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Bauer Hauke Jaacks mit seinen Kühen.
  • Milchbauer Hauke Jaacks droht Haus und Hof in Rissen zu verlieren.
  • Foto: Florian Quandt

Immobilien-Manager greift zu: Milchbauer verliert seinen Hof – Behörde stimmt Deal zu

Rissen –

Seit 32 Jahren ist Hauke Jaacks Landwirt. Steht früh auf, arbeitet hart. Er macht kaum Urlaub, versorgt stattdessen sieben Tage in der Woche seine Milchkühe. Lange schon ist er Pächter des Moorhofs in Rissen. Doch nun will der Eigentümer den Hof an einen reichen Immobilienmakler verkaufen, der dort nahe des Klövensteens einen großen Reiterhof plant. Jaacks droht seine Existenz zu verlieren.

Der Milchvieh- und Zuchtbetrieb von Hauke Jaacks ist erfolgreich. Gerade hat er Rinder nach Gran Canaria verkauft. Aber auch in Saudi-Arabien stehen von ihm gezüchtete Kühe in den Ställen. Die hohe Pacht für den Hof hat er nach eigener Aussage immer gern gezahlt und trotzdem noch mehrere hunderttausende Euro zusätzlich reingesteckt. „Ich dachte ja immer, dass ich das irgendwann alles einmal kaufe.“

Trecker Hauke Jaacks auf dem Moorhof in Rissen.

Hauke Jaacks auf seinem Trecker. In der Arbeit auf seinem Hof geht er auf.

Foto:

Florian Quandt

Jetzt, da die Eigentümer den Hof tatsächlich verkaufen wollen, zeigt sich aber, dass das zu blauäugig war. Denn sie haben einen Makler beauftragt und wollen nun einem anderen Käufer den Vorzug geben. Das hielt Jaacks bisher für fast ausgeschlossen. Dabei verließ sich der Bauer aber offenbar zu sehr darauf, dass er als Landwirt laut Bundesgesetz ein Vorkaufsrecht hat.

Hauke Jaacks droht den Moorhof in Rissen zu verlieren

Jaacks ist studierter Agrar-Ingenieur, seine Ehefrau ebenfalls. Sie sind auch Ausbildungsbetrieb, beschäftigen seit Sommer einen gehörlosen Lehrling, der „sich hervorragend macht“. Und sie haben einen sechsjährigen Sohn. Doch wenn sie jetzt Haus und Hof verlieren, dann „müssen wir wohl notgedrungen einen Teil der Kühe schlachten“, und sich umorientieren sagt er.

Kühe auf dem Moorhof der Jaacks in Rissen.

Auf dem Moorhof werden 140 Milchkühe gehalten.

Foto:

Florian Quandt

Den Zuschlag für den Hof bekommt nach Recherchen des NDR ein Immobilienmakler, der dort den Betrieb schließen und einen Reitstall eröffnen will. Allerdings dürfen landwirtschaftliche Flächen nicht einfach so verkauft werden, die Behörden müssen dem zustimmen. Damit nicht immer mehr landwirtschaftliche Flächen verlorengehen.

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Hamburg: Wirtschaftsbehörde stimmt Bauernhof-Verkauf zu 

In Hamburg hat die Wirtschaftsbehörde allerdings geprüft und gegen Hauke Jaacks und für den Reiterhof entschieden. Das Betriebskonzept habe sie überzeugt, heißt es dort. Der neue Betreiber wolle ja auch „eine landwirtschaftliche Nutzung etablieren, nämlich eine Pferdezucht und Pensions-Pferdehaltung“, so Sprecher Christian Füldner von der Wirtschaftsbehörde. Da beide Interessenten eine landwirtschaftliche Nutzung garantierten, müsse die Behörde dem privaten Grundstücksgeschäft zustimmen.

Grüne und Linke in Altona wollen Moorhof in Rissen retten

Das sehen Grüne und Linke in der Bezirksversammlung Altona ganz anders. Sie halten die Entscheidung der Wirtschaftsbehörde für falsch und haben einen Antrag eingebracht, mit dem die Behörde aufgefordert wird, die Sachlage erneut zu prüfen. „Die Behörde hat ihre Handlungsspielräume nicht ausgeschöpft“, sagt Eva Botzenhard von den Grünen. „Landwirtschaftlicher Boden darf nicht zu einem Spekulationsobjekt werden, sonst steigen die Preise so sehr, dass der Boden für die Bauern zu teuer wird.“

Ein Pferd guckt aus seiner Box in einem Reitstall.

Ein Pferd guckt in einem Reitstall aus seiner Box. Wie groß die Anlage in Rissen werden soll, ist nicht bekannt. Die Pläne sind nicht öffentlich.

Foto:

picture alliance

Botzenhard fordert die Behörde auf, das Verfahren zu stoppen und existierende Betriebe zu schützen. Immerhin habe Hamburg schon heute viele landwirtschaftliche Betriebe verloren, die Mehrzahl wurde zu Reiterhöfen. Botzenhard: „Hamburg hat nur noch zehn Milchvieh-Betriebe.“

Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium blickt mit Sorge auf die Entwicklung, dass Boden mehr und mehr zum Spekulationsobjekt geworden ist. Seit der Finanzkrise sind Investoren überall auf der Suche nach Anlageobjekten und das sorgt auch dafür, dass Vermögen in Agrarimmobilien und Land angelegt wird. Die gestiegenen Bodenwerte machen den Landwirten das Wirtschaften allerdings äußerst schwer.

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