• Der Musterstimmzettel für Hamburg bei der letzten Bundestagswahl (Symbolbild).
  • Foto: Christophe Gateau/dpa

Kandidatencheck: SPD, Grüne, CDU: Wer soll Hamburg in Berlin vertreten?

Wer darf für Hamburg in den Bundestag? In vier Monaten fällt die Entscheidung. Die MOPO hat sich die Spitzenpolitiker:innen der Landeslisten von SPD, Grünen und CDU mal genauer angesehen.

Mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Aydan Özoguz tritt eine erfahrene Kandidatin an. Der ehrgeizige CDU-Landeschef Christoph Ploß will seinen Platz im Bundestag verteidigen. Wirtschaftsexpertin Katharina Beck von den Grünen muss sich in Hamburg noch beweisen.

Christoph Ploß (CDU): Der Ehrgeizige

Hamburgs CDU-Landeschef Christoph Ploß will dieses Jahr seinen Sitz im Bundestag verteidigen. Vor vier Jahren gelang ihm als Direktkandidat im Bezirk Nord der Einzug. Der 35-Jährige ist mit dem Bezirk eng verbunden, er wuchs in Winterhude auf und lebt heute im Alstertal.

Der Hamburger CDU-Landeschef Christoph Ploß will es wieder in den Bundestag schaffen.

Der Hamburger CDU-Landeschef Christoph Ploß will es wieder in den Bundestag schaffen.

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Gleichzeitig ist er Vorsitzender des ansässigen CDU-Kreisverbandes. Ploß gilt als ehrgeizig und zielstrebig. Dieses Jahr tritt er erneut in Nord an, gleichzeitig steht Ploß auf Platz eins der CDU-Landesliste.

Duell zwischen Schwarz-Grün

Seine Themen: Wirtschaft und Klimaschutz verbinden, innere Sicherheit und Bildungspolitik stärken. Denn Klimaschutz und CDU, das geht jetzt auch zusammen. Ploß will sich zum Beispiel für den schnelleren Ausbau des Schienenverkehrs und die Nutzung alternativer Kraftstoffe wie Wasserstoff einsetzen.

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„Wir wollen bestmöglich abschneiden und alles geben“, kündigte Ploß für den Wahlkampf an. Auf ein konkretes Wahlziel wollte er sich aber nicht festlegen. Hauptwettbewerber seien im Bund die Grünen, das werde sich auch in Hamburg widerspiegeln. „Dieses Duell nehmen wir an und darauf freuen wir uns“, sagte er. Die Menschen stünden vor der Wahl „zwischen einem Linkskurs mit den Grünen oder bürgerlicher Vernunft mit der CDU“.

Ploß macht die Gendersprache zu seinem Thema

Womöglich machte Ploß deshalb vergangene Woche mit einem Thema von sich Reden, zu dem aus der CDU bisher noch nicht viel zu hören war. In staatlichen Einrichtungen müsse man Gendersprache verbieten, forderte er im „Spiegel“. Diese Sprache sei „grammatisch falsch, künstlich und ideologisch motiviert“, sie betone das Trennende.

Ploß versteht es auch, die Medien für sich zu nutzen. Bis zu seinem Einzug in den Bundestag arbeitete er selbst als PR-Referent für einen Hamburger Medienkonzern. In seiner Freizeit ist er gern sportlich unterwegs. Früher war Hockey seine Leidenschaft, heute nimmt er seine Abonnenten auf Instagram gern beim Joggen an der Alster mit.

Katharina Beck (Grüne): Die Neue

Die Grünen haben Wirtschaftsexpertin Katharina Beck auf Platz eins ihrer Liste gesetzt. Die 38-Jährige tritt damit die Nachfolge von Anja Hajduk an – die ehemalige Stadtentwicklungssenatorin wollte nach 24 Jahren Parteiarbeit nicht erneut für den Bundestag kandidieren. Beck verfügt bisher über keine parlamentarische Erfahrung und muss sich auf dem Hamburger Politikparkett jetzt einen Namen machen.

Die Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Beck hat bisher noch keine parlamentarische Erfahrung.

Die Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Beck hat bisher noch keine parlamentarische Erfahrung.

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Wirtschaft ist Becks Steckenpferd

„Ich hab Bock auf den Job“, sagte sie im MOPO-Interview zu ihrer Kandidatur. Für die Partei war sie schon in verschiedenen Gremien aktiv und im Bund Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Finanzen.

