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Dieses Bild des Künstlers Christoph Suhr (1771-1842) zeigt die Besetzung Hamburgs durch russische Soldaten 1813, die das Ende der Franzosenzeit eingeläutet hat. (Illustration)
  • Dieses Bild des Künstlers Christoph Suhr (1771-1842) zeigt die Besetzung Hamburgs durch russische Soldaten 1813, die das Ende der Franzosenzeit eingeläutet hat. (Illustration)
  • Foto: IMAGO/Heritage Images

Historischer Gipfel an der Elbe: Als Hamburg noch französisch war

Wenn die Mitglieder der französischen Regierung am Montag in Hamburg eintreffen, begeben sie sich auf früheres Staatsgebiet: Von 1806 bis 1814 war die Hansestadt in französischer Hand. Nachdem Napoleon bei seinem Feldzug gegen Preußen Hamburg 1806 besetzen ließ, wurde zunächst der Handel mit Großbritannien verboten. Dies führte zum Bankrott vieler Hamburger Händler und zur Verarmung der Bevölkerung.

1811 gliederte Napoleon die Stadt dann in das Französische Kaiserreich ein. „Hambourg“ wurde zur Hauptstadt des Départements der Elbmündung, zu dem auch Lübeck zählte. Der französische Kaiser ernannte seinen Vertrauten Louis-Nicolas Davout zum Generalgouverneur. Dieser hatte den Auftrag, Hamburg zur Festung auszubauen und in der Stadt die Gesetze des Kaiserreichs durchzusetzen.

Hamburg war Hauptstadt des Départements der Elbmündung

So wurde das Hamburger Stadtrecht vom napoleonischen Code Civil abgelöst. Damit waren erstmals alle Bürger vor dem Gesetz gleichgestellt; die bis dahin geltende gesetzliche Diskriminierung von Juden war vorerst aufgehoben. Zu den Neuerungen zählten auch eine straffere Verwaltung, die Einführung mündlicher Gerichtsverfahren und die Trennung von Staat und Kirche.

Je länger die französische Besatzung dauerte, desto schlimmer erging es der Bevölkerung. Männer wurden zur Zwangsarbeit herangezogen. Vor den Toren der Stadt wurden mehrere Dörfer abgebrannt. Schließlich verpflichtete Generalgouverneur Davout die Hamburger, sich Lebensmittelvorräte für sechs Monate anzulegen – was vielen angesichts der schlechten Versorgungslage nicht möglich war. Wer keine Vorräte nachweisen konnte, riskierte die Ausweisung.

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Über die Weihnachtstage 1813, als Hamburg von der Nordarmee belagert wurde, vertrieben die französischen Besatzer große Teile der Einwohnerschaft. Zahlreiche Hamburger wurden zunächst in der St. Petri-Kirche zusammengetrieben, bevor sie bei Eiseskälte vor die Stadttore geführt und dort ihrem Schicksal überlassen wurden.

Auf dem Weg nach Altona starben mehr als 1100 Menschen, an die bis heute ein Gedenkstein im Park Planten un Blomen erinnert. Erst zwei Monate nach Napoleons Abdankung übergab Davout 1814 die Stadt, in der die russischen Soldaten als Befreier gefeiert wurden.

Hamburg: Französische Spuren halten sich bis heute

Spuren der Franzosenzeit finden sich bis heute, etwa in Straßennamen wie Franzosenkoppel oder dem Ausdruck „Plörre“ für dünnen Kaffee, der mit dem französischen Wort pleurer (weinen) verwandt ist. Die süßeste Hinterlassenschaft ist vermutlich das Franzbrötchen, eine norddeutsche Version des Croissants aus Hefeteig mit viel Butter, Zucker und Zimt.

Heute sind die Schrecken der Franzosenzeit vergessen: Seit 1958 ist Hamburg mit der Hafenstadt Marseille verpartnert. Im Stadtteil Finkenwerder liegt ein Airbus-Werk, das zu den deutsch-französischen Erfolgsgeschichten zählt – und dessen Besuch deswegen auch auf dem Programm der deutsch-französischen Regierungsklausur am Montag steht. (afp/mp)

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