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  • Tim Mälzer machte bei "Markus Lanz" auf die dramatische finanzielle Lage in Hamburgs Gastro-Szene aufmerksam
  • Foto: picture alliance

Hamburger TV-Koch: Mälzer fordert Hilfspaket: „Bin in drei Monaten bankrott“

Hamburgs Gastro-Szene steckt aufgrund des Coronavirus in einer tiefen Krise. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichten mehr als 100 Betriebe, darunter auch die „Bullerei“ von Tim Mälzer, einen offenen Brief an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). In der Talkshow „Markus Lanz“ machte der Fernsehkoch am Donnerstagabend noch einmal deutlich, wie dramatisch die Lage tatsächlich ist.

Der 49-Jährige wurde – ebenso wie Hamburgs ehemaliger Bürgermeister und jetziger Bundesfinanzminister Olaf Scholz – per Livestream zugeschaltet. „Bei mir stehen derzeit zwei Unternehmen vor der Schließung“, erzählt er.

Grund seien neben der laufenden Miet- auch die hohen Personalkosten. 200 Mitarbeiter beschäftigt der Fernsehkoch. „Die muss ich voll finanzieren bei null Euro Einnahmen“, sagt er. Auch wenn er viele Jahre über die Möglichkeit hatte, sich ein gewisses Polster aufzubauen, so könne er sich die aktuelle Situation „ungefähr für drei Monate leisten, danach bin ich nicht nur unternehmerisch, sondern auch privat bankrott.“

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Hamburger Promi-Koch Tim Mälzer fordert „Rettungspaket“

Zwar bekräftigte Olaf Scholz in der Sendung, dass „alle Mittel eingesetzt würden, um die Arbeitsplätze zu sichern und ein riesiges Kreditprogramm auf den Weg“ gebracht würde, doch davon hält Mälzer wenig. „Das Steak, das ich heute verkaufe, verkaufe ich ja nicht übermorgen zweimal. Da bauen sich finanzielle Löcher auf, und wir verzögern nur die Insolvenz“, so der Gastronom.

Vielmehr müsse die Regierung finanzielle Soforthilfe leisten. „Wenn jetzt nicht sehr schnell Finanzhilfen kommen, die sich im Wesentlichen zunächst einmal auf die Lohnkosten konzentrieren, dann werden, glaube ich, in sehr kurzer Nähe sehr viele Läden schließen müssen“, so der Hamburger.

Er fordert ein Rettungspaket. „Wir bewegen uns hier im niederen Lohnbereich“, so Mälzer. Er würde sich daher wünschen, dass das Kurzarbeitergeld nicht nur 60 Prozent, sondern 80 Prozent des Lohnes übernehmen würde. Dann würde er sich auch bereit erklären auf 100 Prozent aufzustocken – wie viele seiner Kollegen. Er appelliert: „Erlasst uns die Lohnnebenkosten, vielleicht auch die Mehrwertsteuer bis Ende des Jahres.“

Tim Mälzer: „Wir in der Gastro sind bereit“

Viele seiner Kollegen seien bereit, ihren Teil zur Krise beizutragen und aus der Not eine Tugend zu machen. „Ich habe eine Küche, die ich gerade nicht benutzen kann, wir haben Lieferanten, die sagen, ich hab‘ Ware, die würden wir euch umsonst zur Verfügung stellen.“ Er würde diese Lebensmittel „zu Gerichten verarbeiten und dann in einem Abholsystem den Menschen kostenlos zur Verfügung stellen“. Und zwar all jenen, die derzeit „das gesellschaftliche Leben aufrecht erhalten“. Kassierer, Polizisten, Feuerwehrleute und alle im Gesundheitswesen. „Wir in der Gastro sind bereit, wir wollen mitmachen und wollen unseren Teil dazu beitragen.“

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Ob sein Appell gehört wird? Hamburgs Bürgermeister Tschentscher, der bei Lanz live im Studio saß, zeigte sich begeistert. „Ich finde das sehr sympathisch und sehr gut, dass Herr Mälzer das in die Hand nimmt und dass wir Ansprechpersonen haben.“ Er wüsste nicht, was dagegen spräche. Trotzdem seien die Fragestellungen „in der Praxis immer sehr komplex“.

Am Freitag wollte der Hamburger Senat ein Maßnahmenpaket schnüren, das besonders auch kleinen Unternehmern finanzielle Zuschüsse sichern soll.
 

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