Ist das alles geklaut?!: Hersteller kopiert bekannte Schoko-Marken – aus ernstem Grund
Hamburg/Amsterdam –
Nougat-Pyramiden, Waffel-Streifen, Crunch-Kreise: Diese klobigen Schoko-Formate dürften Ihnen genauso bekannt vorkommen wie deren weltberühmte Verpackungen – doch das ist eine Täuschung. Dahinter steckt keine billige Kopie, sondern eine Botschaft: Der Hersteller „Tony’s Chocolonely“ will dadurch ein Zeichen setzen – gegen Sklaverei und Kinderarbeit.
Ist das alles nur geklaut? Nein. Die vier „Look-alike“-Tafeln sehen zwar auf den ersten Blick so aus wie die Snacks von Nestlé, Mars und Co. und schmecken auch erstaunlich ähnlich (lecker). Aber eigentlich sind sie ganz anders.
Schoko-Marke setzt Zeichen gegen Sklaverei und Kinderarbeit
Denn sie sollen „das Bewusstsein dafür schärfen, dass illegale Kinderarbeit – auch 20 Jahre nachdem die Industrie versprochen hat, diese auszurotten – noch immer weit verbreitet ist“, so die niederländische Marke mit Deutschlandsitz in Hamburg.
Die Nougat-Pyramiden, Waffel-Streifen, nussige Crunch-Kreise und Karamell-Cookie-Streifen sind unverkennbar.
Tony’s Chocolonely/ease.pr
Noch immer sind mehr als 1,56 Millionen Kinder und mindestens 30.000 erwachsene Opfer moderner Sklaverei gezwungen, auf Kakaoplantagen zu arbeiten – unter anderem in Ghana und der Elfenbeinküste.
Tony’s Chocolonely: „Wir sind alle Teil des Problems“
Damit will Tony’s laut eigenen Angaben keine Schuldzuweisungen machen, sondern jede Marke dazu auffordern, zusammenzuarbeiten, „um 100 Prozent sklavenfrei produzierte Schokolade zur Norm zu machen. Wir alle sind Teil des Problems – und wir alle können und sollten Teil der ‚Sweet Solution‘ sein“, sagte Paul Schoenmakers, Head of Impact bei Tony’s Chocolonely.
Preise zu niedrig: Kakaobauern in Afrika enorm unter Druck
Die Botschaft: Es geht nicht um die Form oder den Geschmack, sondern um eine faire Produktion, die komplett zurückverfolgt werden kann und um die Unterstützung der Kakaobauern vor Ort, unter anderem durch Zahlung höherer Preise.
Oft wird der Kakaopreis, getrieben vom gnadenlosen Profitstreben, lächerlich niedrig gehalten. So niedrig, dass die Bauern kaum was verdienen und sich gezwungen sehen, auf Kinderarbeit zurückzugreifen. Ein Teufelskreis der Armut, dem Tony’s einen Riegel vorschieben will.
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Ein Kampf, der unmöglich allein gewonnen werden kann. Um Regierungen zum Handeln aufzufordern, hat Tony’s eine Petition ins Leben gerufen, die jeder unterzeichnen darf.
Solidarität: Erlös der Schoko-Tafeln wird gespendet
Und: Der gesamte Erlös der limitierten Tafeln wird an 100WEEKS gespendet, eine Plattform, die Frauen mit Geld und Finanztraining hilft, den Kreislauf der extremen Armut zu durchbrechen. Vier Tafeln mit jeweils 180 Gramm kosten etwa 13 Euro.