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Job-Kahlschlag bei Aida Cruises
  • Vorbei mit Glanz und Gloria? Bei der Kreuzfahrt-Reederei Aida Cruises wird massiv umstrukturiert.
  • Foto: (c) dpa

Job-Kahlschlag bei Aida: Auch viele Freie sind betroffen

Die Nachricht vom geplanten Stellenabbau war ein Schock für die 82 Festangestellten der Aida Entertainment in Hamburg. Jetzt stellt sich heraus: Die Umstrukturierung trifft auch die freien Mitarbeiter hart. Mehr als 100 Freiberufler, die zum Teil seit vielen Jahren die Shows an Bord der Kreuzfahrtschiffe gestaltet haben, bangen um ihre Aufträge.

Trainer, Bühnenbildner, Kostümdesigner, Regisseure, Drehbuchautoren, Lichtkünstler, Tontechniker, Filmemacher – sie sorgen normalerweise dafür, dass Zuschauer der Shows auf den Aida-Kreuzfahrtschiffen leuchtende Augen bekommen. Doch seit anderthalb Jahren herrscht Stillstand. Keine Törns bedeutete: keine Aufträge.

Hamburg: Aida Entertainment meldete sich nicht bei Freiberuflern

In den vergangenen Monaten haben die freien Mitarbeiter so gut wie nichts gehört von ihrem Auftraggeber. Kein Brief, keine Mail, kein Anruf. Lediglich ein YouTube-Video vom 20. April sollte bei den unter der Corona-Pandemie leidenden Künstlern und Technikern für ein wenig gute Stimmung sorgen. Darin erklärte Aida Entertainment Geschäftsführer Borris Brandt, man gebe alles, um die Shows so bald wie möglich wieder auf die Bühne zu bekommen.

Eine Bemerkung des Geschäftsführers aus dem Video sorgt bei den Freiberuflern nun im Nachhinein für Verstimmung. Denn Borris Brandt forderte die Leute auf, Ideen einzubringen. Vorschläge für Show-Einlagen zu machen – vor allem für Solo-Auftritte oder Auftritte zu zweit.

Exklusivität adé: Aida setzt auf Konzept aus den USA

Solo-Auftritte? Wir waren doch bisher Ensembles! So das Gefühl der Betroffenen. Nachdem nun bekannt wurde, dass Aida Entertainment die Planung der Shows in Zukunft nicht mehr von Land aus zentral steuern wird und sich von rund 50 Festangestellten, die diese Planung bisher organisierten, verabschieden wird, ist klar, wohin der Weg führt: Aida möchte nur noch Künstler an Bord holen, die schon ein fertiges Programm im Repertoire haben. Ähnlich wie wenn Eltern einen Zauberkünstler für den Kindergeburtstag buchen.

Das Prinzip kommt aus den USA: Auf amerikanischen Kreuzfahrtschiffen wird schon lange so gearbeitet. Es gibt keine individuell für die Schiffe produzierten Shows, die es sonst nirgendwo zu sehen gibt. Auf Exklusivität müssen amerikanische Passagiere schon lange verzichten. Nun wird dieses Prinzip von Aida kopiert.

Verdi fordert Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze

Für die Gewerkschaft Verdi ist die Restrukturierung bei Aida Entertainment nach über einem Jahr Kurzarbeit ein Skandal. „Die Ankündigung der Reederei, nach über einem Jahr Stillstand die Entertainment-Sparte in Hamburg plattzumachen, ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten! Die künstlerischen Gewerke mit ihrer hochqualifizierten Arbeit gehören integral zum Konzept des Unternehmens“, erklärte Natale Fontana, Verdi-Landesfachbereichsleiter Verkehr. Ob Passagiere künftig noch denselben Unterhaltungswert bekämen, müsse sich erst noch erweisen.

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Die stellvertretende Landesbezirksleiterin Sieglinde Friess ergänzte: „Einmal mehr zeigt ein Unternehmen, dass es zwar Staatshilfen gerne annimmt, sich aber dem Wohl seiner Beschäftigten nicht verpflichtet fühlt. Hier muss auch die Hamburger Politik klare Kante zeigen.“

Am Dienstag haben bei Aida Cruises die Sozialplanverhandlungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat begonnen. Die Gewerkschaft Verdi forderte in dem Zusammenhang, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.

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