Zwischen Nokia-Nostalgie und Nachrichten-Sucht: Die Handy-Hassliebe bei der MOPO
Handy aus? Beeindruckende 92,5 Prozent der Befragten sprachen sich bei einer Umfrage auf mopo.de für eine Einschränkung der Smartphone-Nutzung an Schulen aus. In der Redaktion klang das oft ähnlich. Doch wie steht’s um unsere Redakteure und ihre Handysucht? Ein altmodischer Nokia-Fan, eine hin und her Gerissene und ein echter News-Süchtiger berichten.
„Mein altes Nokia reicht mir in jeder Lebenslage“
Thomas Hirschbiegel (Chefreporter): Ich liebe mein Nokia RM 945. Man kann telefonieren, SMS versenden und sogar Fotos machen. Mehr will ich nicht. Und brauch’ ich auch nicht. Ich frag’ mich angesichts all der Smartphone-Zombies auf den Straßen, was dieser Wahnsinn soll. Okay, ich bin jetzt 66 und nicht mehr im Mega-Berufsstress.

Gut erreichbar bleib’ ich mit dem rund 15 Jahre alten, treuen Nokia aber allemal. Und was glaubt ihr Smartphone-User denn, wie wichtig ihr seid? 95 Prozent aller Mails und Nachrichten kann man doch ganz in Ruhe abends oder sogar am nächsten Tag beantworten.
Neulich aber fiel mein Nokia runter. Eigentlich kein Problem, das Ding ist robust. Doch diesmal war es kaputt. Ich war in Panik und kaufte sofort bei Ebay drei gebrauchte Nokia. Der Preis: 15 bis 25 Euro! Auf weitere 15 Jahre!
„Ich kann nicht mit, aber auch nicht ohne Smartphone“
Chiara Horn (Reporterin): Nachrichten gelesen, nicht geantwortet, schon wieder vergessen. Passiert mir viel zu häufig, sogar bei Leuten, die mir wichtig sind. Egal ob WhatsApp, Snapchat oder Push-Benachrichtigungen: Von morgens bis abends ploppen Nachrichten auf. Und damit geht der Druck einher, sofort reagieren zu müssen.

Trotzdem: Ohne Handy könnte ich nicht leben. Es erleichtert meinen Alltag enorm, etwas beim Nachschauen von Fahrplänen oder Online-Banking. Es hält mich mit Freunden in Kontakt, auch wenn wir weit voneinander entfernt sind. Gerade jetzt, wo eine meiner besten Freundinnen in Köln ist, ist das Smartphone meine einzige Verbindung zu ihr. Aber dieses ständige Gebimmel macht einen verrückt und raubt Energie. Deshalb wünsche ich mir manchmal die Gelassenheit des Briefeschreibens: geduldig warten, ohne Erwartungsdruck.
„Alle Tage, alle Nachrichten aus aller Welt — Hilfe!“
Alexander Josefowicz (CvD): Mein Lieblings-Handyspiel? Eilmeldungs-Bingo. Die Zahl der News-Apps auf meinem Handy stellt sicher, dass ich rund um die Uhr über alles informiert bin, was die Kollegen in Hamburg, Berlin, München, London oder New York so für berichtenswert halten. Die Kehrseite der umfassenden Informiertheit? Doomscrolling.

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Wenn ich nicht aufpasse, hangle ich mich von einer zur nächsten schlechten Nachricht, bis ich schon beim Frühstück lieber zur Schnapsflasche als zum Teebecher greifen will. Mach ich natürlich (meistens) nicht. Und zum Urlaub, wo morgendlicher Alkoholmissbrauch viel leichter als „Daydrinking“ oder Sektfrühstück zu kaschieren wäre, gehört für mich eine strikte Nachrichtendiät. Die ich meistens mindestens bis zum Mittagessen durchhalte.
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