Beruflich arbeitet Beck als Senior Managerin mit Konzernvorständen an deren Klimastrategien. In Berlin will sie sich mit ihrer Erfahrung auch für kleine Unternehmen und Soloselbstständige einsetzen, die oft gern nachhaltig wirtschaften wollen, ohne entsprechende Regelungen aber daran scheitern.

Im Bezirk Nord tritt sie gegen Ploß an

Die gebürtige Düsseldorferin war schon an vielen Orten der Welt zu Hause, bevor es sie 2011 nach Hamburg zog – unter anderem lebte sie in Panama, Argentinien und der Schweiz. Ihre beste Eigenschaft? „Ein ehrliches Interesse für meine Mitmenschen“, so Beck zur MOPO. Ihre schlechteste Eigenschaft? „Ungeduld.“

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Neben dem Reisen gehören das Musizieren, Tischtennis und Yoga zu ihren Leidenschaften. Beck ist verheiratet und hat heute ihren Lebensmittelpunkt im Stadtteil Winterhude. Im Bezirk Nord tritt sie auch als Grünen-Direktkandidatin gegen CDU-Landeschef Christoph Ploß und die SPD-Bundestagsabgeordnete Dorothee Martin an.

Aydan Özoguz (SPD): Die Erfahrene

Die Hamburger SPD geht auf Nummer sicher: Aydan Özoguz tritt bereits zum dritten Mal in Folge an der Spitze der Landesliste und als Direktkandidatin im Bezirk Wandsbek an. Bisher gelang der 53-jährigen immer auch die Wahl in den Bundestag.

Aydan Özoguz ist schon zum dritten Mal Spitzenkandidatin der Hamburger SPD bei der Bundestagswahl.

Aydan Özoguz ist schon zum dritten Mal Spitzenkandidatin der Hamburger SPD bei der Bundestagswahl.

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Ihre Karriere kann sich sehen lassen: Von 2001 bis 2008 saß sie in der Hamburgischen Bürgerschaft. Bei ihrem Einzug war sie die erste Abgeordnete mit Migrationshintergrund. Özoguz ist in Hamburg geboren, ihre Eltern wanderten Anfang der 60er Jahre aus Istanbul ein. Aufgewachsen ist sie in Lokstedt, heute lebt Özoguz mit ihrer Familie in Oldenfelde. Seit 2009 sitzt sie im Bundestag.

Özoguz setzt sich für Integration ein

Von 2011 bis 2017 war sie eine der Vize-Bundesvorsitzenden der SPD. Von 2013 bis 2018 wurde sie zur Integrationsbeauftragten der Bundesregierung. Auch hier war sie die erste Frau in einem Bundeskabinett mit Migrationshintergrund.

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„Rauen Winden und braun gefärbten Anfeindungen“ könne sie sich sehr gut entgegenstellen und werde das auch in Zukunft immer machen, sagte Özoguz auf dem digitalen Parteitag am Samstag.

Trotz Hetze fährt sie ihren Kurs

Mehrfach sah sich Özoguz in der Vergangenheit mit solchen Anfeindungen gegen ihre Person konfrontiert. Im letzten Bundestagswahlkampf wollte Alexander Gauland als AfD-Spitzenkandidat die SPD-Frau „in Anatolien entsorgen“.

Die Politikerin stand mit einem Mal im Fokus des öffentlichen Interesses – und wurde von rechten Hetzern übel attackiert. Doch davon ließ sie sich nicht einschüchtern, fuhr weiter ihren Kurs und machte sich gerade.

Menschen passen nicht in Schubladen

Ihre Herzensthemen Integration, Menschenrechte und sozialer Zusammenhalt wird sie voraussichtlich auch in die nächste Legislaturperiode tragen. Immer wieder kämpfe sie gegen falsche Kategorisierungen und Begriffe, mit denen Menschen in Schubladen gesteckt werden, sagte sie kürzlich im „NDR“.

Wichtig ist ihr aber auch, dass Integrationspolitik eine individuelle Entscheidung bleibt: „Ich mache das gerne und bin dafür in die Politik gegangen, aber nicht jeder, der eine Einwanderungsgeschichte hat, will Integrationspolitik machen.“

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