Hamburger Zukunftsforscher: So wird unsere Gesellschaft in 20 Jahren aussehen
Sorgen vor Klimawandel, Armut und Einsamkeit werden die Deutschen im Jahr 2045 noch stärker umtreiben, sagt Zukunftsforscher Opaschowski. In seinem neuen Buch geht es auch um Freiheit und Sicherheit.
In seinem neuen Buch liest der Hamburger Zukunftsforscher Horst Opaschowski den Politikern die Leviten. Die Bevölkerung habe den subjektiven Eindruck, dass es in der Politik mitunter mehr um den eigenen Machterhalt als um das Wohl der Menschen gehe, schreibt der Wissenschaftler in seinem „Zukunftsbarometer“. Die Bevölkerungsmehrheit habe ganz andere Sorgen: Altersarmut und Gewaltkriminalität, Wohlstandsverluste und unbezahlbaren Wohnraum, Fake News und Einsamkeit. Bei seiner Einschätzung beruft sich Opaschowski auf Umfragen, die er seit vielen Jahren regelmäßig in Auftrag gibt.
Hamburg: Zukunftsforscher warnt vor Armut und Einsamkeit
Im „Zukunftsbarometer“ versucht der 83-Jährige einen Ausblick bis 2045 zu zeichnen. „Wenig spricht derzeit dafür, dass die Zeiten friedlicher und sicherer werden“, meint Opaschowski. Konflikte und Gewaltkriminalität würden zunehmen, daher werde der Hunger nach Sicherheit „so wichtig wie der Durst nach Freiheit“. Opaschowskis Prognose: 2045 werden bei mehr als 90 Prozent der Deutschen die Sicherheitsbedürfnisse dominierend sein und ihr Wohlstandsdenken bestimmen.
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Zu den größten Sorgen der Deutschen werde auch in den nächsten Jahrzehnten der Klimawandel zählen. Ist jedoch der Wohlstand gefährdet, schwinde die ökologische Sensibilität, vermutet Opaschowski. „Das Auf und Ab der Fridays-for-Future-Bewegung beweist, wie schnell die öffentliche Aufmerksamkeit sinkt, wenn Kriegsgefahren drohen und sich Wohlstandsverluste abzeichnen.“ Und die Ängste vor einem sozialen Absturz werden nach Einschätzung des Forschers weiter zunehmen.
Vereinsamung und Alterung könnten die Ängste verstärken. Die Weltbevölkerung wachse, Deutschlands Bevölkerung hingegen schrumpfe tendenziell. Die Geburtenquote habe 2023 den niedrigsten Stand seit 2009 erreicht. „Die Jugend wird zur Minderheit, und 2045 gibt es in den meisten deutschen Haushalten keine Kinder mehr“, schreibt Opaschowski. Die Mehrheit der 65plus-Generation werde nicht verheiratet, sondern ledig, verwitwet oder geschieden sein.
„Neue Form der Wohlstandsverwahrlosung droht“
Opaschowski fordert Generationengerechtigkeit ein, gerade in der Finanzpolitik: „Wenn ein Staat systematisch über seine Verhältnisse lebt, dann droht aus der Staatsverschuldung ein Schuldenstaat zu werden, der unverantwortlich zugunsten der Lebenden und zulasten der Nachgeborenen handelt.“ Eine solche Entwicklung sei nicht nachhaltig.
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Die soziale Stabilität des Generationenvertrags stehe auf dem Spiel, glaubt Opaschowski. Kommunen rutschten in die roten Zahlen. Die Folgen seien marode Straßen und Sportanlagen. „Eine neue Form der Wohlstandsverwahrlosung droht. Das Zusammenleben in Städten und Gemeinden wird kälter“, warnt der Zukunftsforscher vor den Folgen einer übergroßen Staatsverschuldung. (dpa/mp)