Hamburgs Dioxin-Skandal im Naturschutzgebiet: Jetzt wird aufgeräumt
2018 wurden im Naturschutzgebiet rund um die Boberger Dünen krebserregende Giftstoffe im Boden gefunden. Die Werte waren so stark erhöht, dass der Bereich saniert werden muss. Geplant ist ein gesamter Austausch des Bodens – bald soll es losgehen.
Der seit mehreren Jahren mit Dioxin belastete Boden im Naturschutzgebiet Boberger Niederung im Hamburger Osten soll im Herbst ausgetauscht werden. Hierfür wurden in den vergangenen Jahren etliche Bäume gefällt – für Vögel und Fledermäuse mussten Ausweichquartiere gefunden werden.
Aktuell ist geplant, dass die Sanierung am 1. November beginnt. Ein entsprechendes Bieterverfahren läuft derzeit und soll bis Ende August abgeschlossen sein, wie ein Sprecher der Hamburger Umweltbehörde sagte. „Momentan sind wir im Zeitplan.“ Die kontaminierte Fläche ist gut 1,6 Hektar groß. Das ist in etwa so viel wie zwei Fußballfelder. Zuvor hatte der NDR berichtet.
Bodensanierung soll bis Ende 2027 dauern
Dem öffentlichen Bieterverfahren zufolge soll die Bodensanierung bis Ende 2027 abgeschlossen sein. Dazu sollen im Wesentlichen zunächst die obere Erdschicht abgetragen, dann mehrere Tausend Kubikmeter Unterboden ausgebaut und entsorgt sowie der Boden komplett erneuert und wieder bepflanzt werden. Im Plan stehen auch 900 Stieleichen. Der belastete Boden muss dabei in abgedeckten Lkws transportiert werden, damit er nicht verweht. Nach Abschluss der Sanierung kann das Gebiet um die Boberger Dünen wieder als Naherholungsgebiet genutzt werden.
Das Umweltgift war 2018 in einer routinemäßig entnommenen Bodenprobe entdeckt worden. Die Behörde vermutet, dass es aus der Pflanzenschutzmittelproduktion eines in Moorfleet ansässigen Chemieunternehmens stammt. Die möglichen Abfallstoffe sind den Angaben zufolge vermutlich in den 1960er Jahren in den Boden gelangt. „Ein Luftbild aus dem Jahr 1962 legt nun die Vermutung nahe, dass damals zusammen mit möglicherweise per Bahn oder per Lkw angeliefertem Boden- und Bauschutt auch illegaler Industrieabfall abgekippt wurde”, schreibt die Behörde im Internet.
Dioxin-Sanierung kostet Millionen
Bei den Bodenproben 2018 wurde der Grenzwert teilweise um das 700-Fache überschritten. Der Bereich im Norden des Naturschutzgebiets im Stadtteil Lohbrügge war nach dem Fund abgesperrt worden. Umfangreiche Untersuchungen hatten ergeben, dass das Dioxin bis rund einen Meter unter der Oberfläche nachweisbar ist.
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Die Sanierung wird teuer: Der Umweltbehörde zufolge liegen die Kosten bei rund 8,5 Millionen Euro. 3,75 Millionen Euro davon zahlt der Pharmakonzern Boehringer. Der Bodenaustausch sei nach Expertenmeinungen aber im Sinne von Mensch und Umwelt die beste Lösung.
Giftstoffe können Krebs auslösen
Dioxine entstehen nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit meist als unerwünschte Nebenprodukte bei Verbrennungsprozessen in der Industrie, aber auch im Hausbrand. Die durch einen Chemieunfall in Seveso bei Mailand (1976) bekannt gewordenen Giftstoffe gelten als krebserregend und können die Entwicklung von ungeborenen Kindern und Säuglingen stören. (dpa/mp)
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