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Oldtimer liegt auf dem Dach
  • Nach dem Überschlag auf dem ADAC-Trainingsgelände in Lüneburg liegt der Lloyd auf dem Dach.
  • Foto: Patrick Seitz

Überschlag mit 20 km/h: Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd

Fast 20 Jahre hegt und pflegt Norbert Bogdon seinen 57er Lloyd LP 600 schon. Über den Spruch „Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd“ hat der 53-jährige Eimsbütteler immer nur müde gelächelt. Bis zu diesem einen Tag beim ADAC in Lüneburg. Ausgerechnet bei einem Fahrsicherheitstraining überschlug sich der knallgelbe Kleinwagen.

Der Journalist ist in der Oldtimer-Szene bekannt wie ein bunter Hund. Er knatterte mit seinem 19-PS-Gefährt beim legendären Stadtparkrennen um die Kurven und nutzt das Auto auch als Alltagswagen, ist also gut mit ihm vertraut. Was sollte auf der Rennstrecke also Schlimmes geschehen mit einem Fahrzeug, das von 0 auf 100 km/h mindestens 60 Sekunden braucht?

Nach Überschlag: Fahrer erlitt Kopfverletzung

Norbert Bogdon sollte es schmerzlich erfahren. Bei kaum mehr als 20 km/h geriet das 540 Kilo leichte Wägelchen auf einen Fahrbahnbegrenzer aus Plastik. Der wirkte wie eine Rampe und: Zack! Da lag das Auto auf dem Dach und rutschte auf eine Rasenfläche. Da das Auto keine Sicherheitsgurte hat, zog sich Norbert Bogdon eine böse Kopfplatzwunde zu.

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Doch mehr als die Verletzung schmerzte ihn der Anblick seines demolierten Oldtimers. Die Aussage des Gutachters war dann auch niederschmetternd: Mehr als 10.000 Euro würde eine Reparatur kosten und das bedeutet: Totalschaden!

Sieht schnell aus, ist es aber nicht: Ein LLoyd LP600 schafft kaum 100km/h. Florian Quandt
Oldtimer fährt im Verkehrskreisel
Sieht schnell aus, ist es aber nicht: Ein Lloyd LP600 schafft kaum 100 km/h.

Aber eine Vernunftentscheidung war hier nicht gefragt. Schließlich ging es um eine lange und stabile Liebesbeziehung zu dem kleinen gelben Flitzer.Norbert Bogdon sagte sich: „Nein, das kann es noch nicht gewesen sein. Er soll wieder auf die Straße.“ Und dann kam der Papa des geknickten Lloyd-Fahrers ins Spiel. Er kannte einen Kfz-Meister im Ruhestand, der eigentlich als Langzeitprojekt einen DKW F9 aus dem Jahr 1939 restaurieren wollte.

Norbert Bogdon (53) ist stolz auf seinen treuen LLoyd LP600. Florian Quandt
Mann vor Oldtimer
Norbert Bogdon (53) ist stolz auf seinen treuen Lloyd LP600.

Doch der Mann ist Bremer und der verbeulte Lloyd kommt ja auch aus Bremen. Hier wurden die Autos zwischen 1950 und 1961 hergestellt. Der alte Schrauber war sofort Feuer und Flamme. Zusammen mit Norbert Bogdon machte er sich an die Arbeit, die verzogene Karosserie wurde gerichtet, das Dach erneuert und 1000 andere Sachen mehr. Nach neun Monaten war es so weit, der Lloyd wieder fahrbereit und mit Werbung für die legendäre Kiez-Kneipe „Zur Ritze“ versehen. Dort trainiert Bogdon nämlich seit 20 Jahren.

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