich wie Statements von Eltern wie „Die Doppelbelastung raubt uns die letzten Kräfte.“

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Durch diese große Krise kommen wir nur, wenn wir alle unser Bestes geben, so wie wir es alle in den letzten Monaten gemacht haben, und da muss man auch explizit die Politik einschließen. Die Entscheidung der Politik „Eltern entscheiden, ob ihr Kind in die (eingeschränkte) Kita gehen soll“ ist richtig. Entsprechend sollten wir alle weiterhin die Verantwortung in unserer jeweiligen Rolle übernehmen, statt zu jammern. Gemeinsam werden wir es schaffen.

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