„Hatte gelitten“: Hamburgs „Stadträder“ nach Modernisierung wieder mehr genutzt
Im Frühling und Sommer sind wieder mehr Menschen mit den roten Stadträdern durch Hamburg geradelt. Liegt es an der Modernisierung der Flotte, am wärmeren Wetter oder am günstigen Preis?
Nach einem deutlichen Rückgang im vergangenen Jahr werden die roten Fahrräder des Hamburger Leihsystems „Stadtrad“ wieder mehr genutzt. Seit Beginn der Modernisierung der Flotte im März sei die Zahl der Ausleihen bis September um elf Prozent gestiegen, teilte der Betreiber DB Connect mit.
„Stadtrad hat ein bisschen gelitten, hat sich jetzt aber auch durch die Modernisierung deutlich wieder nach vorne gearbeitet“, sagte der Senator für Verkehr und Mobilitätswende, Anjes Tjarks (Grüne), bei der Vorstellung einer neuen Station im Stadtteil Fuhlsbüttel. Die Zahl der Kunden sei um zehn Prozent gewachsen.
Tausende Hamburger Kunden profitieren von gratis Fahrten
Derzeit gibt es in Hamburg 325 Leihstationen mit rund 3.900 Fahrrädern und 50 Lastenrädern. Im laufenden Monat sollen zehn Stationen hinzukommen. In diesem Jahr seien bislang 1,3 Millionen Ausleihen gezählt worden, sagte der Leiter Shared Mobility bei DB Connect, Cornelius Kiermasch.
In Hamburg gebe es rund 250.000 registrierte Kunden. Bis auf die Anmeldegebühr von fünf Euro zahlen sie in der Regel nichts. Die erste halbe Stunde der Ausleihzeit ist gratis. Wer das Leihrad dann an einer Station wechselt, kann auch länger gratis fahren. 90 Prozent der Kunden zahlten nichts. „Das ist so gewollt“, betonte Kiermasch. Ein Fahrradausleihsystem funktioniere nur, wenn es öffentlich finanziert werde.
Teure Ausrüstung: Akku-Schloss mit Solarstrom
Was das Stadtrad-System den Hamburger Steuerzahler kostet, wollen weder DB-Connect noch die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende sagen. Das sei ein Geschäftsgeheimnis. Es dürfte aber nicht billig sein: Die modernisierten Fahrräder sind mit einem automatischen Schloss ausgerüstet, das in 20 Sekunden mit dem Handy geöffnet werden kann, wie Tjarks erläuterte.
Der Strom dafür kommt aus einer Solaranlage, die in den Gepäckhalter am Lenker eingebaut ist. Allerdings muss jedes Fahrrad im Herbst einmal in der Werkstatt aufgeladen werden, damit der Akku die dunkle Jahreszeit übersteht.
GPS-Ausstattung gegen wiederholten Fahrraddiebstahl
Mehrere Hundert Fahrräder gelten als vermisst. Sie werden gestohlen, für Ersatzteile ausgeschlachtet oder durch Vandalismus beschädigt, sagte Kiermasch. 90 Prozent der Räder werden schließlich wiedergefunden, müssen dann aber repariert werden.
Die neuen Fahrräder sind alle mit GPS ausgestattet, um sie leichter wiederfinden zu können. Zugleich werden die neuen Fahrräder nicht mehr an einem fest verankerten Poller angeschlossen. Das hat den Vorteil, dass Stationen auch auf Zeit eingerichtet werden können, wie im Juni während der Fußball-EM am Volksparkstadion.
2,4 Millionen Ausleihen im nächsten Jahr angestrebt
Im vergangenen Jahr und den ersten Monaten dieses Jahres hatte die Deutsche Bahn, zu der der Betreiber DB Connect gehört, im Vergleich zu 2022 einen Rückgang der Ausleihen um etwa elf Prozent auf etwa 1,6 Millionen verzeichnet. Von Januar bis Ende April dieses Jahres lag der Rückgang im Vorjahresvergleich bei etwa 4,8 Prozent.
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Für 2025 hat sich Tjarks‘ Behörde zum Ziel gesetzt, die Zahl der Ausleihen auf 2,4 Millionen zu erhöhen. Das Hamburger Stadtrad-System war vor 15 Jahren, im Juli 2009, eingeführt worden. (dpa/mp)