Ermittler stehen vor der Durchsuchung an einem Mehrfamilien-Hochhaus.

Ermittler stehen vor der Durchsuchung an einem Mehrfamilien-Hochhaus. Im Kampf gegen Hasskriminalität wurden mehrere Wohnungen durchsucht. Foto: dpa

Hass und Hetze im Internet: So schlimm ist die Situation in Hamburg

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Hass und Hetze lassen sich im Internet leicht verbreiten. Vermeintlich anonym wird ungehemmt geschimpft, geschmäht und beleidigt. In Hamburg gibt es für solche Fälle eine Meldeportal. Die Staatsanwaltschaft geht den Hinweisen nach.

Seit Freischaltung des Onlineportals Hamburg-gegen-Hass.de im vergangenen Dezember sind über diesen Weg bei der Staatsanwaltschaft bereits 115 Anzeigen wegen Hass und Hetze eingegangen. In allen Fällen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet, wie aus der Senatsantwort auf eine Anfrage der Grünen-Bürgerschaftsabgeordneten Lena Zagst hervorgeht. Demnach wurden 111 Anzeigen über das Portal von Einzelpersonen erstattet, die restlichen vier von Organisationen oder Unternehmen.

Jede Anzeige auf dem Hamburger Meldeportal führte zu Ermittlungen

„Jede dieser Anzeigen führte direkt zu Ermittlungen“, sagt Fraktionsvize Zagst, die auch rechtspolitische Sprecherin der Grünen in der Bürgerschaft ist. „Zwanzig Prozent der Ermittlungsverfahren wurden wegen des Verdachts der Volksverhetzung eingeleitet, ein ebenso großer Anteil entfiel auf den Verdacht der Beleidigung.“

Allerdings konnte die Justizbehörde laut der Senatsantwort nicht sagen, wie oft daraufhin auch Täter ermittelt und gegebenenfalls verurteilt werden konnten, da dies für die Online-Anzeigen nicht differenziert erfasst wird.

„Nach Angaben der Justizbehörde bewegen sich die Zahlen zu Hasskriminalität in Hamburg auf gleichbleibend hohem Niveau“, so Zagst. „Ein Großteil davon hat einen rassistischen Hintergrund, direkt danach folgen antisemitisch motivierte Straftaten.“ Auch frauen-, trans- und queerfeindlich motivierte Taten kämen häufig vor.

Hasskriminalität in Hamburg: 234 Tatverdächtige ermittelt

Bereits im Juni hatte der Senat auf eine Anfrage der Linken mitgeteilt, dass im vergangenen Jahr in Hamburg insgesamt 361 Straftaten im Kontext von Hasskriminalität begangen wurden. In 193 Fällen konnten demnach bislang 234 Tatverdächtige ermittelt werden – 31 Frauen und 203 Männer. 295 geschädigte Personen seien erfasst worden.

Von der Koordinierungsstelle OHNe Hass („Offensiv gegen Hass im Netz – konsequent anzeigen, effektiv verfolgen“) wurde das Onlineportal so eingerichtet, dass Betroffene oder solche, denen Hassreden gegen andere auffallen, möglichst einfach und mit geringem Aufwand Anzeige erstatten können. Eine Anmeldung oder Registrierung ist nicht nötig. Voraussetzung ist lediglich die Erreichbarkeit über E-Mail. Außerdem können Screenshots hoch- und – wenn gewünscht – gleich ein Strafantrag heruntergeladen werden.

Menschen in Hamburg sollen sich sicher fühlen

Es sei wichtig, dafür zu sorgen, dass sich alle Menschen in Hamburg sicher fühlen könnten, „ob auf der Straße oder im Netz“, meint Zagst. Deshalb stelle Rot-Grün sicher, dass die Strafverfolgungsbehörden ausreichend ausgestattet seien, um ihren wichtigen Aufgaben gerecht zu werden. Die Politikerin sieht aber auch noch Luft nach oben: „Fortbildungen im Bereich Hasskriminalität können die Strafverfolgung noch effektiver machen und für die besondere Lage der Betroffenen sensibilisieren.“

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Ausgangspunkt jeglicher Strafverfolgung sei es jedoch, dass möglichst viele Betroffene Anzeige erstatten, so Zagst. „Ich ermutige daher alle Betroffenen von Hasskriminalität, ihr Recht wahrzunehmen und eine Strafanzeige zu erstatten, ob bei OHNe Hass, bei der Onlinewache oder persönlich bei der Polizei.“ (dpa)

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