Carsharing Hafencity
  • Östliche Hafencity als autoarmer Stadtteil: Start quartiersübergreifendes Carsharing mit Cambio. Hier: Joachim Schwarz (Cambio, v.li), Senator Anjes Tjarks, Senatorin Dorothee Stapelfeldt und Jürgen Bruns-Berentelg (Hafencity GmbH).
  • Foto: Florian Quandt

In diesem Viertel soll keiner mehr ein Auto haben

Einen Großeinkauf machen, sperrige Gegenstände von A nach B bringen, schnell zur Arbeit kommen – all das können sich viele Hamburger:innen nicht ohne ihr Auto vorstellen. E-Autos sind noch zu teuer, Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel können auch nicht immer aushelfen. Wie also umweltbewusst mobil sein, aber bei Bedarf trotzdem auf ein Auto zurückgreifen können? In der östlichen HafenCity startet dazu ab Herbst ein Projekt.

In 30 Tiefgaragen der Wohn- und Geschäftshäuser der Quartiere Baakenhafen und Elbbrücken steht den rund 8000 Bewohner:innen und rund 13.000 Beschäftigten künftig eine größtenteils elektrisch betriebene Flotte des Carsharing-Anbieters „Cambio” zur Verfügung. Zu Beginn wird im Baakenhafen-Quartier mit 90 Fahrzeugen gestartet – 60 Prozent davon sind Elektroautos, dieser Anteil soll sich aber bis 2025 auf mindestens 90 Prozent erhöhen. Die Kapazitäten der Tiefgaragen sind schon für 400 Fahrzeuge ausgelegt.

„Ein Sharing-Fahrzeug kann zehn Privatautos ersetzen”, so Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity GmbH, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. „Haushalte und Unternehmen können Wagen nutzen, müssen aber keine Autos besitzen”, so Bruns-Berentelg. Das Privatauto werde nicht verboten, aber ersetzt.

Hamburg: Anzahl der Autos soll gesenkt werden

Studien zufolge stehen Autos in Hamburg im Schnitt 23 Stunden pro Tag ungenutzt herum. Das Umweltbundesamt hat vorgerechnet: In der Stadt der Zukunft sollte es maximal 150 zugelassene Autos pro 1000 Einwohner geben. In Hamburg sind es derzeit noch 423. Um diese Zahl zu senken, werden verbesserte Car-Sharing-Angebote entwickelt wie gerade in der HafenCity.

„Bei der Entwicklung der östlichen HafenCity nutzen wir von Anfang an die Chance, die Mobilität der Zukunft in das Quartier zu integrieren”, so Anjes Tjarks (Grüne), Senator für Verkehr und Mobilitätswende. „Ein breites Carsharing-Angebot trägt dazu bei, dass weniger Autos auf den Straßen sind, wir mehr Platz für alle Verkehrsteilnehmenden haben und trotzdem jederzeit nach Bedarf ein passendes Auto ausgeliehen werden kann.”

Auch die Opposition unterstützt das Projekt. Anke Frieling (CDU) zur MOPO: „Ich habe keine Bedenken, dass sich die Entwicklung eines autoarmen Stadtteils negativ auf die Wohnungsanfrage auswirkt.” Wer in das Quartier Baakenhafen ziehe, entscheide sich bewusst dafür, in einem autoarmen Stadtteil zu leben und auf das eigene Fahrzeug zu verzichten.

Hamburg: Auch andere Stadtteile sollen autoärmer werden

Auch in anderen Stadtteilen wird so ein Vorhaben diskutiert – wie beispielsweise in Eimsbüttel. Konkret geht es um das dicht bebaute Altbau-Wohnquartier rund um die Rellinger Straße. Dort soll nach dem spanischen Vorbild in Barcelona dem Autoverkehr viel Platz genommen werden, um dafür Aufenthaltsflächen, Sitzmöglichkeiten, Spielbereiche oder Fahrradwege zu schaffen. Der Plan: Der Mensch soll im Vordergrund stehen. Eine Umfrage mit Eimsbüttlern hat ergeben: 76 Prozent befürworten die Idee.

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Im Quartier Baakenhafen soll es nicht ganz so streng zugehen. Die Bewohner:innen können zwar weiterhin hinter dem Steuer sitzen – nur bestenfalls nicht am eigenen. Das Projekt soll zwischen dem 11. und 15. Oktober starten.
Hafencity Car-Sharing-Projekt ist das Modell der Zukunft für Hamburgs Quartiere.

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