Kaum Neuinfektionen in Hamburg: Demos als Corona-Risiko? Von wegen!
Die Zahlen sind kaum der Rede wert. Seit Wochen meldet Hamburgs Senat Neuinfektionen im einstelligen Bereich, an einigen Tagen gab es sogar nicht einen einzigen neuen Fall. Und das, obwohl es in unserer Stadt diverse größere Demonstrationen gab.
Die Angst vor den „Superspreader-Events“ war groß. Viele befürchteten, dass sich das Virus bei den Protestaktionen massenhaft verbreiten würde. Auch Virologen warnten davor, dass große Protestaktionen Corona in die Hände spielt – erst recht, wenn Massen von Menschen eng beieinander sind und Parolen herausschreien.
Hamburg: Viele Demonstrationen trotz Corona
Szenen, die es in Hamburg in den vergangenen Wochen immer wieder gab. Ende Mai zum Beispiel gab es mehrere Flüchtlings-Demonstrationen mit Hunderten Teilnehmern. Im gleichen Monat gab es auch die ersten größeren Proteste der Corona-Gegner mit bis zu 750 Teilnehmern. Und Anfang Juni versammelten sich bis zu 14.000 Teilnehmer, um gegen Rassismus und für den in den USA getöteten George Floyd zu demonstrieren – ein Großteil wohlgemerkt mit Mund-Nasen-Schutz. Und alle Demos fanden natürlich an der frischen Luft statt, wo das Infektionsrisiko geringer als in geschlossenen Räumen ist.
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All das ist inzwischen jedoch mehr als zwei Wochen her – eine Zeitspanne, die identisch mit der Corona-Inkubationszeit ist. Heißt: Sollten sich während der Demonstrationen massenhaft Personen mit dem Virus infiziert haben, dann würde man das jetzt an den Zahlen sehen.
Corona-Zahlen in Hamburg bleiben niedrig
Tatsächlich bleiben die Zahlen niedrig. Am Dienstag vermeldete der Senat lediglich fünf Neuinfektionen, am Vortag gab es sogar keine neuen Fälle. Sind die Demos also gar kein Corona-Problem?
„Die Größe einer Veranstaltung spielt nicht so eine große Rolle, was eine Ansteckung betrifft“, sagt Senatssprecher Marcel Schweitzer im Rahmen der Landespressekonferenz.
Eine große oder kleine Versammlung würden im Prinzip das gleiche Risiko bergen. Corona bleibe jedoch hochansteckend, das würden auch Beispiele aus anderen Bundesländern zeigen, sagt er.
Hamburg: Werden Corona-Regeln für Demos geändert?
Die massenhaften Infektionen in Leer, Göttingen oder zuletzt bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück dienen tatsächlich als gute Beispiele. Demonstrationen waren aber auch hier nicht der Grund. Wäre es denkbar, dass Hamburg sich jetzt von der Regelung verabschiedet, Ausnahmegenehmigungen für Demonstrationen zu erteilen?
Video: So sehr vermissen es die Hamburger auszugehen
Dazu Schweitzer: „Man hat als Bürger ein Recht auf eine Demonstration. Das steht im Grundgesetz. Das muss auch ermöglicht werden. Wenn wir das als Senat einschränken, muss es verhältnismäßig und gut begründbar sein. Man muss also weiterhin Versammlungen bei der Versammlungsbehörde anmelden“.