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  • Dieser historische Bau muss wohl für „moderne Stadthäuser“ weichen.
  • Foto: Patrick Sun

Historische Villa vor Abriss: Investor will neu bauen – Anwohner gründen Initiative

Alsterdorf –

Das Villen-Sterben in Hamburg geht offenbar weiter. Nachdem eine Gründerzeit-Villa in Hohenfelde abgerissen wurde, ist nun auch eine frühere Direktoren-Villa in Alsterdorf bedroht. Ein Investor will dort sieben neue Stadthäuser bauen – doch eine Initiative von Bewohnern der Siedlung stemmt sich dagegen. 

In Hamburg soll erneut ein Stück Geschichte dem Erdboden gleich gemacht werden. Dieses Mal ist die Villa an der Alsterdorfer Straße 386 betroffen. Dort, wo früher Direktoren der Alsterdorfer Anstalten wohnten, sollen nun sieben schicke Stadthäuser errichtet werden. 

Sieben „Moderne Architekten-Stadthäuser“ geplant

Sieben „moderne Architekten-Stadthäuser“, wie die verantwortliche „Tomczak Bauträger GmbH“ die Häuser auf der eigenen Website nennt, mit einer Wohnraumfläche von jeweils 180 Quadratmetern, sollen auf dem Areal entstehen. Vielen Bewohnern der Siedlung ist das Vorhaben ein Dorn im Auge.

Initiative für Erhalt der Hamburger Villa gegründet

Für den Erhalt des historischen Gebäudes haben sie deshalb eine Initiative gegründet. Marietheres Spallek ist Sprecherin der Initiative, die gegen den Abriss kämpft: „Mir liegt der Bau sehr am Herzen“, betonte sie gegenüber dem „Hamburger Wochenblatt“. Doch auch von den geplanten Neubauten ist sie kein Fan: „Die fügen sich nicht in die Umgebung ein. Es wird zu viel. Wir machen uns Sorgen um unsere Kinder. Der Verkehr in unserer Spielstraße wird zunehmen“, erklärte Spallek ihren Unmut. 

Hamburg: Bezirksämter können Abrisse nicht immer verhindern

Das zuständige Bezirksamt Nord könne wenig tun, wie Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz gegenüber der MOPO erklärte: „Der Abbruch eines alten Gebäudes ist oftmals bedauerlich, kann jedoch nicht immer durch die Bezirksämter verhindert werden.“

Nach den Informationen des Bezirksamts gelte im Falle des Gebäudes in der Alsterdorfer Straße 386 kein Denkmalschutz oder andere städtebauliche Erhaltensverordnung. Doch es gebe noch ein wenig Hoffnung. „Es ist noch keine Entscheidung zum Bauantrag gefallen, da sich dieser noch in der Prüfung befindet“, sagte Werner-Boelz.

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Hamburger Denkmalverein ist gegen den Abriss

Der Hamburger Denkmalverein ist ebenfalls gegen den Abriss und hofft, dass das Vorhaben noch verhindert wird: „Man muss nicht immer zwangsläufig neubauen“, sagte die Vorsitzende Kristina Sassenscheidt. Die Erhaltung der Gebäude bewahre auch die in ihnen gespeicherte „graue Energie“, spare wertvolle Ressourcen und vermeide Co2-Ausstoß. Ihrer Meinung nach „dürfen Hamburgs Qualitäten nicht durch Quantitäten im Wohnungsbau geopfert werden.“ 

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Wird das Vorhaben umgesetzt, geht neben der Gründerzeit-Villa in Hohenfelde, einer Villa in der Fährhausstraße in Uhlenhorst und dem 2014 abgerissenen „weißen Haus von Nienstedten“, wo sich einmal im Jahr Hamburgs Politiker, Unternehmer und Künstler trafen, ein weiteres Stück Geschichte in Hamburg verloren. (maw)

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